FLEISCHLOSE ALTERNATIVEN • TOP-THEMA
Auge fällt, ist der reduzierte Konsum von
Fleischersatzprodukten: Gaben im Juli 2017
noch 15 Prozent der deutschen Verbraucher
an, solche Produkte innerhalb der letzten
drei Monate vor der Befragung gekauft
zu haben, waren es 2018 nur noch 10 Prozent,
die in einem ähnlichen Zeitraum
Fleischalternativen kauften.
„Seit Jahren boomt der (Flexi-)Veganismus
in Deutschland. Nach jahrelangem starkem
Anstieg veganer Produkteinführungen ist jedoch
damit zu rechnen, dass sich das Wachstum
nun verlangsamt“, meint Julia Büch,
Food & Drinks Analystin bei Mintel. „Verbraucher
werden zunehmend skeptisch bezüglich
der teilweise langen Zutatenlisten,
sowie der Verwendung von Zusatz- und Konservierungsstoffen,
wie etwa bei Fleischersatzprodukten.
Bei veganen Produkten der
nächsten Generation liegt der Fokus daher
klar auf Qualität und Clean Label. Langfristig
zeigt der Markt für vegane und vegetarische
Produkte jedoch weiterhin großes Potenzial“,
sagt Büch.
Qualität und authentische Story
Erwartungsgemäß zeichnen die Anbieter
von Fleischalternativen ein positiveres Bild.
So spricht Lothar Bentlage, Geschäftsführer
des Marktführers Rügenwalder Mühle, von
einem stetig wachsenden Markt. „Wir haben
bei im Januar 2019 sogar ein Wachstum
von 35 Prozent in unserem vegetarisch-veganen
Sortiment gehabt“, berichtet er. Daher
erwarte er auch für die nächsten Jahre
eine positive Entwicklung, führt er aus. Dr.
Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei
Wiesenhof, zitiert Zahlen von IRI Symphony,
nach denen der Absatz für Fleischersatzprodukte
2018 im Vergleich zum Vorjahr
um 11,3 Prozent gestiegen ist. Daher ist er
sich sicher, dass pflanzliche Alternativen in
Zukunft einen signifikanten Marktanteil haben
werden. „Unserer Einschätzung nach
wird der Konsum von Fleisch aber auch in
Zukunft einen bedeutenden Anteil haben.
Wie bei anderen Angebotsformen wird es
zu einem Nebeneinander der Produkte
kommen und der Verbraucher wird entscheiden,
zu welchem Produkt er greifen
möchte“, prophezeit Dr. Stryck.
Auch für Markus Wissing, Vertriebsleiter
bei Vegafit, steht außer Zweifel, dass fleischlose
Ernährung in der Mitte der Gesellschaft
angekommen ist und seinen Platz im
Regal und bei den Verbrauchern festigen
wird. Jens Köster, Brand Group Manager für
Garden Gourmet in Deutschland, hat festgestellt,
dass für viele Verbraucher eine flexitarische
Quelle: GfK ConsumerScan (CP+), Marketinggesellschaft Niedersachsen, *jeweils Dez-Nov
Während Veggie-„Fleisch“ und -„Wurst“ stagnieren, wachsen die pflanzlichen Brotaufstriche weiter
und sorgen für einen leichten Gesamtanstieg.
Quelle: GfK ConsumerScan (CP+), Marketinggesellschaft Niedersachsen, *jeweils Dez-Nov, **Restl. Kategorien: Feinkostsalate, Fertiggerichte in Schalen, Fertig-Instantsossen
Seit Rügenwalder in die Veggie-Produktion eingestiegen ist, ging es für das Segment steil bergauf.
Heute ist man mit 26 Prozent eindeutiger Marktführer.
Ernährung zunehmend wichtiger
wird. „Wir sehen, dass vor allem die Qualität
der Fleischersatzprodukte eine wichtige
Rolle bei der Kaufentscheidung spielt“, sagt
Köster.
Timo Recker, Geschäftsführer von Like
Meat, ist überzeugt, dass sich das Veggie-
Geschäft 2019 in den Supermärkten weiterhin
positiv entwickeln wird. Allerdings
würden nur die Marken überleben, die eine
überdurchschnittliche Qualität lieferten
und das Vertrauen des Konsumenten durch
eine authentische Story gewinnen könnten.
Dass immer mehr Verbraucher ihren
Fleischkonsum reduzieren und bewusster
Fleisch genießen wollen, ohne ganz darauf
zu verzichten, glaubt auch Marina Schmid,
Marketing-Managerin bei Eden. Deshalb
spreche sie mit Produkten „eine trendbewusste
Käuferschicht an, die sich unkompliziert,
ohne großen Aufwand, ausgewogen
und bewusst ernähren möchte.“
Ebenfalls die wachsende Gruppe der Flexitarier,
die zwar gern Fleisch essen, aber immer
öfter bewusst zu vegetarischen und
veganen Produkten greifen, haben Hermann
und Thomas Neuburger im Visier.
„Viele auf dem Markt befindliche Produkte
sind voller Zusatzstoffe, hochindustriell
verarbeitet und nicht besonders schmackhaft.
Hier wollen wir Abhilfe schaffen und
den Konsumenten eine wirklich gute Alternative
zu Fleisch bieten“, erklären die Produzenten
der Hermann-Range.
Komplett vegane Richtung
Auf die Trends im Markt angesprochen,
sieht Bentlage eine steigende Nachfrage
nach rein pflanzlichen Produkten. Daher
arbeite man daran, neben den bereits vorhandenen
veganen Produkten im Sortiment
weitere vegetarische Erzeugnisse auf
eine rein pflanzliche Rezeptur umzustellen.
„Oberste Priorität hat dabei allerdings
3/2019 Fleisch-Marketing 23