Foto: Thorsten Neidlein
Schmerzhafte Rolle rückwärts
Rolling backwards painfully
Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat bei der betäubungslosen
Ferkelkastration ein eindrucksvolles Beispiel dafür geliefert, warum sie beim
deutschen Wahlvolk untendurch ist. Zuerst aktionistische Deadlines gesetzt,
damit eine ganze Branche in Aufruhr versetzt, dann vor den Lobbyisten eingeknickt
– und schließlich Seit‘ an Seit‘ mit der AfD im November die Frist um zwei Jahre bis
Ende 2020 verlängert.
Das ist passiert: Ab 1. Januar 2019 sollte sie verboten sein, die betäubungslose
Ferkelkastration. „Eine großzügige Ausnahmeregelung wird es nicht geben”, hatte
Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth (CDU) 2017 getönt. Noch im Mai dieses
Jahres, bei einem Eberprojekt des Fleischerverbandes Bayern, machte Dr. Michael
Modlmaier, Amtstierarzt und CSU-Politiker, den Fleischern keinerlei Hoffnungen auf
Aufschub. Umso überraschender die Rolle rückwärts. Angeblich, weil es noch keine
marktgängige oder praktikable Alternative gibt. Eine Farce, zumal bereits 2008 in der
Düsseldorfer Erklärung das Ende des schmerzhaften Procederes als Ziel erklärt wurde.
Passiert ist seitdem so gut wie nichts.
Schauen wir einmal zu unseren europäischen Nachbarn. In den Niederlanden gilt
bereits seit 2014 ein genereller Verzicht auf die Tortur; die dortige CO2-Narkose ist
allerdings umstritten. In Belgien fordert der Handel ebenfalls den Verzicht auf den
schmerzhaften Schnitt. Jungebermast und Immunokastration mit Improvac heißen
dort die Alternativen. In Schweden schließlich ist die betäubungslose Kastration
seit Anfang 2016 schlicht und einfach verboten. In Deutschland dagegen müssen
Millionen Ferkel wegen der politischen und landwirtschaftlichen Prokrastination
weiter leiden (siehe auch S. 27). Bleibt nur zu hoffen, dass die Verbraucher dieses
schäbige Spiel mit dem Tierleid für den schnöden Mammon endlich durchschauen
und den notorischen Aufschiebern Dampf machen.
Editorial
Editorial
With the piglet castration without anaes-thesia
the Grand Coalition of CDU/CSU
and SPD has given an impressive
example of why it is down below at the German
voters. First of all, actionistic deadlines were set
so that an entire industry would be in turmoil, then
folded in front of the lobbyists – and finally, side-
by-side with the AfD in November, the deadline was
extended by further two years to the end of 2020.
Let‘s take a look at our European neighbours. In
the Netherlands, the general renunciation of ordeal
has been in force since 2014; however, the local
CO2 anaesthesia is controversial. In Belgium, too,
trade is calling for the painful cut to be abandoned.
Mast of young boars and immunocastration with
Improvac are the alternatives. Finally, in Sweden
anaesthetisation-free castration has simply been
banned since the beginning of 2016.
In Germany, on the other hand, millions of piglets
continue to suffer because of political and agri-cultural
procrastination. All we can hope for is
that consumers will finally see through this shabby
game with the animal suffering for the filthy
mammon and will put some pressure on the
notorious postponers.
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Christian Blümel
Redakteur / Editor
/www.rm-suttner.com