PRO & CONTRA
„Über weniger Fleisch denken nur Menschen nach, die
einen immervollen Bauch haben und deren Bedürfnisse
jederzeit am Markt zu befriedigen sind.“ Thomas Reichert
Pro oder contra? Zu teuer oder ein Schritt in die
richtige Richtung? Längst überfällig oder viel zu
früh?
Kein politisch Verantwortlicher, der auch nur halb-wegs
bei Sinnen ist, wird die Preise für Lebensmittel
signifikant erhöhen. Weder für Fleisch noch für sonst-was.
Soziale Teilhabe für jedermann ist in einer Ge-sellschaft
wie der unseren das höchste Gut. Darum
kämpfen Menschen übrigens mittlerweile weltweit.
Der Preis dafür sind billige Lebensmittel. Und Fleisch
in adäquaten Mengen (etwa 60 Kilogramm pro Jahr
je Bürger, seit 30 Jahren stabil) ist für mehr als 90
Prozent der Menschen auch hierzulande unmittel-barer
Kernwert einer gesunden Ernährung. Politisch
motivierte Preiserhöhungen verbieten sich da per se.
Im übrigen können Sie auch heute schon 80 Euro für
das Kilo Rindfleisch ausgeben, wenn Sie das wollen.
Ist eine solche Preisregion für ein Kilo Rindfleisch
Ihren Kunden überhaupt vermittelbar? Wenn ja,
mit welchen Argumenten?
Dieser Preis ist für mich gesellschaftlich weder ver-mittelbar
noch wünschenswert. Ich würde alles dafür
tun, dass Lebensmittel, insbesondere Fleisch, für je-dermann
erschwinglich bleiben.
Würde dem Fleischerhandwerk eine solche
Entwicklung eher schaden oder würde es davon
profitieren?
Das Fleischerhandwerk, so wie wir es definieren und
kennen, wäre bei einer solchen Entwicklung schnel-ler
verschwunden, als es dies ohnehin schon in der
Breite feststellen muss.
Welche Rolle spielt Fleisch Ihrer Meinung nach
generell in der Ernährung der Zukunft?
Weltweit eine sehr große. Die Schlachthöfe und
Agrarfabriken können in den Schwellenländern
(Asien, Afrika, Südamerika) gar nicht so schnell ge-baut
werden, wie der Hunger nach Fleisch wächst.
Über weniger Fleisch denken nur Menschen nach,
die einen immervollen Bauch haben und deren
Bedürfnisse auch ansonsten materiell grundsätzlich
und jederzeit am Markt zu befriedigen sind.
Sind Fleischalternativen für Sie eine Lösung?
Es gibt keine Alternativen zu Fleisch. Fleisch ist Natur
pur. Und bei allem, was von der Lebensmittelindus-trie
zur Alternative erklärt wird, geht es nur darum,
möglichst lange Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Das gelingt am besten dadurch, dass man das natür-liche
Original so lange diskreditiert, bis der Kunde
zur hochindustriell gefertigten Alternative greift. Per-fekte
Lobbyarbeit und die willfährige, geradezu naiv
wirkende politische Unterstützung tun dazu ihr Übri-ges.
Das wird allerdings auch dazu führen, dass
Fleisch als natürliches und gesundes Lebensmittel
weltweit immer noch begehrter wird.
Thomas Reichert,
Betreiber der
Feinkost Metzgerei
Haxen Reichert und
Obermeister der
Fleischerinnung
Frankfurt-Darmstadt-
Offenbach.
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„Nur so ist kurzfristig eine
überfällige Änderung beim
Verzehr herbeizuführen.“ Friedrich Büse
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