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SERVICE & BEDIENUNG • GEFLÜGEL, LAMM & WILD
Zum steigenden Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch
tragen auch die unterschiedlichen Wurstsorten bei.
Modernes Fleisch
Im vergangenen Jahrzehnt ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch in Deutschland deutlich gestiegen,
während der von Fleisch insgesamt um über fünf Kilogramm zurückgegangen ist. Von 1991, als pro Person
etwa 7,3 Kilogramm Geflügelfleisch konsumiert wurden, bis 2021 wuchs der Wert auf 13,1 Kilogramm.
Auch wenn der Pro-Kopf-Konsum in
Deutschland die vergangenen Jahre
gestiegen ist, so liegt der hiesige
Verbrauch von Geflügel unter dem EUDurchschnitt,
was vermuten lässt, dass
das Ende der Fahnenstange in der Bundesrepublik
noch nicht erreicht ist. Die
Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum
von Geflügel in der Europäischen
Union sind Portugal, Irland und Ungarn.
In diesen Ländern nimmt eine durchschnittliche
Person mehr als 30 Kilogramm
Geflügelfleisch zu sich. Weltweit
betrachtet werden etwa 15 Kilogramm
pro Kopf verzehrt. In Industrieländern
sind es 30 Kilogramm, während in den sogenannten
Entwicklungsländern im
Durchschnitt etwa zwölf Kilogramm Geflügelfleisch
verbraucht werden.
Zur hohen Akzeptanz von Geflügelprodukten
trägt auch bei, dass sie im Vergleich
mit Rind- und Lammfleisch als kostengünstig
gelten, da die Futterverwertung bei Geflügel
sehr effizient ist. Hühner benötigen
1,9 Kilogramm Futter, um ihr eigenes Körpergewicht
um ein Kilo zu erhöhen. Schweine
müssen dafür drei Kilo und Rinder sogar
sieben Kilo verzehren. Steigende Futterkos-
Eiweißlieferant mit einem niedrigen Fettgehalt
ist – und das ist für eine moderne,
ausgewogene Ernährung wichtig“.
Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexa
Iwan sprach sich für eine gesundheitsbewusste
Lebensweise mit pflanzlichen und
tierischen Komponenten aus und legte dar,
warum sie dabei eher zum Geflügelfleisch
greift als zu anderen Produkten. „Ich achte
darauf, dass Lebensmittel möglichst wenig
verarbeitet sind. Ich sehe sehr wohl, dass
ein natürlich aufgezogenes Tier ein sehr
hochwertiges Proteinprodukt ist, welches
ich auch ganz gezielt in meine Ernährung
einbaue“, erläutere sie. Es sei aber natürlich
auch möglich, sich fleischlos gesund zu ernähren,
betonte sie.
Dr. Gero Hocker erklärte, dass der wachsende
Anteil von Vegetariern und Veganern
in der Medienberichterstattung die
Agenda dominiere, aber ein völlig falsches
Bild zeichne. Er betonte, dass es immer
noch eine Diskrepanz zwischen sozialerwünschten
Angaben in Umfragen und dem
tatsächlichen Verhalten an der Fleischtheke
gebe. „Die Zahlen sprechen eine andere
Sprache: Da liegt der Fleischkonsum über
alle Fleischsorten seit Jahren bei etwa 60
ten wirken sich daher zugunsten der Geflügelfleischproduktion
aus, zumal auch Ressourcen
gespart werden können. Überdies
gibt es für Geflügelprodukte keine religiösen
Restriktionen, was sie vor allem für die
Gemeinschaftsverpflegung interessant machen.
Trotz dieser positiven Entwicklung hat
der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft
(ZDG) im vergangenen Jahr
verstärkt den öffentlichen Dialog gesucht
und einige Zukunftsforen durchgeführt. In
einer Veranstaltung standen unter der
Überschrift „Geflügelfleisch – zwischen Genuss
und Geboten“ die Themen Ernährung
und Gesundheit im Fokus.
Dr. Ingo Stryck, der seit gut 20 Jahren den
Marketingbereich bei Wiesenhof leitet,
stellte bei der Expertenrunde fest: „Geflügelfleisch
ist in Deutschland das jüngere
und modernere Fleisch. Wir werden künftig
ein Miteinander von Fleisch und Fleischalternativen
haben, aber Geflügel dürfte
hier deutlich weniger ersetzt werden als
andere Fleischarten.“ Neben dem guten Geschmack
von Geflügelfleisch sei ein weiterer
Grund, dass „Geflügelfleisch ein wahnsinnig
hochwertiger und leicht verdaulicher
22 9/2022 Fleisch-Marketing