HANDWERK KREATIV
CORONA? NA UND! Die Ausbreitung des Corona-Virus stellt
Wie haben Metzgereien die Herausforderungen der Corona-Krise
gemeistert? Hier einige ausgewählte Beispiele kreativer Köpfe aus
dem Trüffeljagd-Netzwerk.
Metzgereibetriebe auf die Probe. Eng-pässe
in der Produktion, Hygieneauflagen,
ausbleibende Aufträge sowie der Wegfall
einzelner Geschäftsbereiche zählen zu
Einschränkungen, mit denen die Betriebe
zu kämpfen haben. Nur wer sich anpasst,
flexibel agiert und sich Krisen mit durch-dachten
Lösungen stellt, kann sie über-stehen.
Der Blick über die eigene
Tätigkeit hinaus, eine gute Vernet-zung
sowie gegenseitige Unter-stützung
bieten dabei große
Chancen. Die Adalbert-Raps-
Stiftung fördert besonders
in Krisen den Austausch
relevanter Akteure mit der
Initiative „Trüffeljagd“ (www.
trueffeljagd.org). Hier nun
vier Beispiele:
Fotos: Colourbox.de, Metzgerei Heindl, Metzgerei Brath
TRÜFFELJAGD-STORIES
METZGEREI BRATH: DIGITALE KOMPETENZ
Von Anfang an reagierte Heiko Brath mit Bedacht auf die Pandemie. Die
in der Karlsruher Metzgerei umgesetzten Abstandsmarkierungen und
-regeln schützten nicht nur Mitarbeitenden und Kunden, sondern führten
auch zu längeren Wartezeiten im kleinen Ladengeschäft und so zu Um-satzeinbußen.
Die Lösung: Der Mittagstisch wurde in die Hofeinfahrt und
die Abholung vorbestellter Einkäufe in die durch eine Mauer abgetrennte
Einfahrt des Nachbarn verlagert. Über ein extra aufgebautes Podest wer-den
die Waren über die Mauer an die Kunden ausgehändigt und gene-rieren
als „Mauer-Verkäufe“ fast 40 % des Umsatzes. Das Geschäft konnte
Heiko Brath aber vor allem durch seine digitalen Kompetenzen beleben.
Dabei baute er auch seine Social-Media-Aktivitäten aus. Egal ob Tasting,
Kochkurs oder Grillabend: Waren derartige Events lange ein wichtiger Ge-schäftszweig,
sollten sie es auch jetzt bleiben – mit einem Unterschied.
Die Veranstaltungen finden nicht live, sondern per Zoom-Videokonferenz
statt – nach wie vor aber in geselliger Runde. www.metzgerei-brath.de
METZGEREI HEINDL: METZGER-DRIVE-IN
Hans und Carmen Heindl führen die Metzgerei aus Unter-griesbach
in fünfter Generation. Neben dem Verkauf in sieben
Filialen bietet sie einen Catering- und Partyservice, der aber auf-grund
von Corona kaum Umsatz erbringt. Um die Entwicklung
hin zu einem gestärkten Bewusstsein für regionale Produkte
und so auch den Verkauf vor Ort zu stärken, setzt die Metzge-rei
auf einen Drive-In für einen angenehmen und risikofreien
Einkauf: Die Kunden bestellen die Waren etwa via Telefon, oder
WhatsApp vor und erhalten direkt Rückmeldung zur Verfüg-barkeit
und entsprechenden Kosten. Die Abholung und Bezah-lung
erfolgt kontaktlos: Die Kunden geben vor der Abholung an,
mit welcher Scheingröße sie bezahlen und ermöglichen es so,
das für den Einkauf passende Wechselgeld in einem Umschlag
beizulegen. Bei Ankunft vor der Filiale hupt der Besteller leicht,
woraufhin die Verkaufsmitarbeiter die gepackten Einkäufe
gegen einen bereitliegenden Geldumschlag aushändigen.
www.metzgerei-heindl.de
14 4/2020