Kompakt – Bedienung & Technik
„Wir treffen
den Nerv der Zeit“
Mit „go to Emma“ haben
Matthias Schulz, Tobyas
Faroß und Matthias Heußner
eine Plattform geschaffen, mit
der die Digitalisierung in ana-
loge Vertriebsstrukturen vorstösst.
Über die Entstehungsgeschichte
sowie die Vorteile
für teilnehmende Hersteller
und Händler sprach Matthias
Schulz mit der Redaktion.
?: Mit „go to Emma“ verbinden viele
wahrscheinlich den klassischen Tante
Emma-Laden. Hinter dem Namen verbirgt
sich aber ein modernes Start-up-Unternehmen.
Können Sie uns das Konzept
und die Entstehungsidee erklären?
Sch ulz: Angefangen hat alles vor zweieinhalb
Jahren an meinem schlechtesten
Vertriebstag in meiner 16-jährigen Vertriebslaufbahn.
Nach langen Stationen in
unterschiedlichen Positionen bei Red
Bull und Warsteiner hatte ich mich mit
einer eigenen Agentur vor viereinhalb
Jahren selbstständig gemacht. Ich war
damals in Berlin unterwegs und habe für
einen meiner Auftraggeber Märkte besucht.
Bei zwölf Kunden habe ich sechsmal
keinen Entscheider angetroffen und
bei den anderen Besuchen hatten die
Entscheider keine Lust oder Zeit eine
Entscheidung zu treffen – noch nicht mal
ein „Nein“ war ihnen zu entlocken. Ich
war sehr frustriert und es fiel mir schwer
meine meinem Auftraggeber die Vertriebsleistung
in Rechnung zu stellen.
Will mit der Digitalisierung in die Vertriebsstrukturen stoßen: Matthias Schulz.
Mir war klar: Es muss sich etwas an dem
Prozess verändern. Eine digitale Vor-Akquise
könnte die Lösung sein, dachte ich
mir. Aus meinem Netzwerk konnte ich
meine Gründerkollegen Tobyas Faroß
als Software-Entwickler und Matthias
Heußner als ehemaligem Unternehmensberater
begeistern, Teil dieser Veränderung
zu werden.
Zum Konzept: Das „go to“ von „go to
emma“ steht für die Digitalisierung und
„emma“ für die eingeschlafenen Tante
Emma-Strukturen im deutschen Handel.
Aus diesen wird jetzt der „effektive markt
management assistent – go to emma“.
?: Und wie funktioniert
die Plattform?
Sch ulz: Die Kommunikation im Lebensmittelhandel
ist heute wenig digital.
So ist das Scouting von Neuheiten ein
zeitintensiver Prozess. Auch die traditionelle
Kommunikation mit den Lieferanten
erfolgt über eine Vielzahl von Kanälen
wie persönliche Termine, Fax, E-Mail
und Telefon. Eine Bündelung der Angebote
und Absprachen liegt nicht vor.
Gleichzeitig führt die analoge Betreuung
von über 20.000 Lebensmittelmärkten
und 10.000 Großhändlern zu hohen Aufwänden
bei Lieferanten.
Unsere Plattform Emma vernetzen Lieferanten,
Handel und den Point of Sale. Die
Einkaufs- und Vertriebsprozesse werden
vereinfacht, Kosten reduziert und die Geschwindigkeit
erhöht. Im ersten Schritt
kann der Händler sein Lieferanten-Netzwerk
innerhalb der Software aufbauen
und verwalten. Basierend auf seinem
Netzwerk löst der Einkäufer mit wenigen
Klicks Interaktionen mit seinen Lieferanten
aus. Die Anwendungsmöglichkeiten
sind vielfältig. Diese reichen von
der Terminvereinbarung und Einforde-
16 7/2018