Trends & Märkte
Einzigartige
InszenierungenFoto: Sergiy Kadulin/Bäro
Das alljährlich erscheinende
Store Book überzeugt auch in
diesem Jahr mit einem bunten
Strauß an originellen Laden-
baukonzepten. Die Best-Prac-
tice-Beispiele zeigen nicht nur
den Wandel in den Handelskonzepten,
sondern machen auch
deutlich, dass das Einkaufserlebnis
immer mehr den stationären
Bedarfskauf ablöst.
„
Wer als Kunde heute in die Stadt
geht, will nicht nur irgendetwas
besorgen, sondern etwas erleben
und Dinge entdecken, von denen er gar
nicht wusste, dass er sie sucht. Dieser neuen
Erwartung an die Läden vor Ort haben sich
nicht nur die Warenhäuser und Supermärkte
anverwandelt“, schreibt Matthias Kreft, Vorstandsmitglied
des Netzwerks, im Vorwort
des vom dlv –Netzwerk Ladenbau herausgegebenen
„Store Book 2020“. Und diese Einschätzung
unterstreicht das Werk, das auf
240 Seiten international und branchenüber-
greifend 44 attraktive Neueröffnungen und
Renovierungen versammelt – auch aus dem
Lebensmitteleinzelhandel.
Eine einzigartige Inszenierung bietet beispielsweise
die Fooby-Filiale in Lausanne.
Schon der prächtige Eingang des eklektischen
Belle-Epoque-Gebäudes lässt keinen
Zweifel daran, dass es hier um erstklassige
Qualität, meisterliches Handwerk und besonderen
Genuss geht. Auf drei Etagen mit
insgesamt 1000 Quadratmetern Fläche wird
den Kunden sowohl ein Lebensmittelmarkt
als auch ein Bistro geboten – und das in einem
In der Silpo-Filiale der 20 Kilometer von Kiew entfernt gelegenen Kleinstadt Vyshgorod schweben
phantastische Flugobjekte über den Frischetheken.
behutsam renovierten ehemaligen Musentempel.
So findet sich unter den restaurierten
Fresken des früheren Theatersaals
das Frischfisch-Angebot, während der alte
Bühnenraum den Käse-Laiben, Broten sowie
den geräucherten Schinken gehört und das
Publikum auf der Empore beim Cappuccino
auf das Treiben im Erdgeschoss blickt. Die
zurückhaltende Farb- und Materialwahl, die
sich auf Schwarz, Weiß und Echtholz beschränkt,
lässt nicht nur die Details der ursprünglichen
Theaterarchitektur zur Geltung
kommen, sondern unterstreicht – wie die
Metzgereiprodukte von örtlichen Herstellern
– die Bedeutung der Regionalität im
Konzept.
Im Zentrum des Nürnberger Delikatessenladens
„Il Nuraghe“ steht die sardische Küche,
was sich auch in der Einrichtung widerspiegelt.
Denn mit dem Einstieg des Gastro-
nomen Tommy Schäfer hat sich das Spezialgeschäft
zu einem Ort für Genüsse zum Mitnehmen
und zum Verweilen verwandelt. In
der 95 Quadratmeter großen Dolce-Vita-Erlebniswelt
erinnern weiß-blaue Zementfliesen
zusammen mit den dunklen Holzoberflächen,
tiefblau gehaltenen Wandabschnitten
und den rustikalen Einbauten an die Atmosphäre
eines mediterranen Landhauses.
Einen ganz anderen Weg beschreitet das
ukrainische Unternehmen Silpo mit seiner
Filiale in Vyshgorod. Gleich hinter dem Eingangsbereich
des 1515 Quadratmeter großen
Marktes schwebt ein abenteuerliches
Fluggerät über den Frischetheken. An den
Wänden, die großformatige Motive aus den
Anfängen der Industrialisierung schmücken,
sind Artefakte aus angelaufenem Eisenblech
montiert, den Weg in die einzelnen Abteilungen
weisen altmodische Schilder, die an historische
Bahnhofsanzeigen erinnern. Für
eine spezielle Atmosphäre sorgt das Beleuchtungskonzept,
für das der Leichlinger
Lichtspezialist Bäro verantwortlich ist. Denn
der Verkaufsraum ist dunkel gehaltenen,
nur punktuell hell erleuchtet und sieht für
die einzelnen Sortimente individuelle Lö-
sungen vor.
Erhältlich ist das im Callwey Verlag erschienene
Store Book 2020 über die Buchhandelskanäle
sowie beim dlv – Netzwerk
Ladenbau e.V. zum Preis von 89 Euro.
12 5/2020 Fleisch-Marketing