Trends & Märkte
n Werbung spricht
Flexitarier nicht an
Eine von der Universität Hohenheim koordinierte
zweistufige europäische Verbraucherstudie,
in der ein Konsortium aus Wissenschaft
und Wirtschaft die entschei-
denden Faktoren für die Kaufentscheidung
bei pflanzenbasierten Lebensmitteln ermitteln
will, zeigt: Flexitarier fühlen sich durch
Werbemaßnahmen für pflanzliche Ersatzprodukte
oft nicht angesprochen. Das ist
überraschend, weil von dieser sehr interessanten
Zielgruppe für pflanzenbasierte Lebensmittel
ein hohes Wachstumspotential
erwartet wird.
Ein Grund für die mangelnde Ansprache
könnte darin liegen, dass die Werbung bisher
meist an die Vegetarier und Veganer
gerichtet war. Allerdings sind die Flexitarier
als Gruppe auch schwer fassbar und nicht
einheitlich definiert. „Selbst innerhalb eines
Landes gibt es Unterschiede“, sagt Dr. Beate
Gebhardt vom Fachgebiet Agrarmärkte
der Universität Hohenheim. So würden in
Deutschland Flexitarier oft als „Menschen
mit aktiver Reduktion des Fleischkonsums“
oder „‚mit seltenem Fleischkonsum“ definiert,
manchmal aber auch als „Teilzeit-Vegetarier“,
berichtet sie. „Diese unterschiedlichen
Definitionen können dann auch zu
sehr unterschiedlichen Zahlen führen: Je
nach Definition, Marktforschungsinstitut
und Untersuchungsmethode liegt der Anteil
der Flexitarier in Deutschland zwischen
9 und 55 Prozent“, hat die Studienleiterin
der qualitativen Teilstudie herausgefunden.
Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse
der qualitativen Erhebung einen hohen und
vielfältigen Bedarf an grundlegenden und
praktischen Informationen rund um pflanzenbasierte
Lebensmittel. „Wir brauchen
mehr; glaubwürdigere und richtige – im Sinne
von zielgruppengenaue – Informationen
von den richtigen Stellen“, betont Dr. Geb-
hardt. Denn zunehmend wird der gesundheitliche
Nutzen von pflanzenbasierten Lebensmitteln
von Verbrauchern hinterfragt
und die Debatte geführt, ob und inwieweit
eine vegane Ernährung gesundheitsfördernd
beziehungsweise -gefährdend sei. Gefragt
sind neben wissenschaftlich fundierten
Auskünften laut Studie Informationen
über die sensorischen Eigenschaften der
Produkte, die Zubereitung und Verfügbarkeit
sowie zu den Umweltaspekten.
n Unbehagliches Gefühl
bei Restaurantbesuchen
Dem neuesten Covid-Verbrauchertracker
des Marktforschungsunternehmens
Mintel zufolge fühlen sich 43 Prozent
der Deutschen beim Gedanken an
den Besuch des Innenbereichs eines Restaurants
oder einer Bar unwohl. Zum
Vergleich: Bei Gastgewerben mit Außenbereich
sind es nur 26 Prozent. Um den
drohenden Umsatzverlust in den kälteren
Monaten etwas abzufedern, könnten
Liefer- und Take-Away-Services erneut
Abhilfe schaffen. Derzeit gehen zwar nur
7 Prozent der Deutschen davon aus,
über den kommenden Monat mehr Geld
für Take-Aways und Lieferservices auszugeben;
bei den älteren Millennials zwischen
31 und 39 Jahren steigt dieser
Anteil aber auf 10 Prozent. Nach Mintels
Report „Essgewohnheiten außer Haus“
sind es vor allem die jüngeren Altersgruppen
der 16- bis 24-Jährigen (50 Prozent
der Befragten) sowie die Millennial-
Generation der 25- bis 34-Jährigen (48
Prozent), die ihr Essen bevorzugt nach
Hause bestellen anstatt ins Restaurant
zu gehen. Im Vergleich sind es bei den
Konsumenten zwischen 45 und 54 Jahren
27 Prozent, bei den Verbrauchern
über 55 Jahren 13 Prozent.
Einkauf in der Pandemie
Wo informierst Du Dich über aktuelle Angebote?
Handzettel
Ich informiere mich nicht
im Supermarkt direkt
(z.B. an den Regalen oder
an Aufstellern)
Internet
Sonstiges
39,84%
15,42%
48,73%
54,79%
35,05%
12,14%
3,27%
37,78%
35,56%
4,52%
0% 15% 30% 45% 60%
Konsum- und Einkaufspräferenzen Mai, 1710 Befragte
Konsum- und Einkaufspräferenzen September, 1260 Befragte
n Handzettel gewinnt an Akzeptanz
Quelle: Pospulse
Mit monatlich durchgeführten Befragungen – vom Beginn der Einschränkungen
bis in den September – untersucht das Marktforschungsunternehmen Pospulse,
ob sich das Einkaufsverhalten während der Corona-Pandemie verändert hat.
Das crowd-basierte Marktforschungsunternehmen aus Berlin, das Herstellern,
Händlern und Service-Anbietern zu einer besseren Vermarktung ihrer Produkte
und Services verhelfen will, räumt zwar ein, dass aufgrund unterschiedlicher
Teilnehmerzahlen keine direkte Vergleichbarkeit gegeben ist, ein Trend jedoch
erkennbar sei. So wird konstatiert, dass der Fokus der Shopper wieder mehr
auf Produkten mit möglichst wenig Verpackung liegt. Interessant ist auch
die Frage, wie man sich über aktuelle Angebote informiert. Denn der Handzettel
hat seit Mai erheblich an Akzeptanz gewonnen. Am häufigsten – mit leicht
steigender Tendenz – wurde jedoch die Antwort „direkt im Supermarkt“ gewählt.
10 11/2020 Fleisch-Marketing