EDITORIAL Fleisch-Marketing
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Branche im Wandel
Alle Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsexperten sind sich einig, dass die Welt
nach der Corona-Krise eine andere sein wird. So ist nicht nur davon auszugehen, dass die
Pandemie deutliche Spuren bei den Erwartungen und Verhaltensweisen der Konsumenten
FLEISCH-MARKETINGIhr direkter
dafür will auch die Politik sorgen. Minister Hubertus Heil, der nicht müde wird zu betonen,
dass er in der Fleischwirtschaft „aufräumen“ werde, hat ein „Arbeitsschutzkontrollgesetz“
auf den Weg gebracht, das den Werksverträgen den Garaus machen soll.
Bei aller berechtigten Kritik an den Missständen im Werkvertragssystem muss man das
Problem jedoch differenzierter betrachten. Denn „Werkverträge gibt es nicht nur in der
Fleischindustrie, sie sind ein wichtiger Teil unserer Rechtsordnung und unseres Arbeitsmarktes“,
Branchen – von der Landwirtschaft bis zum Bauwesen – unverzichtbar. Viele Unternehmen
Seite bieten sie den vornehmlich osteuropäischen Arbeitern einen willkommenen Job
mit vergleichsweise gutem Lohn und deutscher Sozialversicherung.
Für Unverständnis sorgt die Gesetzesvorlage aber vor allem, weil sie auf einen speziellen
Industriezweig abzielt. Nicht wenige Juristen glauben deshalb, dass sie verfassungswidrig
ist und auch gegen Europa-Recht verstößt. Obwohl das Gesetz bereits vom Bundeskabinett
der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck feststellte, verlässt kein Gesetzesentwurf
Aber auch wenn Heil mit seinen Vorstellungen scheitert, wird sich die Fleischwirtschaft
ändern. Branchenprimus Tönnies hat bereits angekündigt, bis Jahresende alle Werk-
vertragsarbeiter in den Kernbereichen fest anzustellen – und Appartements für sie
bereitzustellen.
Norbert Gefäller
9/2020
Fleisch-Marketing
hinterlassen wird, sondern auch die Fleischbranche wird sich dauerhaft wandeln. Und
wie Friedrich Merz, Bewerber um den CDU-Vorsitz, im Gespräch mit dem Magazin
„agrarheute“ erklärte. Als flexibles Arbeitsmarktinstrument sind sie in zahlreichen
reagieren nämlich mit Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträgen über spezialisierte
Personaldienstleister auf extreme Produktionsschwankungen, kurzfristige Personalengpässe
und saisonale Spitzen – beispielsweise bei Grillartikeln. Und auf der anderen
gebilligt wurde, gibt es für die Fleischbranche noch eine weitere Hoffnung. Denn, wie
den Bundestag so, wie er hereingekommen ist.
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