Unternehmen & Konzepte
Robotersystem
gegen Food Waste
Mit einem robotergestütz-
ten Kommissioniersystem
verkürzt der belgische Fleischwarenlieferant
Westvlees die
Verweildauer von frischem
Schweinefleisch in der Liefer-
kette – und verlängert damit
die Lebensdauer der Fleisch-
produkte im Supermarkt.
Das belgische Fleischwarenunternehmen
Westvlees NV betreibt
den größten Schweinefleischverarbeitungsstandort
des Landes und produziert
jährlich 140.000 Tonnen Schweinefleischprodukte.
Um die Lebensmittel-
verschwendung auf ein Minimum zu begrenzen,
wird es immer wichtiger, dass
Produkte schnell in die Supermarktregale
gelangen und dort so lange wie möglich
für Kunden verfügbar sind.
Steigerung der Effizienz
Bislang lieferte Westvlees die Produkte palettenweise
an die Warenlager einer Supermarktkette,
wo sie für den Versand an die
einzelnen Filialen kommissioniert wurden.
Dieser Prozess dauerte bis zu einen Tag. Das
verkürzte die Zeit, in der das Produkt zum
Verkauf stand, bevor es sein Haltbarkeitsdatum
überschritten hatte. Um die Effizienz der
Kommissionierung zu steigern, beauftragte
der Lebensmittelhersteller ABB mit der Entwicklung
eines automatisierten Systems.
Die Produkte werden nun von sieben Palettierrobotern
des Typs IRB 660 von ABB in
Kisten geladen, die anschließend automatisch
ins Lager weitergeleitet werden. Das
Lagersystem hat eine Kapazität von 72.000
Kisten. Es kann stündlich 16.000 Kisten ein-
und 12.000 auslagern. Benötigt ein Supermarkt
Foto: Westvlees
An den Kommissionierstationen legen Roboter in insgesamt vier Roboterzellen die etikettierten Produkte
in wiederverwendbare Kunststoffkisten.
die Produkte sofort, entnimmt ein
Roboter automatisch eine Kiste und transportiert
diese zur Entladestation. Produkte,
die nicht benötigt werden, verbleiben zunächst
im Zwischenlager. Gehen Bestellungen
ein, werden die entsprechenden Kisten
aus dem Zwischenlager entnommen und zur
Entladestation gebracht.
Dort entladen drei IRB 360 Flex Picker
von ABB die Produkte aus den Kisten und
legen sie auf ein Förderband, das sie an die
Etikettierstation transportiert. Die ausgewählten
Produkte werden dann automatisiert
etikettiert. Das Format des Etiketts unterscheidet
sich je nach Supermarkt, da die
benötigten Informationen oft variieren.
Nach der Etikettierung gelangen die Produkte
zu den Kommissionierstationen, wo Roboter
in insgesamt vier Roboterzellen sie in
wiederverwendbare Kunststoffkisten legen.
Schließlich entnehmen Mitarbeitende die
Kisten vom Förderband und palettieren sie
zur Auslieferung an die jeweiligen Supermärkte.
Westvlees hat die Produktion der Fleischwaren
von der Auslieferung entkoppelt. Das
schafft mehr Flexibilität im Kommissionierprozess.
Statt eine Palette mit unettikettierten
Produkten an ein Zentrallager der Supermarktkette
zu schicken, versendet Westvlees
vorsortierte und voretikettierte Produkte direkt
an die einzelnen Filialen. Dieser Prozess
verkürzt die Lieferzeit um 50 Prozent, steigert
die Verweildauer der Lebensmittel in
den Supermarktregalen um 20 Prozent und
sorgt dafür, Food Waste zu reduzieren.
Verbesserte Arbeitsweise
Durch die Trennung des Kistenbefüllens von
der Etikettierung konnte Westvlees außerdem
die Maschinenauslastung um 30 bis 50
Prozent steigern. „Das System hat uns in die
Lage versetzt, Aufträge in viel kürzerer Zeit
zu bearbeiten. Mit dieser verbesserten Arbeitsweise
sind wir jetzt bereit für den ECommerce“,
blickt Manuel Goderis, Produktmanager
bei Westvlees, zuversichtlich in die
Zukunft.
32 9/2022 Fleisch-Marketing