KOMPAKT•VEGGIE
Beispiel für eine sinnvolle Blockbildung – gesehen in einer Kaufland-Filiale.
Irritierte Händler
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, vegetarische und vegane Produkte
im Lebensmitteleinzelhandel anzubieten. Eine – nicht repräsentative – Umfrage zeigt,
welche Probleme auftreten und was Konsumenten wünschen.
Einig sind sich die Befragten, die sich
aus Vegetariern, Veganern, Flexitariern
sowie haushaltsführende Personen
mit Vegetariern in der Familie zu-
sammensetzen, dass ihre Wünsche vom
Lebensmitteleinzelhandel besser bedient
werden als früher. Aber unverkennbar ist
auch, dass noch vieles im Argen liegt – vor
allem bei der Platzierung. „Für mich als Vegetarier
ist es ein zeitaufwendiges Suchspiel.
Es hat mich schon oft verärgert, dass
ich in jedem Supermarkt aufs Neue überlegen
muss, ob ich die Wurstersatzprodukte
beim Gemüse suchen soll – oder mitten im
Wurstregal. Ich habe auch schon erlebt,
dass sie neben dem Käseregal positioniert
waren“, lautet eine typische Antwort, die
deutlich macht, dass die Händler in dieser
Frage verunsichert sind.
Gedankenlosigkeit und Ignoranz
Als besonders missraten bewerten die Befragten,
wenn die vegetarischen Produkte
den Fleischsortimenten der jeweiligen
Hersteller zugeordnet werden. Dass die
Veggie-Linie von Rügenwalder, Herta oder
Gutfried bei den entsprechenden Fleischerzeugnissen
zu finden ist, zeugt in den Augen
der Befragten vor allem von Gedankenlosigkeit
und Ignoranz. Die Ablehnung
habe nichts mit vermeintlichem Ekel zu
tun, erklären die meisten, sondern die Anordnung
sei unübersichtlich und unpraktisch,
ganz abgesehen davon, dass eine latente
Verwechslungsgefahr bestehe.
Außerdem werde damit verhindert, dass
man sich einen schnellen und umfassenden
Überblick über das gesamt Fleischersatz
Angebot verschaffen kann. So berichtet
ein Verbraucher, dass er per Zufall auf
einen Veggie-Aufschnitt gestoßen ist, als er
für seine Mutter ein Wurstprodukt besorgen
sollte. Ihm pflichtet eine Konsumentin
bei, die aus gesundheitlichen Gründen auf
Milchprodukte verzichtet und kürzlich, als
sie sich in den Molkereibereich verirrte, zufällig
einen veganen Joghurt entdeckt hat.
Gegen die Markensortierung spricht
schließlich noch ein weiteres Argument.
Einige ethisch motivierte Veganer lehnen
es prinzipiell ab, Produkte von Firmen zu
kaufen, die auch konventionelle Fleischprodukte
im Portfolio haben. Für sie ist es
inakzeptabel, in Wurstregalen zu stöbern.
Als sinnvoll wird hingegen ein kompakter
Block für Veggie-Produkte angesehen – wie
es ihn für Bio-Produkte, Fleisch oder Käse
gibt. Wenn sich dieser Bereich direkt an
den Wurstbereich angliedern und dann
zum Käse übergehen würde, wäre das für
fast alle Befragten „völlig in Ordnung“ – vorausgesetzt,
dass es eine deutliche Trennung
gibt. Favorisiert wird dabei eine Platzierung
in der Nähe des Biosortiments. „Da
die meisten Vegetarier sich kritischer mit
Lebensmitteln auseinandersetzen als der
konventionelle Kunde, greifen sie auch eher
zu Bio-Produkten“, heißt es zur Erklärung.
Kritik an Platzierung
Die Veggie-Platzierung ist jedoch nicht nur
bei der entsprechenden Klientel ein Thema.
So berichtet eine Vegetarierin, dass in ihrem
Bekanntenkreis auch die Nichtvegetarier
die Platzierungspolitik oft nicht nachvollziehen
können: „Vielen von ihnen ist es
schon passiert ist, dass sie normale Würste
kaufen wollten und zu Hause feststellten,
mussten, aus Versehen zu einem Veggie-
Produkt gegriffen zu haben – insbesondere
bei Grillartikeln.“
2017 KOMPAKT VEGGIE 11