Editorial
Technik und
individuelle Faktoren
Der Handel erlebt bewegte Zeiten. Die vierte industrielle Revolution mit der fortschreitenden
Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen sämtlicher Lebensbereiche – und das in immer
kürzeren Innovationszyklen. Hightech wird auch im stationären Handel immer wichtiger für den Erfolg.
Angesichts der Dynamik der Entwicklungen ist es allerdings ratsam, auch einmal inne zu halten und über
das reichhaltige Angebot digitaler Technologien – beispielsweise zur Verkaufsunterstützung – nachzu-
denken und passende Lösungen herauszufiltern. Denn nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll.
Wer sich allerdings der Digitalisierung verschließt, agiert nicht mehr zeitgemäß, auch wenn insbesondere
im Lebensmittelhandel die persönliche Ansprache unverzichtbar ist. Denn Technologie kann dabei helfen,
den Service am Point of Sale attraktiver zu gestalten. Das gilt auch für Self-Checkout-Systeme, deren Zahl
in Deutschland rasant wächst. Die Akzeptanz wird allerdings stark vom Standort, von der Positionierung
in der Kassenzone und vom begleitenden Servicepersonal beeinflusst.
Ein zentrales Thema bei der technischen Weiterentwicklung von Supermärkten sind Energieeinsparung
und Ressourcenschonung. Sie helfen nicht nur Kosten zu sparen, sondern sind gesellschaftlich gefordert.
Kaum ein Unternehmen kann es sich noch leisten, in seinem Streben auf Nachhaltigkeit zu verzichten –
und dieses Engagement zu kommunizieren. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder über den
marketingtechnischen Nutzen und die energetischen Nachteile von Türen vor der Pluskühlung diskutiert.
Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Aldi Süd hat sich beispielsweise wegen des sehr hohen Kundenaufkommens
gegen die Türen ausgesprochen und setzt stattdessen auf eine hermetische Abriegelung
mit Rollos in der Nacht, um Energie zu sparen.
Dieses Beispiel zeigt ebenfalls, dass der Einsatz von technischen Entwicklungen nicht grundsätzlich positiv,
sondern von individuellen Faktoren abhängig ist. Und weil der Umgang mit innovativer Technik im Lebens-
mittelhandel sortimentsübergreifend ist, empfehlen wir dieses Heft auch den Leserinnen und Lesern
unserer Schwesterzeitschriften „Milch-Marketing“ und der „KÄSE-THEKE“ als Kompaktbeilage.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Norbert Gefäller
ng@blmedien.de
7/2018 3
Foto: Colourbox.de