TOP-THEMA • KASSEN, WAAGEN & WARENWIRTSCHAFTSSYSTEME
Der Lebensmitteleinzel-
handel ist nicht nur system-
relevant, sondern will seinen
Kunden auch ein Erlebnis bieten
und das Einkaufen erleichtern.
Um diese Ziele zu erreichen,
ist der Einsatz hochmoderner
Technologien unverzichtbar.
Moderne Waagen bieten viele
Möglichkeiten, den Verkauf an den
Frischetheken zu unterstützen.
Smarte Methoden
Für sehr viele Kaufleute stehen Frischetheken
im Mittelpunkt, wenn
sie sich von der Konkurrenz abheben
wollen. Entsprechend groß ist die
Bedeutung von modernen Ladenwaa-
gen, die in die Prozessabläufe und Warenwirtschaftssysteme
integriert sind. Denn
die Bildschirme, die den Kunden zugewandt
sind, können nicht nur die War-
tezeit verkürzen, sondern auch als
Plattform für Promotion- und Cross-
Selling-Aktionen sowie als Kommunika-
tionskanal für Branding-Kampagnen eingesetzt
werden.
Immer wichtiger werden auch Zusatzinformationen
über Inhaltsstoffe, Nährwerte
und Allergene, die dem Verkaufspersonal
auf seiner Bildschirmseite zur Verfügung
gestellt werden. Mit diesem Hintergrundwissen
können im Verkaufsgespräch auch
Detailfragen beantwortet werden, was in
einer Zeit, in der Lebensmittelunverträglichkeiten
keine Seltenheit mehr sind, sehr
viel Kompetenz ausstrahlt. Auch wenn moderne
Waagen viele technische Möglichkeiten
bieten, sollten sie nicht so groß sein,
dass der Blickkontakt zwischen Verkaufspersonal
und Kunden an der Theke gestört
wird. Denn moderne Technik soll den Verkauf
an der Theke unterstützen, nicht ersetzen.
Gefragt im Handel – auch von Lebensmitteln
– ist Smartness im Sinne digitaler und
damit effizienter Geschäftsmodelle und Lösungen,
die den aktuellen Betrieb in den
Filialen akkurat erfassen und damit eine
entsprechende Steuerung von Prozessen
und Ressourcen erlauben. Insbesondere im
Zusammenhang mit dem pandemischen
Geschehen wurde das deutlich, denn eine
smarte Retail-Lösung kann auch die genaue
Anzahl der Kunden im Geschäft oder die
verfügbaren Einkaufswagen erfassen. Und
es lassen sich Prognosen erstellen –
wichtig im Hinblick auf erwartbare Lastspitzen
oder Liefermengen. Darüber hinaus
kann auch der Energieverbrauch wirksam
optimiert werden.
Multimedial und interaktiv
Eine interessante Verknüpfung althergebrachter
und smarter Methoden gibt es
derzeit bei Aldi Süd zu beobachten. Der
Discounter nutzt seit kurzem die Technologie
von Snoopstar, um seine Prospekte,
die zu Wochenbeginn in den Filialen und
an Haushalte verteilt werden, multimedial
und interaktiv zu gestalten. Mit der Augmented
Reality-App verwandeln sich die
Prospekte in digitale Erlebniswelten mit
unterhaltsamen Videos und Produktvorstellungen,
hilfreichen Anleitungen, verkaufsfördernden
Hintergrundinformationen,
passenden Kochrezepten und exklu-
siven Gewinnspielen. Wo eben noch ein
Stück Papier war, sehen Leser nun einen
Film im Stil der „Sendung mit der Maus“
oder tauchen in die Welt nachhaltiger
Fischerei ein und bekommen so Gründe,
sich intensiver mit den Angeboten sowie
dem Unternehmen zu beschäftigen.
Einen Schritt weiter in Richtung schöne,
neue Welt geht Amazon. Der neue Service,
der zunächst in zwei Stores in Seattle zur
Verfügung stand, heißt Amazon One. Um ihn
zu nutzen, müssen Kunden lediglich einmalig
am Eingang ihre Handinnenseite scannen
lassen. Die biometrischen Daten werden mit
der Kreditkarte und der Mobilfunknummer
verknüpft und können dann jederzeit zur
Identifikation und Zahlungsfreigabe genutzt
werden. Der Konzern will das Angebot nicht
nur weiter ausrollen, sondern auch Dritten
als Zahlungsverfahren anbieten.
Egal, wie weit man sich auf die unermesslichen
Möglichkeiten der modernen
Technik einlässt, eines steht fest: Ein hoher
Grad der Digitalisierung verspricht sowohl
bemerkenswerte Erkenntnisse über die
Verbraucher als auch Chancen zur Automatisierung.
Und das brauchen Händler, um
zukunftsträchtige Lösungen zu finden –
auch im Lebensmittelbereich.
14 12/2020 Fleisch-Marketing