KOMPAKT•VEGGIE
Entgegen vieler Vorurteile
und Klischees haben sich
vegane Lebensmittel etabliert.
Auch in das Segment der
Molkereiprodukte finden
pflanzliche Innovationen
vermehrt Eingang.
Die weiße Linie liegt bei den Veggie-
Warenklassen laut Nielsen unangefochten
an der Spitze, überdurchschnittliche
Entwicklungen gab es
2016 aber auch bei gekühlter Feinkost
und in der Gelben SB-Linie, die innerhalb
des Veggie-Marktes mittlerweile einen
Umsatzanteil von vier Prozent erreicht.
Und eine weitere Beobachtung macht die
Foto: Noa
Vegane Käsealternativen – möglichst ohne Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und
Aromen – gibt es auch als Brotbelag.
Attraktive Alternative
zeugt. Die Marketing-Managerin von Noa,
einem eigenständigen Ableger der Karwendel
Werke Huber, startete Mitte 2016
mit einem kleinen Sortiment pflanzlicher
Produkte auf Basis von Hülsenfruchtvarianten
zum Dippen, Snacken und Streichen
– mit Erfolg. Nach einem Jahr könne
man eine Distribution im deutschen Lebensmittelhandel
von 60 Prozent vorweisen,
heißt es bei Noa. Obwohl das Unternehmen
seinen Sitz wie die Mutter
Karwendel in Buchloe hat, wird viel Wert
auf die Selbstständigkeit gelegt. „Die vegane
Produktion inklusive der Warenanlieferung
ist räumlich komplett getrennt
vom Milchwerk angesiedelt“, betont Karwendel
Geschäftsführer Klaus Ensslen.
Auch Hochland hat die Produktionsstätte
seiner „Veggie-Tochter“ E.V.A. separat in
der Nähe des Firmensitzes Heimenkirch
angesiedelt. In Oberreute griff man zwar
auf das langjährige Entwicklungs- und
Produktions-Know-how des Käseexperten
Hochland zurück, aber Glaubwürdigkeit
könne die vegane Marke „Simply V“
nur entwickeln, wenn sie eigenständig –
inklusive eigener Homepage – geführt
werde, lautet das Credo im Allgäu.
Mandeln als Milchersatz
Seit Oktober 2015 sind Käsealternativen
unter dem Markennamen „Simply V“ auf
dem Markt, bei denen kalifornische Mandeln
und Bio-Kokosöl als Milchersatz eingesetzt
werden. Den Anfang machte der
„Streichgenuss“ in vier Varianten. Dem
frischkäseähnlichen Brotaufstrich folgten
die „Genießerscheiben“ und in diesem
Jahr der reibekäse-ähnliche „Schmelzgenuss“.
Damit man den Geschmack der
Kunden trifft, führt E.V.A. Umfragen mit
Forsa durch. Ein Ergebnis der aktuellen
Studie: 22 Prozent der Bundesbürger verzehren
– zumindest gelegentlich – bewusst
eine vegane Mahlzeit. Zwei Jahre
zuvor sind es nur 12 Prozent gewesen.
veganen Produkte attraktiv: Neben der
Zielgruppe der jungen Verbraucher greift
auch die finanzstarke Generation „60
plus“ häufiger zu pflanzlichen Erzeugnissen.
Denn für viele Senioren wird gesunde
Ernährung immer wichtiger, und sie
öffnen sich daher verstärkt der Argumentation,
durch zumindest teilweisen Verzicht
auf tierische Produkte ihre aktuelle
Lebensqualität zu erhalten.
Auf Basis von Hülsenfrüchten
Diese Entwicklung hat nun auch größere
Käseunternehmen auf den Plan gerufen.
Während früher überwiegend kleinere
Anbieter den Wunsch nach veganen Käsealternativen
bedienten, gibt es jetzt
Produzenten von konventionellen Produkten,
die den Markt mit eigenständigen
Tochterunternehmen erobern wollen.
„Die pflanzlichen Lebensmittel werden
langfristig einen Platz in unserer Ernährung
finden“, ist Carina Wanner über
6 KOMPAKT VEGGIE 2017