VERPACKUNGSLÖSUNGEN • TOP-THEMA
In der Corona-Pandemie
bestellen Menschen ihre
Lebensmittel verstärkt online –
auch Frischwaren. Isolierver-
packungen für den Kühlversand
sind allerdings nicht besonders
nachhaltig. Eine Alternative hat
das Münchner Unternehmen
Easy2cool in einem Forschungsprojekt
mit der Technischen Universität
Dresden entwickelt.
Thermoisolation
aus Altpapier
Fanden eine ökologische Alternative für herkömmliche Versandkühlungen: Marco Knobloch (rechts)
und Sebastian Leicht.
kühlpflichtigen Lebensmitteln. An der TU
wurden die Grundlagen für die Herstellung
von trocken aufbereiteten Faserstoffrezepturen
auf Altpapierbasis gelegt, Isolationselemente
aus folienummantelten Fasermatten
erzeugt und deren Rezyklierbarkeit nachgewiesen.
Umweltverträgliche Elemente
Die Entwicklung der Isolierkonstruktion für
die Verpackungen übernahm das Münchner
Unternehmen. Dabei wurde das trocken aufbereitete
Altpapier zu einer Fasermatte gestreut
und durch eine Ummantelung fixiert,
so dass die damit hergestellten Isolierelemente
zu einer Gesamtverpackungslösung
verarbeitet werden konnten. In der Praxis
zeigte es sich nicht nur, dass die Isolierelemente
aufgrund ihrer geringen Wärme- und
Temperaturleitfähigkeit sowie ihres hohen
Wärmespeichervermögens die Kühlverpackungen
aus Styropor und anderen Kunststoffen
ersetzen können, sondern auch viel
umweltverträglicher sind. Denn die Isolierfasermatten
auf Altpapierbasis lassen sich
nach der Entnahme des Kühlguts bedenkenlos
im Altpapiercontainer entsorgen.
Der Grundrohstoff für das Isolationsmaterial
besteht aus recyceltem Altpapier, das in Ballen
angeliefert, zerkleinert und in einem geschlossenen
Prozess verarbeitet wird.
Da sich dieses Verpackungskonzept für den
temperaturgeführten Versand im Markt des
Online-Lebensmittelhandels einer zunehmenden
Nachfrage erfreut, wächst auch das
Münchner Unternehmen. Aus dem „Zweimannbetrieb“
von Marco Knobloch und Sebastian
Leicht, der in der heimischen Garage
Kühlakkus produzierte, ist ein Anbieter
ganzheitlicher Kühlkonzepte für Transport
und Logistik geworden, der mittlerweile
mehr als 40 Mitarbeitern hat.
Beim Versand temperaturempfindlicher
Lebensmittel kommen Verpackungen
zum Einsatz, die eine zuverlässige
Kühlung gewährleisten. Die Produkte
müssen durch thermoisolierte Verpackungen
und Kühlmittel für eine definierte Zeit in
einem bestimmten Temperaturbereich gehalten
werden. In der Regel werden Isola-
tionsmaterialien – wie expandiertes Polystyrol
(Styropor) oder Fasermatten und Bläschenfolien
aus Kunststoff – eingesetzt, die
aufgrund des hohen Energiebedarfs bei der
Herstellung und der äußerst problematischen
– meist thermischen – Entsorgung eine
enorme Belastung für Klima, Wasser und Böden
darstellen. Natürliche Materialien wie
Hanf, Schafwolle oder Stroh haben sich bisher
aufgrund höherer Kosten oder wegen ihres
in Verbindung mit Lebensmitteln unpassenden
Geruchs nicht durchgesetzt.
In einem gemeinsamen Projekt entwickelte
Easy2cool mit dem Institut für Naturstofftechnik
der TU Dresden als Alternative zu
den umweltschädlichen Styroporverpackungen
ein lebensmitteltaugliches Isoliermaterial
aus Altpapier und eine darauf basierende
Systemlösung für den Versandhandel von
1-2/2021 Fleisch-Marketing 33