„Milder Verlauf“
Das Jahr 2020 stellte die
Ernährungsindustrie vor außergewöhnliche
Herausforderungen:
Die Covid-19-Pandemie
führte zu Einschränkungen in
der Produktion, zu unterbrochenen
Lieferketten und partiellen
Einbrüchen der Nachfrage sowohl
im In- als auch im Ausland.
Auf der virtuellen Jahrespressekonferenz,
welche die Bundesvereinigung
der Deutschen Ernährungsindustrie
(BVE) mit der Arbeitgeberver-
einigung Nahrung und Genuss (ANG) im
Juni abhielt, wurde darauf verwiesen, dass
die deutschen Lebensmittelhersteller
beim Umsatz im Corona-Jahr einen vergleichsweise
„milden Verlauf“ erlebten:
das Vorjahresergebnis konnte nahezu gehalten
werden und betrug rund 185 Milliarden
Euro. Innerhalb der Branche gibt es
allerdings deutliche Unterschiede, besonders
die Lieferanten für die Gemeinschaftsverpflegung
litten unter den Lockdowns.
Während die Verkaufspreise im Inland mit
einem Plus von 1,2 Prozent leicht anstiegen,
drohen steigende Kosten „aus dem
Ruder zu laufen“, wie BVE-Hauptgeschäftsführer
Christoph Minhoff sagte.
Erheblicher Kostendruck
„Die Ernährungsindustrie hat bereits im
Corona-Jahr unter einem erheblichen Kostendruck
gelitten. Und dieser Druck verstärkt
sich gerade: die Transportlogistik
wird immer teurer, die Rohstoffpreise steigen
und dazu kommen negative Standortfaktoren
wie die höchsten Strompreise in
ganz Europa“, erklärte Minhoff.
Auch 2020 war der der deutsche Markt
der wichtigste Absatzkanal für die Ernährungsindustrie.
Mit einem Umsatzvolumen
Zu den wichtigsten Branchen der Ernährungsindustrie zählen die Fleisch und Fleisch verarbeitende
sowie die Milchindustrie. Zusammen sorgen sie für knapp 40 Prozent des Gesamtumsatzes.
Der Preisanstieg bei Lebensmitteln und Getränken liegt in Deutschland – langfristig gesehen – unter
der allgemeinen Inflationsrate. Die Bundesbürger geben nur einen geringen Anteil ihres Einkommens
für Lebensmittel aus.
von 123,7 Milliarden Euro konnte
man – im Gegensatz zum Exportgeschäft –
sogar einen leichten Zuwachs um 0,7 Prozent
erreichen. Die Lebensmittelexporte
gingen um 1,7 Prozent auf 61,6 Milliarden
Euro zurück, von denen 43,2 Milliarden in
EU-Staaten umgesetzt werden konnten.
Die Exportquote fiel insgesamt auf 33,2
Prozent.
Vor großen Herausforderungen steht
die Branche beim Thema Beschäftigung,
denn 2020 wurde der erste Rückgang seit
zwölf Jahre verzeichnet. Insgesamt beschäftigt
die Branche in 6163 überwiegend
kleinen und mittelständischen Betrieben
614.063 Menschen. Das sind etwa
4700 Menschen weniger als im Jahr zuvor.
Ein Indiz für den größer werdenden Fachkräftemangel,
ist die geringe Nachfrage
nach Ausbildungsplätzen in der Lebensmittelproduktion.
Sechs Prozent der Ausbildungsstellen
seien 2020 unbesetzt geblieben,
erklärte ANG-Hauptgeschäftsfüh-
rerin Stefanie Sabet.
7/2021 11