TOP-THEMA • VERPACKUNGSLÖSUNGEN
Effiziente Verpackungen
sind ein Erfolgsfaktor im
Lebensmittelhandel – sofern
sie den vielfältigen Anforde-
rungen gerecht werden. Sie
müssen vor allem das Produkt
schützen, aber auch die An-
sprüche der Logistik und am
Point of Sale erfüllen. Eine
immer größer werdende Rolle
spielt dabei das wachsende
Umweltbewusstsein der
Verbraucher.
Die Sorge um die Umwelt hat – auch
in Pandemiezeiten – großen Einfluss
auf das Einkaufsverhalten,
wie eine Studie zeigt, für die das das Nürnberger
Konsumforschungsunternehmen
GfK im Juni fast 61.000 Haushalte in zehn
europäischen Ländern befragte. 42 Prozent
gaben an, dass Umweltthemen eine
wichtige Rolle spielten. Mehr als ein Drittel
der Haushalte erklärten, auf Produkte
oder Dienstleistungen zu verzichten, die
der Umwelt oder der Gesellschaft schaden
könnten. Groß ist mittlerweile auch der
Anteil derjenigen, die Plastikverpackungen
meiden. Am stärksten ausgeprägt ist
dies laut GfK in Deutschland, wo der Anteil
inzwischen bei 38 Prozent liegt.
Im Vergleich zu einer ähnlichen Studie
im vergangenen Jahr hat das Umweltbewusstsein
bei den Verbrauchern eher zugenommen.
Im Jahr 2019, als diese Studie
startete, war die Umwelt ein besonderes
Anliegen der Jugend. Auf der ganzen Welt
beteiligten sich Jugendliche an den „Fridays
for Future“-Demonstrationen. Als
sich die Verbraucher im Lockdown befanden
und der Gefahr einer globalen Pandemie
ausgesetzt waren, schien es, als ob das
Thema „Umwelt“ von der Tagesordnung
verschwindet. Die GfK-Ergebnisse zeigen
jedoch, dass dies in vielen Haushalten
nicht der Fall ist, und das Thema Umwelt
noch immer ein bedeutsames Anliegen ist.
Dabei haben die jüngeren Familienmitglieder
Vielfältige
Anforderungen
Um sich angesichts der Produktvielfalt von der Konkurrenz abzuheben, setzen die Lebensmittelhersteller
auf attraktive Verpackungen. Eine wachsende Rolle spielt aber auch das zunehmende Umweltbewusstsein
der Verbraucher.
den größten Einfluss auf die Einkaufs-
trends in der Familie, denn in den zehn untersuchten
Ländern werden die Haus-
haltsverantwortlichen in ihrem Verhalten in
erster Linie von ihren Kindern beeinflusst
(45 Prozent). Die größte Verantwortung,
Umweltschäden zu begrenzen, sehen die
Befragten bei den Herstellern (40 Prozent)
und den Regierungen (35 Prozent). Mit nur
5 Prozent werden die Einzelhändler als am
wenigsten verantwortlich betrachtet. 20 Pro-
zent der Verbraucher sehen vor allem sich
selbst in der Pflicht.
Marketingaspekt im Blick behalten
Für Jan-Fredrik Stahlbock, GfK-Experte
für Consumer Insights, folgt aus der Studie,
dass Hersteller klar festlegen müssen,
welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei
der Produktentwicklung und Neugestaltung
Priorität haben. „Für den Einzelhandel
gilt: Der wachsenden Zielgruppe der
Umweltbewussten müssen entsprechende
Lösungen angeboten werden. Dies
nicht zu tun, wäre mittel- und langfristig
fatal“, sagt Stahlbock.
Bei der Weiterentwicklung der Lebensmittelverpackungen
wird man sich allerdings
nicht auf die Reduktion von Plastikmaterial
beschränken können. Denn die Herausforderung
besteht nicht nur darin, die Verpackungen
vor dem Hintergrund begrenzter
Ressourcen, der Verringerung von Treibhausgasen
und Müllvermeidung zu produzieren,
sondern Lebensmittelsicherheit zu
gewähren und Food Waste entgegenzuwirken.
Denn es liegt auf der Hand, dass Verpackungen,
welche die Haltbarkeit der Produkte
verlängern, einen wesentlichen Beitrag
leisten können, um das Wegwerfen von Lebensmitteln
– geschätzt weltweit 1,3 Milliarden
Tonnen jährlich – zu verringern.
Und schließlich darf die Verpackungsindustrie
den Marketingaspekt nicht aus
den Augen verlieren. Denn es gilt auch, die
Aufmerksamkeit des Verbrauchers am
Point of Sale zu wecken und seine Kauflust
zu animieren. Als Differenzierungsmerkmale
spielen Optik, Haptik, Sichtbarkeit
der Produkte und Funktionen wie
praktische Öffnungshilfen oder verlässliche
Wiederverschließbarkeit eine Rolle.
12 11/2020 Fleisch-Marketing