KOMPAKT – Technik & Bedienung
In Deutschland achtet die
große Mehrheit der Supermarktkunden
laut Umfragen
darauf, Produkte mit so wenig
Verpackung wie möglich
zu kaufen. Die Vermeidung
von Plastik ist jedoch ein
komplexes Problem.
Die Verpackungsindustrie bewegt
sich heutzutage in einem Spannungsfeld
zwischen den Anforderungen
des nachhaltigen Wirtschaftens,
der Implementierung einer wirksamen
Kreislaufwirtschaft, einer hohen Prozesseffizienz
sowie einer adäquaten Lebensmittelsicherheit.
In erster Linie dienen
Verpackungen dem Produktschutz entlang
der Versorgungskette. Bei Lebensmitteln
müssen beispielsweise qualitative Beeinträchtigungen
wie Aroma- und Nährstoffverluste
oder mechanische Beschädigungen
vermieden werden. Zudem leisten
insbesondere Kunststoffverpackungen einen
bedeutenden Beitrag zur Ressourcenschonung,
weil die Haltbarkeit der Produkte
signifikant verlängert wird, was zu
einer Verringerung von Lebensmittelabfällen
führt.
Zudem sind Verpackungen ein wesentlicher
Baustein für die Kundenkommunikation
und das Branding. Neben der Produktpräsentation
am Point of Sale und der
Bildung von Verkaufseinheiten stellen sie
ein zentrales Element der Markenbildung
dar. Verpackungen dienen darüber hinaus
als Informationsträger für wichtige Eigenschaften
wie Inhaltstoffe oder Haltbarkeit.
Schließlich muss eine Verpackung verbrauchergerecht
gestaltet sein, indem sie
zum Beispiel funktionale Öffnungshilfen
aufweist oder durch Wiederverschließbarkeit
die Aufbewahrung der Ware erleichtert
und so Lebensmittelverschwendung
verhindert.
Für die sinnvolle Beurteilung der Nachhaltigkeit
von Verpackungen ist ein ganzheitlicher
Ansatz vonnöten, der nicht nur
den ökologischen Fußabdrucks von Materialien
berücksichtigt, sondern auch die
Der Einsatz von Schrumpfverpackungen
als Alternative zu Schalen mit
Deckeln oder Trays ist ein
nachhaltiger Ansatz.
Foto: Multivac
Nachhaltig
verpacken
Auswirkungen auf die Ware – zumal der
Anteil von Verpackungen am gesamten
CO2-Foot-Print von Lebensmitteln vergleichsweise
gering ist. So muss beispielsweise
zwischen der Bevorzugung unterschiedlicher
Umweltaspekte wie Mate-
rialeinsparung gegenüber Recyclingfähigkeit
oder zwischen Umwelt- und anderen
Aspekten wie Funktionalität, Verbraucherschutz
oder Kosten abgewogen werden.
Um die nachhaltigen Ziele bei der Verpackung
zu erreichen, müssen vor allem eine
effiziente Kreislaufwirtschaft implementiert
und der Kunststoffverbrauch reduziert
werden. Gefordert sind sowohl die
Entwicklung alternativer Verpackungskonzepte
aus recyclingfähigen Materialien
als auch die Einführung von Verpackungen
aus erneuerbaren Ressourcen. Parallel
müssen Verbesserungen im Bereich der
Materialeffizienz vorangetrieben werden.
Erreichen lässt sich dies einerseits durch
den Einsatz innovativer Technologien bei
der Verarbeitung von Materialien im Bereich
Maschinen- und Anlagenbau, andererseits
aber auch durch alternative Verpackungskonzepte.
Ein Beispiel für einen
Zielkonflikt ist der Einsatz von Barrierepolymeren.
Mit ihrer Hilfe lässt sich zwar der
Materialeintrag signifikant reduzieren,
aber sie können sich negativ auf die Re-
cyclingfähigkeit der Verpackungen auswirken.
Dem Design kommt dabei eine bedeutende
Rolle zu, denn der Verbraucher akzeptiert
ein komplexes Zerlegen der Verpackung
nach der Produktentnahme nicht.
Um zu verhindern, dass alles im Restmüll
entsorgt wird, müssen Verpackungen, die
aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt
sind, daher so konzipiert sein,
dass die Wertstoffe vom Endverbraucher
einfach getrennt und den entsprechenden
Stoffkreisläufen zugeführt werden können.
30 7/2020