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MEHR GLEICHBEHANDLUNG
Marco Theimer
Chefredakteur Meat
Eine Quizfrage! Es gibt aber nichts zu gewinnen. Welcher deutsche
Großindustrielle hat große Chancen, mit einem Preis für Hybris und
Skrupellosigkeit ausgezeichnet zu werden? Die Rede ist von einem
gewissen Clemens T. aus dem Landkreis Gütersloh, Ex-Schalke-Aufsichtsrat,
der ebenso wie sein Revierclub in den vergangenen Juni- und Juli-Wochen
wenig zu lachen hatte und sich nun sogar der Staatsanwaltschaft erwehren
muss. Dabei ist eines Fakt: Als erfolgreicher Unternehmen hat man nicht nur
in Deutschland eine Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter – auch wenn sie
von Sub- oder Sub-Sub-Unternehmen unter fragwürdigen Bedingungen zur
Verfügung gestellt und beschäftigt werden. Was vor der coronabedingten
Schließung des größten deutschen Fleischschlachters und -verarbeiters ge-schah,
kann man nur als maßlose organisierte Verantwortungslosigkeit be-zeichnen,
die zum Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung zweier Landkreise
führte. Nicht nur in diesem Schlachtbetrieb gab es vermehrte Infektionen mit
dem gefährlichen Virus. Von Verantwortung für Mitarbeiter oft keine Spur!
Gäbe es derlei Verantwortungslosigkeit und Mangel an Fürsorge für die
Mitarbeiter in handwerklichen Metzger- und Fleischerfamilienbetrieben,
wären sie wahrscheinlich schon lange geschlossen worden und aus unse-rer
Gesellschaft verschwunden. Als systemrelevant in Corona-Zeiten einge-stuft,
erfuhren vielleicht auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, wieder eine
höhere Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Viele Betriebe vermeldeten
höhere Umsätze an den Theken, sie begrüßten neue Kunden und lokale
Medien und TV-Sender berichteten über die Metzger des Vertrauens.
Dabei muss das Fleischerhandwerk im Gespräch mit Politikern von Ver-bandsseite
immer wieder gebetsmühlenartig betonen, dass es nicht mit
industrieller Fleischwirtschaft gleichzusetzen ist. In vielen Dingen ist das
aber so – oder schlimmer: Das Handwerk zahlt etwa 20 Mal höhere Gebühren
für die Fleischuntersuchung pro geschlachtetem Tier. Auch einheitliche Ab-fallentsorgungsgebühren
würden Wettbewerbsnachteile beseitigen. Große
Ungerechtigkeiten gibt es zudem beim Thema Tierwohl bei der Schlachtung
oder der Arbeitszeitkontrolle.
Gerade höhere bürokratische Anforderungen und Dokumentationspflich-ten
setzen dem Fleischerhandwerk maßgeblich zu – industriellen Betrieben
nicht. Trotzdem waren Herr T. und seine Führungscrew im größten deutschen
Schlachtbetrieb auf Nachfrage der Gesundheitsbehörden nicht mal in der
Lage, bei 30 % ihrer Schlacht-Mitarbeiter exakt anzugeben, wo diese wohnen.
Da drückten und drücken die zuständigen Behörden gerne mal beide Au-gen
zu! Ich appelliere daher für mehr Gleichberechtigung für Handwerksbe-
triebe und weniger Ungerechtigkeiten! Fleischerhandwerk bedeutet Klasse
und nicht Masse. Und das gilt es noch lange zu erhalten!
Mit den besten Wünschen für Sie und ihre Mitarbeiter! Bleiben Sie gesund!
& Greet
2020
Fleischerhandwerk und
Metzgerei der Zukunft
2. Fachkonferenz
14./15. September 2020
in Fürstenfeldbruck
bei München
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