EDITORIAL
Technik und
menschliche Faktoren
Wer in diesem Jahr die Eurocis in Düsseldorf und die Iffa in Frankfurt besuchte, konnte erkennen, dass die
Digitalisierung in Industrie und Handel rasant fortschreitet. Und der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI)
wird die Branche in den kommenden Jahren ebenfalls maßgeblich verändern. Zentrale technische Themen
sind darüber hinaus Energieeinsparung und Ressourcenschonung. Denn sie helfen nicht nur Kosten zu sparen,
sondern sind gesellschaftlich gefordert. Kaum ein Unternehmen kann es sich noch leisten, in seinem
Streben auf Nachhaltigkeit zu verzichten – und dieses Engagement als Marketinginstrument zu nutzen und
zu kommunizieren. Der Einsatz regenerativer Energie, die Nutzung von Abwärme für die Raumheizung oder
der Gerbrauch von recycelbaren Verpackungen sind nur einige Möglichkeiten, um sein Geschäft auf der
Höhe der Zeit zu betreiben.
Bei allem technischen Fortschritt sollte man jedoch die Bedeutung des Faktors Mensch nicht aus den
Augen verlieren, denn speziell im Handel sind gute und motivierte Mitarbeiter unverzichtbar. Vor diesem
Hintergrund sind die Zahlen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die sie
auf ihrer Jahrespressekonferenz veröffentlichte, besorgniserregend: 2018 absolvierten 32.674 junge
Menschen eine Ausbildung in der Ernährungsindustrie, das waren 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Noch alarmierender ist, dass zehn Prozent der Ausbildungsstellen unbesetzt blieben.
Ein Grund für diese Entwicklung ist sicherlich das schlechte Image, das vielen Berufen in diesem Bereich an-
haftet. Ein bezeichnendes Licht wirft ein Vorfall aus einem Supermarkt im oberfränkischen Lichtenfels. Dort
standen eine Mutter und ein Kind vor der Wursttheke, als die Frau auf die Verkäuferinnen zeigte und zu ihrer
Tochter sagte: „Wenn du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst du auch mal dort hinten.“ Der
Filialleiter, der das zufällig hörte, stellte die Frau zur Rede, doch sie drehte sich nur um und ging. Daraufhin
wandte er sich über Facebook öffentlich an die Frau und löste heftige Zustimmung in den sozialen Netzwerken
aus. Auch wenn es sich um ein extremes Beispiel handelt, das vor allem viel über Ignoranz, Empathie- und
Respektlosigkeit in unserer Gesellschaft aussagt, zeigt es doch, dass hier ein Imageproblem besteht.
Und weil die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern und der Umgang mit innovativer Technik im Lebens-
mittelhandel sortimentsübergreifend sind, empfehlen wir dieses Heft auch den Leserinnen und Lesern
unserer Schwesterzeitschriften „Milch-Marketing“ und der „KÄSE-THEKE“ als Kompaktbeilage.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Norbert Gefäller
7/2019 3
Foto: Colourbox.de