AKTIONEN RUND UMS JAHR • SERVICE & BEDIENUNG
Der Handel lebt davon,
dass man möglichst viel verkauft.
Allerdings hat niemand
Interesse daran, dass Lebensmittel
verschwendet werden.
Mit einer bundesweiten Kampagne
unter dem Motto „Zu
gut für die Tonne“ und Aktionen,
an denen sich Vertreter aller
Sektoren entlang der Versorgungskette
beteiligen können,
möchte das Bundesministerium
auf die Wertigkeit von Lebensmitteln
hinweisen.
Entlang der Lebensmittelversorgungs-
kette – von der Produktion bis zu den
Verbrauchern – landen jährlich knapp
zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im
Müll. Nach einer Studie des Thünen-Instituts
zu Lebensmittelabfällen in Deutschland im
Jahr 2015 wirft jeder Bundesbürger pro Jahr
ungefähr 75 Kilogramm Lebensmittel weg.
Insgesamt landen allein in Privathaushalten
jährlich rund sechs Millionen Tonnen
Lebensmittel im Müll.
Aber vieles, was fortgeworfen wird, ist
nicht verdorben, sondern erscheint nur unappetitlich.
Das betrifft vor allem Obst und
Gemüse, die mehr als ein Drittel des Lebensmittelabfalls
ausmachen. Bedenkenlos
entsorgt wird auch, was für verdorben
gehalten wird, es aber meistens nicht ist.
Einer der Gründe ist das häufig falsch verstandene
Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)
auf der Verpackung. Fast die Hälfte der
Lebensmittel, die aufgrund eines abgelaufenen
MHD entsorgt werden, landen ungeöffnet
im Müll. Ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum
bedeutet jedoch oft nicht,
dass das Produkt ungenießbar ist.
Ein Grund für das Phänomen, dass Lebensmittel
in der Tonne landen, ist die
Konsum-, Überfluss- und Wegwerfgesellschaft.
Lebensmittel sind für viele immer
und überall verfügbar. Aber oft weiß der
Verbraucher nicht mehr, woher Produkte
kommen und wie viel Arbeit und Ressourcen
in ihnen stecken. So geht der Bezug zu den
Zu gut für
die Tonne
Mit einem Bundespreis zeichnet das Ernährungsministerium Ideen zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung
aus – beispielsweise die Tsenso GmbH. Sie bietet mit ihrem dynamischen
Haltbarkeitsdatum eine Alternative zum Mindesthaltbarkeitsdatum an.
Lebensmitteln verloren, die schnelle Mahlzeit
und der Einkauf zwischendurch bestimmen
den Alltag – und man tappt in die
„Wegwerffalle“.
Eine bemerkenswerte Maßnahme, die
erstmals im September bundesweit durchgeführt
wurde, ist die Aktionswoche rund
um die Lebensmittelwertschätzung, mit der
das Bundesernährungsministerium für das
Problem sensibilisieren will. Dabei können
Privatpersonen, Unternehmen, Vereine und
Verbände kreative Ideen gegen die Verschwendung
und für einen nachhaltigen
Umgang mit Lebensmitteln präsentieren.
Hintergrund der Aktionswoche war die
Anfang 2019 verabschiedete Nationale Strategie
zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Damit wurde erstmals ein
gesamtgesellschaftlicher Dialogprozess angestoßen,
in dem über alle Sektoren hinweg
– von der Landwirtschaft über die Verarbeiter
und den Handel bis zur Außer-Haus-Verpflegung
und dem Verbraucher – Maßnahmen
zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung
entwickelt und alle Betei-
ligten in die Pflicht genommen werden.
Die erste Aktionswoche verlief erfolgreich:
Allein auf Instagram wurden rund 500 Beiträge
geteilt. Auf der Webseite www.
zugutfuerdietonne.de wurden rund 150 Veranstaltungen
und Aktivitäten aus ganz
Deutschland eingereicht. Dort können sich
Interessierte auch über die zahlreichen
deutschlandweiten Aktionen informieren
und sich einbringen. Ob ein „Rettungskühlschrank“
im Supermarkt, ein Kochbuch zur
Resteverwertung oder diverse Fortbildungsangebote
– die auf der Plattform vorgestellten
Initiativen zeigen, wie man sich dem
Thema Lebensmittelwertschätzung nähern
kann. Hinweise auf Veranstaltungen und
Projekte sowie Kontaktmöglichkeiten laden
zum Vorbeischauen und Mitmachen ein.
Zum Download bereitgestellte Checklisten,
Kalkulationstabellen oder Schulungsmaterialien
geben Unterstützung, wenn man etwas
gegen die Lebensmittelverschwendung
unternehmen möchte.
12/2020 Fleisch-Marketing 25