KASSEN, WAAGEN & WARENWIRTSCHAFTSSYSTEME • TOP-THEMA
Dieser Umschwung könnte allerdings nur
vorübergehend gelten: Denn 41 Prozent der
Verbraucher, die ihr Zahlungsverhalten geändert
haben, folgen damit lediglich den
Aushängen im Handel, bitte auf Bargeld zu
verzichten. 36 Prozent sehen derzeit aufgrund
gesundheitlicher Bedenken von Münzen
und Scheinen ab. Diese Sorge rührt auch
daher, dass nur jeder Zweite die Hygienekonzepte
als gut bewertet – die Hälfte der
Verbraucher fühlt sich nicht sicher.
Obwohl ein Ende der Pandemie noch nicht
in Sicht ist, hat Kantar auch untersucht, ob
die Deutschen weiterhin auf Bargeld setzen
oder das Bezahlen mit Karte oder Handy
beibehalten wollen. 41 Prozent der Befragten
gaben an, nach der Pandemie wieder be-
vorzugt zum Bargeld zurückkehren. Und
auch bei der Altersgruppe zwischen 16 und
34 Jahren planen 37 Prozent, nach der
Pandemie wieder bar zu bezahlen. Münzen
und Scheine dürften demnach trotz des
Trends zur Karte ein gefragtes Zahlungsmittel
bleiben.
Nachhaltige Veränderung
Das glaubt auch Joachim Bacher. Der
„Director Trends & Futures“ fasst die Umfra-
geergebnisse zwar mit den Worten zu-
sammen: „Die Corona-Pandemie hat das
Einkaufsverhalten der Menschen nachhaltig
verändert. Die eigene Sicherheit steht im
Vordergrund eines jeden Einkaufes. Entspre-
chend ist während der Pandemie das bar-
geldlose Bezahlen gestiegen.“ Man wisse aus
dem Corona-Update des Werte-Index aller-
dings, räumt er ein, dass das Ohnmachtsge-
fühl der aktuellen Krise bei den Konsumen-
ten dazu führe, einem gefühlten Kontroll-
verlust entgegenzuwirken. Der Verbraucher
wolle seine Mündigkeit im digitalisierten
Alltag behalten. „Durch Bargeld kann jeder
uneingeschränkt am Leben teilhaben. Keiner
in der Gesellschaft wird ausgeschlossen,
weil ihm etwa der Zugang zu elektronischen
Zahlungsmitteln fehlt“, erläutert Bacher.
Die Studie zeigt, dass analoges Bargeld
auch in einer – durch die Pandemie schneller
fortschreitenden – digitalisierten Welt auf
absehbare Zeit eine Rolle spielen wird. Händler
müssen daher einerseits mit der Zeit
gehen und die Infrastruktur für kontaktlosen
Zahlungsmethoden bereitstellen, sich
aber weiterhin mit einem effizienten Bargeldhandling
auseinandersetzen.
Grundsätzlich haben Verbraucher in
Deutschland immer häufiger die Möglichkeit,
mobil mit dem Smartphone an der Kasse zu
zahlen. Nach einer aktuellen Umfrage des
Bei einer Umfrage des EHI Retail Instituts stehen rund 38 Prozent der Befragten dem Bezahlen mit dem
Smartphone aufgeschlossen gegenüber, während 62 Prozent skeptisch sind. Die Grafik zeigt, wie sich Corona
auf die Bezahlmethoden sowohl bei den Aufgeschlossenen als auch bei den Skeptikern ausgewirkt hat.
Während zu Beginn des Jahres Bargeld noch das beliebteste Zahlungsmittel war, gewann mit der Pandemie
im März und April das kontaktlose Bezahlen stark an Bedeutung. In der Phase abgeschwächter Infektionszahlen
ging der Anteil unbarer Bezahlarten etwas zurück, nimmt aber seit September wieder zu.
2020 nutzen bereits 17 Prozent der Befragten
Apps um an der Kasse mit dem
Smartphone zu bezahlen. Das sind 10
Prozentpunkte mehr als 2018. Die Mehrheit
der Verbraucher, die mit mobilen Apps
bezahlen, nutzt diese selektiv für bestimmte
Einkäufe. Nur 5 Prozent der Befragten haben
angegeben, dass sie mit den Apps alle ihre
Einkäufe bezahlen. 60 Prozent hingegen
bezahlen „ein paar“ Einkäufe mit dem
Smartphone. Das verdeutlicht, dass mobile
Bezahl-Apps größtenteils zusätzlich zu
anderen Zahlungsarten verwendet werden.
EHI Retail Instituts stehen rund 38 Prozent
der Befragten dem Bezahlen mit dem
Smartphone im Jahr 2020 aufgeschlossen
gegenüber. Sie sind der Meinung, dass das
Bezahlen mit dem Smartphone eine gute
Alternative zu den bestehenden Zahlungsarten
ist. Ihnen stehen allerdings 62
Prozent an Skeptikern gegenüber, die sich
mit dem Thema noch nicht anfreunden
konnten. Hier gibt es vor allem Bedenken bei
Sicherheit, Datenschutz und bei der Notwendigkeit
persönliche Daten in den Bezahl-
Apps zu hinterlegen.
12/2020 Fleisch-Marketing 17