TOP-THEMA • VERPACKUNGSLÖSUNGEN
Die langfristigen Auswir-
kungen der Covid-19-Pandemie
auf sechs zentrale Handlungs-
felder der Nahrungsmittelin-
dustrie haben die Unternehmensberater
von Munich Stra-
tegy analysiert. Dabei sind sie
auch auf die Veränderungen
für die Verpackungsin-
dustrie eingegangen.
Die Auswirkungen der Covid-
19-Krise stellen alle Unternehmen
vor drastische Herausforderungen.
Die Nahrungsmittel- und Ver-
„
packungsindustrie profitiert zwar als
„systemrelevante“ Branche derzeit von
einer Sonderkonjunktur, muss sich aber
langfristig auf starke Veränderungen einstellen“,
heißt es in der Studie „Food &
Packaging beyond Corona“, die auf zahlreichen
Gesprächen mit agierenden Personen
aus dem Markt sowie wesentlichen
Studien und Veröffentlichungen zur
Pandemie beruht. Deshalb richte man
den Blick auf den Zeitabschnitt, wenn
das Virus unter Kontrolle ist. Man gehe
davon aus, dass diese Phase der „Neuen
Normalität“ im zweiten oder dritten
Quartal 2021 beginnt, wenn Impfstoffe
und Heilmittel sukzessive verfügbar werden
sowie die Beschränkungen weitgehend
wegfallen.
Revival für Kunststoff
Für Munich Strategy steht fest, dass trotz
vergleichsweise guter Ausgangsbedingungen
auch für die Nahrungsmittel- und
Verpackungsindustrie gilt: Es gibt kein
Zurück zum Modus „vor Corona“, weil
sich die Erfahrungen aus der Krise beim
Konsumenten eingebrannt haben. Die
Strategieberater erwarten gesamtwirtschaftlich
einen Einbruch von historischer
Dimension und eine lange Erholungsphase
Langfristige
Veränderungen
Der extreme Fokus auf
Hygienemaßnahmen in der
Shutdown-Phase hat die Wert-
schätzung für die Schutzwirkung
von Verpackungen erhöht.
von drei bis fünf Jahren.
Daraus resultieren reduzierte Kaufkraft,
Konsumzurückhaltung und aufgeschobene
Investitionen. Als weitere Folge der
Pandemie wird prophezeit, dass Beschaffungsquellen
stärker abgesichert werden
und regionale Rohstoffe und Quellen in
den Fokus rücken. Hohe Aufmerksamkeit
für Hygiene und Übertragungswege von
Infektionen, Sonderkonjunktur für Hygiene
Produkte sowie neue Anforderungen
an Produkte und Vertriebskanäle würden
die Zukunft prägen, so die Prognose.
Auch für die Verpackungsindustrie ergeben
sich einige Konsequenzen. Die
Konsumenten nähmen nur umfassend
verpackte Ware als hygienisch und sicher
wahr, Kunststoffverpackungen genössen
dabei ein überdurchschnittliches Ansehen.
Nachdem die Diskussion über Verpackungen
und Ökologie in der westlichen
Welt im Jahr 2019 eine einzigartige
Dynamik angenommen hat, würden Fragen
der Nachhaltigkeit zwar wieder ins
Bewusstsein rücken, blieben aber nachrangig,
Foto: Airlaid‘s
schreibt Munich Strategy. Man
geht davon aus, dass die Nahrungsmittelindustrie
und der Handel die Diskussion
um ökologische Verpackungen erneut
führen und Kunststoff ein Revival erfährt.
„Plastik = Hygiene = Sicherheit“ heißt das
neue Paradigma, so die These. Der Fokus
verschiebe sich vom Ersatz hin zur Weiterentwicklung
von Kunststoffverpackungen
in Richtung Kreislaufwirtschaft,
heißt es in der Studie.
Nachhaltiger Umbau
Das Fazit der Strategieberater: Die Aufmerksamkeit
der Konsumenten für die
ökologische Nachhaltigkeit von Verpackungslösungen
werde rasch zurückkehren.
Neu hinzu komme jedoch die Erfahrung:
„Verpackung schützt“. Der Umbau
in Richtung ökologisch nachhaltigerer
Verpackungslösungen für Nahrungsmittel
müsse für die Food- und Verpackungsindustrie
ganz oben auf der Management
Agenda bleiben, lautet die Hand-
lungsempfehlung.
14 11/2020 Fleisch-Marketing