TOP-THEMA • BIOPRODUKTE
Bio-Regionalität als
bedeutender Faktor Foto: Messe Nürnberg
Der Markt für Bio-Erzeugnisse wächst kontinuierlich. Das gilt auch für Fleischwaren in Bio-Qualität,
Gemüse und Fleisch zum Tragen.
Der Markt für Bio-Produkte wächst kontinuierlich, denn die
obwohl sie momentan immer noch ein Nischenprodukt sind.
Der Ökostandard von Lebensmitteln
ist bei der Entscheidung am
Point of Sale ein bedeutender Faktor.
Das Qualitätssiegel „Bio“, so
zeigt eine Studie der Universität
Kassel, ist für 33 Prozent der befragten
Verbraucher „sehr wichtig“.
Mehr als die Hälfte der Befragten
legen beim Kauf eines
Produkts sehr großen Wert auf
eine regionale Herkunft. Diese bioregionalen
Attribute kommen insbesondere
bei der Wahl von Obst,
Verbraucher werden immer bio-affiner. Entscheidenden Anteil
an dieser Entwicklung haben die Discounter, die das Sortiment
als wichtiges Instrument im Kampf um Klientel und Marktanteile
einsetzen. Besonders deutlich wurde das zu Beginn des Jahres,
als Lidl eine Offensive startete, indem es die Eigenmarke mit dem
Bioland-Siegel aufwertete und damit medial trommelte. Die Reaktion
der Konkurrenz ließ nicht lange auf sich warten. Vor allem Aldi Nord
und Süd, aber auch die übrigen Rivalen im Lebensmittelhandel konterten
mit massiver Bio-Werbung.
Die starke Präsenz von Bio-Artikeln entwickelt sich immer mehr
zum Aufreger-Thema, denn während einige Öko-Hersteller auf mehr
Absatz und einen steigenden Bio-Marktanteil setzen, befürchten
fachhandelstreue Lieferanten weiteren Preisdruck und letztendlich
„das Verwässern der Kriterien“. Auf einer Podiumsdiskussion auf der
Grünen Woche erklärte Bioland-Präsident Jan Plagge die auch in den
eigenen Reihen nicht unumstrittene Kooperation mit dem Discounter.
„Wir erreichen mit Lidl ganz andere Käuferschichten. Das Mehr
an Käufern sorgt auch für ein Mehr an Umweltschutz, da jedes heimisch
und nach strengen ökologischen Richtlinien produzierte Erzeugnis
einen Beitrag dazu leistet“, sagte Plagge. Der ökologische
Landbau habe zahlreiche Werkzeuge an der Hand – beispielsweise
Maßnahmen wie eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren.
Dass sich Kauf- und Essverhalten der Deutschen bei Bio-Produkten
verändert haben, legt auch einer bevölkerungsrepräsentativen Studie
des Hausgeräteherstellers Ritterwerk unter 1000 Deutschen
nahe. „Das Interesse an biologisch produziertem und regionalem Essen
nimmt zu. Das hat nicht mehr nur gesundheitliche oder geschmackliche
Gründe, sondern vermehrt auch ethische“, sagt Michael
Schüller, Geschäftsführer des Hausgeräteherstellers. „Ernährung ist
im Jahr 2018 mehr als das Stillen eines Grundbedürfnisses. Essen
und Ernährung sind heute untrennbar verbunden mit Fragen nach
Werten und Normen. Wer heute von Lebensmitteln spricht, spricht
automatisch über Moral, Ethik, Gesundheit, Haltung und Sinn“, erläutert
Schüller.
Auch der Griff zur Bioware ist laut der Studie nicht nur dem gestärkten
Gesundheitsbewusstsein und dem Schutz des eigenen
Körpers vor Krankheiten zuzuschreiben. 70 Prozent der Deutschen
verbinden mit Bio mittlerweile nachhaltige Landwirtschaft, 68 Prozent
eine artgerechte Tierhaltung und 52 Prozent Umweltschutz.
„Verbraucher sehen beim Thema regionale Erzeugung und Bio-Lebensmittel
ganz klar nicht nur eigene Vorteile in Sachen Geschmack
oder Gesundheit. Vielmehr erkennen sie die moralische Dimension
des Ganzen“, sagt Schüller. So kauften 44 Prozent Ware am Stück,
um Plastik-Verpackungsmaterial zu sparen und die Umwelt zu
schonen.
Laut der Studie möchten 62 Prozent der Deutschen künftig noch
mehr Bio kaufen. Zudem sind 26 Prozent der Verbraucher bereit, bis
zu 10 Prozent mehr für Bio-Speisen zu zahlen. Allerdings sei das Verbraucherverhalten
beim Einkauf und Konsum von Lebensmitteln oft-
14 1-2/2019 F leisch-Marketing