BETZDORF
FLEISCHER MIT ERFOLG
Foto: Meat & Love … der Fleischsommelier
Alles begann 2012 im Meisterkurs an der
Fleischerschule Heyne in Frankfurt am
Main, wo sich die beiden erstmals tra-fen.
Seitdem sind sie ein Paar und aktuell ver-lobt.
Um den Jahreswechsel 2018/2019 wur-den
die Planungen für ein eigenes Metzger-
Start-up konkreter. „Der finale Entschluss zur
Selbständigkeit fiel beim 1. Fleisch-Somme-lier-
Kurs im März 2019 am BTZ in Weiterstadt“,
berichtet der 25-jährige Metzgermeister, der
seine Ausbildung hier im Landkreis absol-vierte.
„Dort haben wir unser Fleisch-Wissen
vertieft, und können das hier täglich einbrin-gen.
Ich war 21 Jahre lang im Lebensmittel-
einzelhandel als Fleischerei-Fachverkäuferin
tätig und hatte einfach keine Lust mehr auf
das Nichtwissen. Dort verkauft man ja nur und
hat keinen Einfluss darauf, eigene Dinge einzu-bringen“,
betont Mandy Hubrich (43).
Parallel zur Weiterbildung begann der Umbau
der ehemaligen Hermes-Filiale an der Haupt-straße
in Betzdorf – nicht des Paketzustellers,
sondern von Hermes Fleischwaren (Hamm a.
d. Sieg), das 2019 insolvent ging. Alle Räume
wurden grundsaniert – inkl. Produktion rund
300 m². „Die Umbauzeit betrug ein halbes
Jahr. Auch einige Wände sind neu. Die Pro-duktion
haben wir selbst geplant, beim Laden
war uns Björn Guder von bfm-Ladenbau eine
große Hilfe“, den wir auch im Umfeld des Kur-ses
kennengelernt haben. Als Bauleiter war er
vom Anfang bis zum Schluss dabei. Die Che-mie
habe einfach gestimmt. Auf den Namen
brachte sie der 2019 verstorbene Motivations-coach
Sven Tholius, der auch im Weiterstädter
Umfeld wirkte. Aus einem Wortspiel wurde
innerhalb weniger Monate eine echte Mar-ke
im Norden von Rheinland-Pfalz sowie dem
angrenzenden Siegerland. In der Wurstproduk-tion
hat Philipp Neumann einen zuverlässigen
Mitarbeiter, sodass ihm Zeit für Marketing, So-cial
Media und neue Ideen bleibt. Freitags und
samstags unterstützt er seine Mandy im Laden.
KLASSE STATT MASSE
Etwa zwei Drittel der Gesamtfläche umfasst
der Verkaufsraum. Gleich rechts neben dem
Eingang fällt unübersehbar die 12 m² große,
begehbare Salzstein-Reifekammer auf. Gegen-über
gibt es rund 30 Sitz- und Stehplätze, an
denen nicht nur Mittagsgäste essen, sondern
auch Tastings und Seminare stattfinden sollen.
Die sind erstmal verschoben. „Im Schnitt hän-gen
in der Reifekammer 30 Rinderrücken, die
wickelten „Beef-App“, die seit Januar im Ein-satz
ist. Diese Schnittstelle bedeutet weniger
Arbeit und mehr Zeit. Rasch steigerte sich
die Nutzerzahl durch Corona auf 1.300 und
diese Kunden profitieren von der Pionierleis-tung
dieser Metzgerei in diesem Landkreis als
Erste. „Wir wollten einfach noch direkter bei
unseren Kunden sein“, betont er. Vom Look
identisch mit der Website, bietet die App auch
Know-how zu Fleisch-Cuts („Beef Wissen“),
eine Rezept-Datenbank, Termine und News via
Facebook, Speisepläne und eine Feedback-
Möglichkeit. Auch die Bestückungsliste des
Anfang Juli 2020 gestarteten Verkaufsauto-maten
„MeatBox“ ist darin zu finden. „Hoch-wertig
– regional – lecker. Top-Qualität vom
Fleischsommelier“ – dieses Versprechen be-grüßt
die Nutzer der App beim Starten. Mit
Leidenschaft für ihren Beruf hat das Paar
schon viele Kunden überzeugt. mth
www.meatandlove.de
Die „Beef App“ war im Januar einsatzbereit.
KONZEPT
MEAT & LOVE … DER
FLEISCHSOMMELIER – BETZDORF
Im Herbst 2019 von einem Fleisch-
Sommelier-Paar eröffnete Metzgerei im
Westerwald mit Schwerpunkt Fleisch und
regionaltypischen Wurstwaren, sechs
Mitarbeiter, begehbare Dry-age-Reife-
kammer, Bestell-App und Verkaufsauto-
mat als USPs.
ERFOLGSFAKTOREN
Wirklich hinter dem stehen, was man tut
Fleisch-Kompetenz; Marke „Meat & Love“
Guter Standort, ausreichend Parkplätze
Verbindung von Tradition und Moderne
Transparenz und Service
Gutes Netzwerk
PROFI-PARTNER
Aufschnittmaschinen: Bizerba
Cliptechnik: Poly-clip System
Füller: Handtmann
Kassensystem: Bizerba
Kombidämpfer: MKN, Unox ovens planet
Ladenbau: bfm Ladenbau
Naturgewürze: Raps, AVO-Werke
Scherbeneiserzeuger:
Maja Maschinenfabrik
Spültechnik: Hobart
Wägetechnik: Bizerba
Wolf: Seydelmann
bei 1,5°C und 80 % Luftfeuchtigkeit mindes-tens
sechs Wochen reifen. Seit der Eröffnung
haben wir etwa 140 davon verkauft“, berichtet
Philipp Neumann. „Die Rücken von Färsen in
Weidehaltung sowie das Fleisch der Duroc-
Schweine bekommen wir montags von Stef-fen
Schäfer von ‚Der Vogelsberger‘ angeliefert,
den wir auch beim Sommelier-Kurs kennenge-lernt
haben. Pro Woche sind das vier bis fünf
neue Rücken“, sagt Mandy Hubrich. Die Top-seller
seien Dry Aged Roastbeef und Entrecôte
ab 350 g aufwärts, aber auch Dry Aged T-Bone
und Porterhouse ab 5 cm Stärke, ergänzt sie.
Imbissklassiker gibt es ab 7 Uhr, ab 11 Uhr
ein wechselndes Mittagsgericht. Rund 50 %
davon werden mitgenommen, seit Corona
noch mehr. „Meat & Love“ profitiert auch von
der Lage – trotz zweier großer Discounter
in direkter Nachbarschaft. Viele Kunden kann-ten
den Metzgerstandort einfach.
APP UND MEATBOX
95 % der Wurstspezialitäten sind Eigenproduk-tion,
z. B. Bratwürste, Alpenschinken, Meat &
Love-Löckchen u.v.m. – über 1.000 Produktva-riationen
gibt es. Die Fleisch-Kompetenz zeigt
sich in Skirt-Steaks, Bavette, Cuscino und
Kachelfleisch vom Schwein, Grillfackeln oder
sogar Tomahawks vom Lamm. Bezahlen kön-nen
Kunden an einem zwischen Bedientheke
und Heißer Theke postierten Bezahlautoma-ten.
Gegenüber stehen Regale mit eigener
Currywurst im Glas oder Gulaschsuppe, Fein-kostartikeln
sowie Grillzubehör, was der Grill-passion
des Paares geschuldet ist.
Top up-to-date sind die beiden auch mit der
von Philipp mit Hilfe eines „Baukastens“ ent-
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