Trends & Märkte
Einen grundlegenden Umbau der
Fleischproduktion forderten die
Heinrich-Böll-Stiftung und der
Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) bei
der Vorstellung des „Fleischatlas
2021“ Anfang Januar in Berlin.
Ohne Kurswechsel könnte die weltweite
Fleischproduktion bis 2028 um 40 Millionen
auf rund 360 Millionen Tonnen im Jahr
steigen, sagte Barbara Unmüßig, Vorstand
der Heinrich-Böll-Stiftung. Eine derartige Zunahme
verschärfe die Auswirkungen der Klimakrise.
Zudem befördere die Fleischproduktion
den globalen Artenschwund massiv,
erklärte sie.
Ihre Hoffnungen ruhen auf den jüngeren
Generationen. So zeige eine repräsentative
Umfrage im „Fleischatlas 2021“, dass mehr
als 70 Prozent der 15 bis 29-Jährigen die
Fleischproduktion in Deutschland in ihrer
jetzigen Form ablehnten. Vierzig Prozent der
Befragten hatten überdies angegeben, wenig
Fleisch zu essen, und 13 Prozent, sich aus-
„Demokratisierung
des Online-Einkaufs“
In einem Whitepaper unter dem Titel „Der Deutsche
Verbraucher – Ausblick auf 2021“ prognostiziert der Marktanalyst
Mintel, dass deutsche Verbraucher als Folge der Pandemie
auf eine „sparsamere Haushaltsführung“ achten werden.
Es bleibe abzuwarten, in welchem Ausmaß
die Bundesrepublik von der weltweiten
Rezession betroffen sein wird, heißt es in
dem Mintel-Papier. Da finanzielle Sicherheit
für deutsche Verbraucher eine wichtige Rolle
spiele, werden sie einen verstärkten Fokus
auf das Preis-Leistungs-Verhältnis legen und
daher zu Handelsmarken tendieren, prognostizieren
die Experten. Aber auch nach höherwertigen
Produkten, die genau auf ihre
Forderte
bei der Vorstellung
Fleischatlas
eine „echte
Wende“:
Barbara
Unmüßig.
Grundlegender
Umbau gefordert
schließlich vegetarisch oder vegan zu ernähren
– doppelt so viele wie im Gesamtdurchschnitt
der Bevölkerung.
Wie aus dem „Fleischatlas hervorgeht, erreichte
der Markt für Fleischersatzprodukte
in Deutschland – nach einem leichten Rückgang
zwischen 2016 und 2018 – im Jahr
2019 mit rund 266.000 verkauften Tonnen
Bedürfnisse zugeschnitten sind, würden die
Konsumenten verstärkt Ausschau halten. Die
Pandemie hat darüber hinaus Bewusstsein
für die eigene Gesundheit geschärft. So geben
laut Mintel 22 Prozent der Verbraucher
an, dass eine gesündere Ernährung heute einen
höheren Stellwert einnimmt.
Eine weitere Folge von Covid-19 ist die
„Demokratisierung des Online-Einkaufs“:
Auch ältere Verbrauchergruppen kaufen nun
des
ein Rekordergebnis. Und der Trend setzt sich
fort: Im ersten Quartal 2020 wurden 20.000
Tonnen produziert, 37 Prozent mehr als im
Zeitraum des Vorjahres. Der Umsatz betrug
2019 zirka 273 Millionen Euro. Zum Vergleich:
Mit Fleisch und Wurst wurden dem
Bericht zufolge im selben Zeitraum 40,1 Milliarden
Euro umgesetzt.
häufiger im Netz ein, da sich ihnen durch digitale
Kaufplattformen sichere und komfortablere
Einkaufsmöglichkeiten erschließen.
Obwohl der Online-Lebensmittelhandel weiterhin
einen kleinen, aber wachsenden Teilaspekt
des Lebensmitteleinzelhandels abdeckt,
geht Mintel davon aus, dass dieser
künftig weiterhin an Zugkraft gewinnen
wird. Trotz des sukzessiven Online-Wachstums
zieht es die Menschen allerdings auch
zu lokalen Händlern zurück. So kaufte seit
Pandemiebeginn ein Viertel der Deutschen
häufiger bei lokalen Geschäften ein. Dieser
Trend zu einem stärkeren regionalen Fokus
stehe zwar im vermeintlichen Widerspruch
zum wachsenden Online-Markt, allerdings
ließen sich beide „hervorragend miteinander
ergänzen“, schreiben die Marktanalysten.
Als Fazit kommt Mintel zum Schluss, dass
es dauern wird, bis sich die Verbraucher von
den finanziellen Strapazen erholt haben werden,
und dass das Jahr 2020 „unser aller Leben
und damit auch unsere Prioritäten neu
geprägt hat“. Unternehmen böten sich die
Chancen, den neuen Anforderungen gerecht
zu werden, heißt es abschließend.
12 1-2/2021 F leisch-Marketing