Messe
Nicht aufzuhalten
Mit der Halal Hannover geht eine
neue Messe an den Start. Vom 6.
bis 8. März 2020 dreht sich in der
Niedersachsen-Metropole alles um halal-konforme
Lebensmittel, Getränke, Kosme-tikprodukte
und Reisen. Christoph Schöll-hammer,
Projektleiter der Halal Hannover,
erklärt im Interview die Ziele des neuen
Events.
Herr Schöllhammer, warum richtet die
DMAG eine Messe für Halal-Produkte in
Hannover aus?
Wir haben eine umfassende Marktanalyse
durchgeführt und es hat sich gezeigt, dass
es für eine Halal-Messe einen attraktiven
Markt gibt. Weltweit wie auch in Europa
wächst der Markt rasant. Auch in unse-rem
Land ist der Halal-Trend nicht auf-zuhalten.
Das jährliche Marktpotenzial für
Halal-Produkte allein in Deutschland liegt
bei etwa 5 Mrd. Euro. Mit dem neuen Mes-seformat
aus Ausstellung, Konferenzpro-gramm
und gastronomischer Sonderfläche
wollen wir der Halal-Industrie daher eine
Plattform für den geschäftlichen und fach-lichen
Austausch in Deutschland bieten.
Warum ist Halal auch in Deutschland ein
starker Wachstumsmarkt?
Fast fünf Millionen Muslime leben in
Deutschland. Das steigert die Nachfrage
nach halal-konformen Lebensmitteln und
Produkten. Diese steigt jedoch nicht nur
durch muslimische Verbraucher an. Es
gibt in Deutschland auch immer mehr Ein-heimische,
FT Fleischereitechnik/
Meat Technology
sprach mit Christoph
Schöllhammer, dem
Projektleiter der Halal
Hannover, über die
neue Fachmesse und
ihre Schwerpunkte.
die die Spezialitäten aus dem
Mittleren Osten kennen- und schätzen ge-lernt
haben. Hinzu kommen gesundheits-bewusste
Konsumenten, die gern bio und
vegane Produkte einkaufen, sowohl im
HALAL-HÜRDEN
Denn der Markt für muslimischen Lifestyle wächst
rasant, aber bislang gibt es keine einheitliche Zerti-fizierung
für islamkonforme Produkte. Auf den Bin-nenmärkten
der EU herrscht seit Jahren Unklarheit.
Neben so genannten Moschee-Zertifikaten, die
nur im Inland akzeptiert werden, bieten
seriöse Prüfer ihre Dienste an, doch
auch diese müssen sich ständig
neu qualifizieren. Ohne ein
anerkanntes Halal-Zertifikat
ist der Export von Lebens-mitteln
oder Kosmetika in
islamisch geprägte Staaten
so gut wie unmöglich ge-worden.
Eine Zertifizierung etwa nach
dem hohen Standard der Verei-nigten
Arabischen Emirate (VAE),
der auch Hygienenormen der EU be-rücksichtigt,
darf heute ein „Certification Body“
nur noch vornehmen, wenn er nach einem aufwän-digen
Verfahren, das zwei Jahre lang dauern kann,
akkreditiert wird. Verlangt wird von den Emiraten
diplomiertes Fachpersonal, welches sowohl in-ternational
anerkannte akademische Abschlüsse
in der Lebensmittelchemie als auch in den Islam-wissenschaften
vorzuweisen hat.
Astronomische Gebühren: Eine Akkreditierung
ist inzwischen mit hohen Gebühren ver-bunden.
Summa summarum darf ein
Zertifizierer für eine erste Aner-kennung
aus Dubai mit Unkos-ten
in Höhe von rund 100.000
Euro rechnen. Die IIDC Islamic
Information, Documentati-on
and Certification GmbH
(iidc.eu) mit Niederlassungen
in Österreich, Deutschland,
Ungarn und Frankreich darf mit
Ausnahme von Fleischprodukten
auch in der Schweiz zertifizieren.
Entsprechend zeit- und kostenaufwendig
sind für die Produzenten die Zertifikate geworden.
Ein Halal-Zertifikat ist zudem nur ein Jahr lang gül-tig
und muss dann erneuert werden.
www.halal-messe.de
10 1/2020