KOMPAKT – Technik & Bedienung
Strategisches Handeln
In der Studie „Strategien
für den deutschen Nahrungsmittelmaschinenbau
2035“
haben sich die Unternehmens-
beratung Munich Strategy und
der VDMA Fachverband Nahrungsmittelmaschinen
und Ver-
packungsmaschinen mit der
Frage auseinandergesetzt, wie
sich die Anforderungen für die
Branche in den nächsten fünfzehn
Jahren verändern.
Die auf vier Zukunftsbildern basierende
Analyse entwirft sechs
strategische Stoßrichtungen,
welche die Hersteller des Nahrungsmittelmaschinenbaus
im Jahr 2035 erfolgreich
machen sollen. Das erste Zukunftsbild
„Plan schlägt Markt“ geht
davon aus, dass die wirtschaftlichen
Kräfteverhältnisse sich 2035 zulasten
der westlichen Industrieländer drastisch
verändert haben. Ihre angestammte
Führungsrolle hat China eingenommen
– mit weitreichenden Folgen für
das Geschäftsumfeld des Maschinenbaus.
Unter der Überschrift „Keiner will
verlieren“ wird ein Szenario entworfen,
nach dem die Wirtschaftsblöcke sich
voneinander abgrenzen und ihr Heil in
bilateralen Wirtschaftsabkommen suchen,
bei denen die Harmonisierung
der umwelt- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen
weitgehend ausgeklammert
werden. Im Zukunftsbild
„Verbraucher machen Druck“ ist das
Thema Nachhaltigkeit fest in der Gesellschaft
verankert. Aufgeklärte Interessensgruppen
treiben Politik und Wirtschaft
vor sich her – mit weitreichenden
Foto: Messe Frankfurt/Petra Welzel
Ein Überblick über die Entwicklungen im Maschinenbau für die Fleischindustrie liefert alle drei
Jahre die Iffa in Frankfurt. Mit der Frage, welche Anforderungen die Branche 2035 erfüllen
muss, setzt sich eine Studie von Munich Strategy auseinander.
Konsequenzen für Konsumverhalten
und Produktionsstrukturen. Ebenfalls
weltweit einheitliche Rahmenbedingungen,
weil Politik, Wirtschaft und Interessengruppen
an einem Strang ziehen,
herrscht bei „Hand in Hand“ – allerdings
mit pluralistischen Ausprägungen.
Flexibilität durch Modularität
Um den neuen Anforderungen gerecht
werden zu können, haben die Studienautoren
sechs strategische Stoßrichtungen
identifiziert, die für jedes Zukunftsbild
relevant sind, wenn auch in unterschiedlicher
Gewichtung. Eine Lösung besteht
in der Entwicklung vom Maschinenlieferanten
zum Lösungsanbieter. Auch das
Erschließen neuer Wege, um lokal und
nah am Kunden zu sein, ist erfolgversprechend.
Ebenfalls aussichtsreich ist, die
Digitalisierung als Teil des Geschäftsmodells
zu begreifen und Konzepte zur intelligenten
Verarbeitung und Nutzung
von Daten zu entwickeln. Eine weitere
Positionierungsoption besteht in dem
aktivem Anbieten und Vermarkten von
Leistungen im Bereich Service. Den
nächsten Weg haben die Autoren „Flexibilität
durch Modularität“ genannt. Er
besteht im Aufbau eines intelligenten
Produktportfolios an flexiblen und skalierbaren
Maschinen. Und schließlich ist
der Aufbau von verfahrenstechnischem
Know-how und eine darauf basierende
Beratung des Kunden vielversprechend.
Die Studienautoren empfehlen Unternehmen,
ihre eigene strategische Ausgangssituation
zu analysieren und sich
für ein wahrscheinliches Zukunftsbild
sowie die dafür relevanten Stoßrichtungen
zu entscheiden, um ihre Erfolgsstrategie
für 2035 zu entwickeln. Wie sich
das realisieren lässt, zeigt die Studie beispielhaft
an zwei Unternehmenstypen –
dem „Agilen Nischenprofi“ und dem
„Glokalisten“. „Zu antizipieren, wie der
Nahrungsmittelmaschinenbau der Zukunft
aussieht, ist der erste Schritt“, erklärt
Richard Clemens, Geschäftsführer
VDMA Nahrungsmittelmaschinen und
Verpackungsmaschinen, den Ansatz der
Studie. Für Unternehmer gehe es jedoch
vor allem darum, das eigene Handeln an
klaren strategischen Initiativen auszurichten
und so den Weg bis 2035 zu erarbeiten.
28 7/2021