KOMPAKT•VEGGIE
Als mögliche Gründe für diese Entwicklung
wurde ein Rückgang der Probierkäufe
genannt. Überdies würde inzwischen
kritischer hinterfragt, was in den
Produkten stecke, lautetet eine andere
Erklärung. Dazu trugen auch Ergebnisse
von Testinstituten bei, die bei manchen
Produkten die hohe Anzahl an Hilfsstoffen
kritisierten sowie viel Fett und Salz
analysierten.
Rückläufiger Markt
Dass die Zeit der Zuwächse im deutschen
Markt für Fleischersatzprodukte vorbei
zu sein scheint, zeigen auch Zahlen des
Marktforschungsinstituts IRI. Denn beim
Vergleich der Zahlen von August 2016
bis 2017 mit dem Vorjahreszeitraum
wird deutlich, dass der Verkauf im LEH,
der bei etwas mehr 214 Millionen Euro
liegt, in Preis, Stück und Menge rückläufig
ist. Während vegetarische Snacks und
Teilfertiggerichte sowie Brotbelag in der
Menge jeweils mehr als vier Prozent verloren,
konnte das kleinste Segment – Fertiggerichte
– um 5,4 Prozent zulegen.
Auffallend ist auch, dass der Preis im Vergleichszeitraum
für Brotbelag deutlich
stieg, so dass der Mengenverlust ausgeglichen
werden konnte. Die Snacks und
Teilfertiggerichte verloren dagegen in jeder
Kategorie.
Dass der Markt für fleischlose Wurstprodukte
„nach mehreren Jahren des rapiden
Anstiegs leicht rückläufig“ ist,
räumt man auch bei beim österreichischen
Unternehmen Landhof ein, das
mit seinen vegetarischen „Die Ohne“-
Produkte zu den Pionieren des Segmentes
gehörte. Diese Entwicklung hat auch
zur Entscheidung des Fleischgiganten
Tönnies beigetragen, entgegen immer
wiederkehrender Gerüchte nicht in das
Geschäft mit Fleischersatzprodukten
einzusteigen. Man habe sich zwar mit
diesem Thema auseinandergesetzt, aber
bei den vegetarischen Produkten sehe er
allenfalls noch minimales Wachstum, erklärte
Clemens Tönnies bei einer Pressekonferenz
in diesem Frühjahr. Im Übrigen
sei der kleine Markt bereits verteilt,
fügte der Unternehmenschef an und
zielte auf die starke Marktposition von
Rügenwalder ab.
Die – auch wegen ihrer Werbepräsenz
– unumstrittene Nummer eins auf dem
Markt zeigte sich mit dem Geschäftsjahr
2016 sehr zufrieden. Die Veggie-Produkte
mit der roten Mühle auf der Packung
hätten einen großen Anteil am Erfolg
des Bad Zwischenahner Wurstherstellers,
betonte Geschäftsführer Godo Röben.
Die Rügenwalder Mühle habe mit
ihren vegetarischen Produkten im vergangen
n Umfassendes
Ausstellerangebot
Deutliche Auswirkungen hat der bewusste
Verzicht auf Fleisch und tierfreie
Produkte auch auf den Außer-
Haus-Markt. Waren vor einigen Jahren
vegetarische und vegane Speisen noch
Nischenprodukte auf der Speisenkarte,
entwickelten die Restaurants das
Menü-Angebot dem Trend entsprechend
stetig weiter. Auch in der
Gemeinschaftsgastronomie ist der
Wunsch nach veganen und vegetarischen
Gerichten gewachsen, wie eine
im Vorfeld der diesjährigen Internorga
veröffentlichte Studie zeigt. Entsprechend
präsentierte die europäische
Leitmesse für Hotellerie, Gastronomie,
Gemeinschaftsverpflegung im März
ein umfassendes Austellerangebot mit
veganem beziehungsweise vegetarischem
Produktsortiment.
Jahr um 33 Prozent zulegen können,
so dass sich deren Anteil am Gesamtumsatz
Ende 2016 auf 26 Prozent
belief, erklärte er bei der Präsentation
der Zahlen. Die Konsumenten änderten
ihr Einkaufsverhalten, das habe man
früh erkannt und sich – seit der Einführung
der ersten fleischfreien Rügenwalder
Produkte im Dezember 2014 – als
moderner Lebensmittelhersteller erfolgreich
am Markt positioniert, sagte
Röben, der davon ausgeht, dass „diese
Kategorie auch langfristig wachsen
wird“. Entsprechend wurde das – von
Salami und Leberwurst über Schnitzel
und Frikadellen bis Hack und Bratwurst
– mittlerweile fast zwanzig Produkte
umfassende Sortiment in diesem Jahr
weiter ausgebaut.
Aus dem Regal verdrängt
Das vielfältig werdende Angebot von
Rügenwalder findet bei den Veggie-Anhängern
allerdings nicht nur Zuspruch.
So wird beklagt, dass der Platzhirsch die
meisten anderen Hersteller aus dem
Regal verdrängt hat. „Geschmacklich
sehr gute Produkte wie der „Lyoner-Aufschnitt“
von Herta sind in meiner eher
ländlichen Region leider nicht mehr zu
finden“, bedauert beispielsweise eine
langjährige Vegetarierin.
LEH Total >= 200 qm Verkauf 1.000 Euro Veränd. In %
MAT _M_JUL 16 MAT _M_JUL 17
VEGETARISCH 214.210,7 210.353,9 -1,8
VEG. AUF‘S BROT 52.941,5 53.605,5 1,3
VEG. FERTIGGERICHTE 4.873,8 4.951,6 1,6
VEG. SNACKS & TFG 156.395,3 151.796,8 -2,9
LEH Total >= 200 qm Verkauf 1.000 Stück Veränd. In %
MAT _M_JUL 16 MAT _M_JUL 17
VEGETARISCH 113.056,8 110.563,6 -2,2
VEG. AUF‘S BROT 39.842,9 39.889,2 0,1
VEG. FERTIGGERICHTE 2.334,6 2.590,8 11,0
VEG. SNACKS & TFG 70.879,2 68.083,5 -3,9
LEH Total >= 200 qm Verkauf 1.000 Menge Veränd. In %
MAT _M_JUL 16 MAT _M_JUL 17
VEGETARISCH 19.548,0 18.772,2 -4,0
VEG. AUF‘S BROT 3.773,8 3.591,0 -4,8
VEG. FERTIGGERICHTE 868,9 916,1 5,4
VEG. SNACKS & TFG 14.905,3 14.265,1 -4,3
Quelle: Iri
Die Grafik zeigt, wie sich der Markt für vegetarische Fleischersatzprodukte – im LEH größer als
200 Quadratmeter – von August 2016 bis 2017 im Vergleich zu dem Vorjahreszeitraum entwickelt
hat. Während der Gesamtmarkt in Preis, Stück und Menge rückläufig ist, konnten die Fertiggerichte
gewinnen. Der Brotbelag ging zwar in der Menge zurück, legte aber aufgrund des
höheren Preises etwas zu. Die Snacks und Teilfertiggerichte verloren in jeder Kategorie.
2017 KOMPAKT VEGGIE 5