Foto: C. Kirchner
Die Quadratur des Kreises
Editorial
Squaring the circle
Christian Blümel
Chefredakteur /
Editor-in-Chief
Ein auf den ersten Blick kurioses Ergebnis hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes
Civey im Auftrag des Zentralverbands der
Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) gebracht: Die Bundesbürger wollen
mehr Tempo beim Tierwohl, aber für Klimaschutz nicht auf gutes, bezahlbares
Fleisch verzichten – eine scheinbar unmögliche Quadratur des Kreises.
Von den 2.500 Teilnehmern wünschte sich im Oktober 2021 jeder zweite,
dass sich die Geflügelfleischwirtschaft gleichermaßen um Fortschritte beim
Klimaschutz und beim Tierwohl kümmert. Ein Anteil von 43 Prozent der
Befragten zeigte sich bereit, für mehr Tierwohl teures Bio-Fleisch für über
20 Euro pro Kilo zu kaufen, die relative Mehrheit (49 %) lehnte dies ab.
Ich wage zu behaupten: Würde man für die Umfrage die gesamte deutsche
Fleischbranche in Betracht ziehen, würde das Ergebnis ziemlich ähnlich
aussehen. ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripk schlägt denn auch angesichts
des Ergebnisses Alarm: „Unsere Geflügelhalter geraten zunehmend in Bedrängnis
und Existenznot beim Versuch, beide Ziele gleichzeitig zu erfüllen.“
Für den neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bleibt da kaum Schonfrist,
zumal dem Grünen weite Teile der Fleischbranche und der Landwirtschaft
ohnehin skeptisch auf die Finger schauen werden. Konflikte sind
da vorprogrammiert, aber es gibt auch andere Signale. „Wir müssen im
Dialog mit der Politik schleunigst zu einer pragmatischen Priorisierung der
Aufgaben kommen“, fordert etwa der ZDG-Präsident. Miteinander statt
übereinander reden – das ist natürlich immer die bessere Lösung.
Dass man übrigens auch in schweren Pandemiezeiten ordentliche Geschäfte
mit Fleisch machen kann, beweist beispielhaft die Rekordbilanz von Danish
Crown (siehe S. 9). Und auch das italienische Corsorzio del Prosciutto di
Parma meldet ein starkes Wachstum (siehe S. 28). Bezeichnend: Sowohl
die Dänen als auch die Italiener haben sich Nachhaltigkeit und Tierwohl auf
die Fahnen geschrieben. Vielleicht funktioniert sie ja doch, die Quadratur
des Kreises.
Asurvey conducted by the opinion research institute Civey on behalf
of the Central Association of the German Poultry Industry (ZDG)
has produced a curious result: The Germans want more speed
in animal welfare, but do not want to give up good, affordable meat
for climate protection - a seemingly impossible squaring of the circle.
Of the 2,500 participants in October 2021, one in two wanted the poultry
meat industry to be equally concerned with progress on climate
protection and animal welfare. However, respondents revealed clear
priorities. A proportion of 43 percent of those surveyed said they would
be prepared to buy expensive organic meat for more than 20 euros per
kilo in return for greater animal welfare, but the relative majority (49
percent) rejected this.
I dare to claim: if the entire German meat industry were taken into
account for the survey, the result would look pretty similar. ZDG president
Friedrich-Otto Ripk then also reacts alarmed in view of the result:
„Our poultry farmers are increasingly getting into trouble and existential
distress trying to meet both goals at the same time.“
For the new Minister of Agriculture, Cem Özdemir, there is hardly any
respite, especially since large sections of the German meat industry
and agriculture will be skeptically watching the Green politician‘s moves
anyway. With this conflicts are inevitable, but there are also other signals.
The ZDG president, for example, calls for „a pragmatic prioritization of
tasks in dialog with politicians as soon as possible“.
The fact that it is possible to do good business with meat even in times
of a severe pandemic is demonstrated by the record balance sheet of
Danish Crown (see p. 9). And the Italian Corsorzio del Prosciutto di Parma
also reports strong growth (see p. 28). Significantly, both the Danes and
the Italians are committed to sustainability and animal welfare. Maybe it
is possible, the squaring of the circle.
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