FEINKOST • TOP-THEMA
Eine feste Größe in der Feinkostlandschaft
ist der italienische
Premium-Anbieter Di Gennaro
mit Sitz in Stuttgart. Fleisch-
Marketing sprach mit Kommunikationsleiterin
Maiti Leinss über
die Chancen, die exklusive Feinkostsortimente
bieten.
FLEISCH-MARKETING: Welche Feinkost-
artikel empfehlen Sie für ein grundlegendes
Sortiment in einer LEH-Frische-Theke?
LEINSS: Die Frischetheke hat sich für viele
Märkte zu einem wichtigen Aushängeschild
entwickelt. Während klassische Wurst- und
Käsesorten häufig markenbezogen vorverpackt
aus dem SB-Regal gekauft werden, zeigen
sich Kunden an der Frische-Theke deutlich
aufgeschlossener – und weniger preis-
sensibel. Sie lieben die Abwechslung. Für das
Feinkostsegment empfehlen wir daher neben
bekannten Klassikern wie beispielsweise einem
San Daniele Schinken oder einem Taleggio
verstärkt auf Nischen- und Komplementärprodukte
wie beispielsweise „vegetari-
schem Käse“ mit rein pflanzlichem Lab, eingelegten
Gemüse-Antipasti, frische Pasta
oder Meeresfrüchtespezialitäten zu setzen.
Eine solche Sortimentsvielfalt wertet die ganze
Theke auf – nicht nur qualitativ, sondern
auch optisch.
FLEISCH-MARKETING: Wo sollte die Aus-
wahl der Feinkostartikel in einer klassischen
Bedienungstheke platziert werden?
LEINSS: Während sich im klassischen Sortiment
auf Grund ihrer Orientierungsfunktion
die Warengruppenplatzierung bewährt hat,
sind Feinkostartikel eine exzellente Möglichkeit,
Abwechslung und Leben – auch ästhetisch
– in die Theke zu bringen. Antipasti,
Feinkostsalate und Brotaufstriche sind häufig
ideale Ergänzungen zum Standartsortiment,
die im Verbund an zentraler Stelle präsentiert
neue Absatzchancen bieten. Insbesondere
dann, wenn ihre Platzierung regelmäßig variiert
und an saisonale Angebote angepasst
wird. Unterstrichen werden kann diese Platzierung
durch Thekenaufsteller oder Displays.
Aktuell übrigens besonders schön zu
sehen im Verkauf von Grillspezialitäten, bei
denen der Kunde gerne parallel zu tischfertigen
Saucen und eingelegtem Gemüse greift.
Optische
Aufwertung
Seit dem Messedebüt im Jahr 1983 hat das Familienunternehmen Di Gennaro keine Anuga ausgelassen.
Im vergangenen Jahr feierte der Feinkostpionier in Köln sein 50-jähriges Bestehen.
FLEISCH-MARKETING: Ergeben sich Vorteile
beim Verkauf von Antipasti, wenn sie im
Umfeld von Fleisch- und Wurstspezialitäten
sowie Käse platziert werden?
LEINSS: Durch ein ergänzendes Angebot von
Antipasti ergeben sich nicht nur Querverkaufschancen
hinter der Theke, sondern es
wird auch die logistische Grundlage für Verkostungen
geschaffen, die nach wie vor ein
erfolgreiches Verkaufsinstrument sind – insbesondere
im Feinkostgeschäft. Weitere
Querverkaufschancen lassen sich erzielen,
wenn Antipasti um komplementäre Trockenprodukte
wie beispielsweise hochwertige
Olivenöle oder handgemachte Grissini im Regal
in Thekennähe ergänzt werden.
FLEISCH-MARKETING: Was muss das Verkaufspersonal
an der Theke wissen, um die
mediterranen Spezialitäten zu präsentieren?
LEINSS: Eine umfassende Beratung fördert
Image und Umsatz – ganz besonders bei erklärungsbedürftigen
Erzeugnissen, wie es
mediterrane, aber auch andere internationale
Spezialitäten sind. Rein faktisches Produktwissen
– beispielsweise zu Fett- oder Laktosegehalt
– reichen nicht mehr aus. Was zählt,
sind „Story-Telling“ und „echtes Insiderwissen“,
das heißt: detaillierte Informationen zur
geografischen ebenso wie zur kulturhistorischen
Herkunft des Produktes und seiner Zutaten,
Anekdoten und Fakten zum Hersteller,
der Verarbeitung oder der Veredelung. Gut
angenommen werden auch Vergleiche. Dabei
klafft die Schere im Ernährungswissen der
Kunden weit auseinander. Das Verkaufspersonal
muss darin qualifiziert werden, auf unterschiedliche
Wissensstände und Käufertypen
einzugehen. Di Gennaro bietet seinen
Kunden daher die Möglichkeit, Mitarbeiter
und sich in speziellen Schulungsveranstaltungen
und auf Studienreisen zu informieren
und weiterzubilden.
FLEISCH-MARKETING: Glauben Sie, dass der
Feinkostbereich in der aktuellen Zeit zu den
Gewinnern in der Bedienungstheke gehört?
LEINSS: Erfreulicherweise ja. Wir erleben die
Renaissance des Handwerks auch in der Lebensmittelbranche.
Die Fragen der Kunden
zeigen, dass sie verstärkt auf natürliche, regionstypische
aber auch besondere Lebensmittel
achten. Für viele sind auch Produkte des
täglichen Bedarfs wie Käse und Wurst zu Genussmitteln
geworden. Ein entsprechendes
Angebot wird gefordert, und wir freuen uns,
in unserer Rolle als Brückenbauer zwischen
Herstellern und Käufern zu fungieren.
6/2020 Fleisch-Marketing 23