Unternehmen & Konzepte
Eine Branche
mit Visionen
Die dänische Land- und
Ernährungswirtschaft treibt
nachhaltige Entwicklungen mit
Hochdruck voran. So arbeitet
die Branche derzeit an einem
digitalen Klima-Tool und macht
sich für eine verantwortungsvolle
Soja-Erzeugung stark.
Auch in der Corona-Pandemie steht
das Thema Nachhaltigkeit in der dänischen
Agrar- und Ernährungswirtschaft
auf der Agenda. Die Branche will
im Jahr 2050 Nahrungsmittel ausnahmslos
klimaneutral erzeugen. Um dieses ehrgeizige
Ziel zu erreichen, gilt es in vielen Bereichen
die Weichen zu stellen. Aktuell entwickelt
beispielweise das Seges-Innova-
tionscenter in Zusammenarbeit mit dem
dänischen Bio-Landesverband Okologisk
Landsforening ein digitales
Klima-Tool. Die
Software zur Erfassung der Klimawirkung
auf Betriebsebene soll später in allen Bereichen
der konventionellen und biolo-
gischen landwirtschaftlichen Produktion
zum Einsatz kommen und zur Reduzierung
der Klimawirkung in der gesamten dänischen
Landwirtschaft beitragen.
Darüber hinaus soll das Klima-Tool
nach internationalen Standards Ökobilanzen
erstellen. „Wir versprechen uns
viel von diesem Tool. Es eröffnet weitreichende
Perspektiven für den einzelnen
Landwirt und für die gesamte Branche.
Damit werden wir die Reduktion der Klimagasemissionen
noch gezielter vorantreiben
können“, sagt Hans Roust Thysen,
Leiter des Seges-Center für Klimaschutz
und Nachhaltigkeit.
Die dänische Schweinefleisch-Branche will im Jahr 2050 Nahrungsmittel ausnahmslos klimaneutral
erzeugen und stellt dafür in vielen Bereichen die Weichen.
Bereits in den vergangenen Jahrzehnten
hat der dänische Schweinesektor auf diesem
Gebiet viel erreicht. Laut dem
Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft
konnte die Branche
seit 1985 die Umweltauswirkungen je
Schlachtschwein
deutlich senken. Durch
eine Reihe von Maßnahmen haben die
dänischen Landwirte seit 1985 die Stickstoff
und Phosphor-Emissionen pro Kilogramm
Schweinefleisch um rund 50
Prozent sowie die Ammoniakverluste
um 73 Prozent reduzieren können – und
dies bei einer deutlichen Steigerung der
Fleischerzeugung.
Veränderung in der Soja-Produktion
Darüber hinaus verarbeiten die Futtermittelhersteller
des Landes seit Jahren
nur Soja, das gemäß den internationalen
Zertifizierungssystemen RTRS und Pro
Terra angebaut wurde. Jetzt geht der dänische
Agrarsektor einen Schritt weiter.
Die Branche hat beschlossen, bis zum
Jahr 2025 ausschließlich Soja für die Fütterung
landwirtschaftlicher Nutztiere
einzusetzen, das aus verantwortungsvoller
und nachhaltiger Erzeugung stammt.
Dabei muss eine unabhängige Kontrollinstanz
überprüfen und bestätigen, dass
der Soja-Anbau auf Flächen erfolgt, auf
denen zuvor keine Wälder gerodet wurden.
„Wir möchten eine echte und bleibende
Veränderung in den Soja produzierenden
Ländern. Deshalb verlangen wir
eine entwaldungsfreie Produktion“, sagt
Flemming Nor-Pedersen, Direktor im Dänischen
Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft.
Auf die dänische Landwirtschaft entfällt
lediglich 0,5 Prozent des weltwei-
ten Soja-Verbrauchs. Das sind jährlich
rund 1,5 Millionen Tonnen. Diese Zahlen
verdeutlichen: Das Engagement der dänischen
Agrarwirtschaft allein wird nicht
ausreichen, um in den Soja-Erzeuger-
ländern ein Umdenken zu bewirken.
„Wir brauchen Lösungen und Vereinbarungen
in der Europäischen Union und
auf internationaler Ebene“, fordert Nor-
Pedersen.
Um sich noch unabhängiger von Sojaimporten
zu machen, forciert die dänische
Landwirtschaft seit geraumer Zeit
den Anbau von heimischen Eiweißpflanzen.
Außerdem loten Wissenschaftler in
einem Forschungsprojekt aus, inwieweit
gezüchtete Mikroalgen importiertes Sojaprotein
als primäre Eiweißquelle ersetzen
können.
42 1-2/2021 F leisch-Marketing