Digitalisierung
Heute reicht es nicht mehr, eine Marke schön zu
reden. Dank Social Media ist der Erfolg von Marken
messbar. Norman Glaser, Strategieexperte für digitale
Markenführung, blickt in die Zukunft. In Touch
ren, wie alt die Zielgruppe ist, die mich
im Restaurant besucht. Gleichzeitig muss
man die Privatsphäre schützen. Außer-dem
macht Social Media ohne Strategie
keinen Sinn. Es ist wichtig, das Unter-nehmen,
die Marke und die Kommunika-tionskanäle
ganzheitlich zu betrachten.
Und was ist das nächste „große Ding“?
Künstliche Intelligenz. Diese selbstlern-
enden Maschinen wissen z. B., dass ich im
Hotel gerne schnelles Internet habe und
Äpfel mag. Dieses System sammelt also
meine persönlichen Profildaten.
Das Hotelzimmer wird per-sonalisiert.
Meine Lieb-lingsfilme-
und -musik
sind in der Mediathek
gespeichert, das Ba-dewasser
wird in der
richtigen Temperatur
eingelassen. Diese
sensorische Vernet-zung
des Zimmers
ermöglicht eine Atmo-sphäre
wie zu Hause.
Wo sehen Sie die Digitalisierung
von Marken in 20 Jahren?
Wenn man zurückblickt und sich daran
erinnert, wie es vor zehn Jahren war, wird
deutlich, wie rasant die digitale Entwick-lung
voranschreitet. Damals waren Smart-phones
noch eine Neuheit. Die Gewinner
werden diejenigen sein, die es schaffen,
Netzwerke zu schaffen, Partnerschaften
innerhalb sowie außerhalb der eigenen
Branche aufzubauen, um gemeinsam an
Digitalprojekten zu arbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch! ren
sein, um zusätzliche Annehmlichkeiten zu
erfahren. Die Verbindung zwischen Hotel/
Gastronomie und Kunden ist das Smart-phone.
Es öffnet die Tür zum gebuchten
Zimmer, ist Zahlungsmittel, Concierge
und der Kommunikator zu anderen Ho-telgästen
mit ähnlichen Interessen.
Und wie sehen Betriebscasinos künftig
aus?
Da sind eher Interactive-Signage-Lösun-gen
gefragt. Also Terminals und Touch-
Displays, die im Raum verteilt sind und
dafür sorgen, dass wertvolle
Informationen für Studie-rende
und Co. geliefert
werden. Die Stationen
werden im wahrsten
Sinn des Wortes
zum Touchpoint zur
Marke. Die Leute
wollen interagieren
und mit der Marke
in einen Dialog treten.
Die Marke wird also greif-bar
gemacht?
Früher war Markenkommunikation
eine Push-Kommunikation. Der Wert liegt
allerdings darin, mehr über einen poten-ziellen
Kunden zu erfahren. Die Frequenz
der Gäste in einer Uni-Mensa z. B. kann
für Abstimmungen über das Weihnachts-menü
genutzt werden. Das Küchenper-sonal
tritt mit den Gästen in Kontakt und
erfährt etwas über deren Vorlieben und
damit wertvolle Informationen über die
Zielgruppe. Eine bessere Marktforschung
gibt es nicht!
Welche Stolpersteine gibt es?
Das Thema Datenschutz ist eine Grat-wanderung.
Einerseits möchte ich erfah-
Was bedeutet Digitalisierung überhaupt?
Digitalisierung bedeutet Vernetzung. Ein
Netz entsteht durch horizontale und ver-tikale
Verbindungen. In vielen Branchen
wird jedoch horizontal gedacht. Die Ho-tels
innerhalb einer Kette z. B. vernetzen
sich untereinander, tauschen Informatio-nen
über die Gäste aus. Das i-Tüpfelchen
wäre die Vertikalisierung, also die Verbin-dung
zum Hotelgast. Es geht darum, die
Kommunikation auch vor und nach einem
Hotel- oder Gastronomiebesuch zum Er-lebnis
zu machen. So entstehen erst die
notwendige Vernetzung und neue digitale
Geschäftsmodelle, Prozesse sowie eine
dringend erforderliche Customer Expe-rience
und die digitale Transformation in
der Branche.
Viele denken bei Digitalisierung an Social
Media.
Der Community-Aufbau ist nur ein klei-ner,
jedoch nicht zu unterschätzender Er-folgsfaktor.
Wer heute nicht bei Facebook
ist, erhält im Zweifel morgen auch keine
guten Mitarbeiter. Denn gerade jüngere
Nachwuchskräfte wollen für Unterneh-men
arbeiten, die spannend und innovativ
sind. Und die Mitarbeiter wiederum sind
Markenbotschafter nach außen.
Was sind die häufigsten Probleme, mit
denen Unternehmen an Sie herantreten?
Alle Anfragen eint das Bewusstsein für
die Marke als Erfolgsfaktor des Unterneh-mens.
Dabei spielt die Herausstellung von
Persönlichkeitsmarken in den Unterneh-men
eine immer wichtigere Rolle, denn
Menschen kaufen von Menschen und
nicht mehr nur von anonymen Unterneh-mensmarken.
Vertrauen ist die neue Wäh-rung
der Digitalisierung.
Wie sieht die Zukunft der Hotellerie und
Gastronomie aus?
Künstliche Intelligenzen werden die Pro-zesse
Fotos: © sdecoret – Fotolia.com, privat 13 who's who
effizienter machen, Personal ein-sparen,
Kosten reduzieren und ein noch
nie dagewesenes Kundenerlebnis schaf-fen.
Persönliche Daten werden in der
Blockchain gespeichert, der Kunde zahlt
die Rechnung in einer Kryptowährung sei-ner
Wahl und wird Teil einer Community
Das komplette Interview gibt es auf
www.gastroinfoportal.de/wiw2017 ➘
ZUR PERSON
Norman Glaser ist geschäftsführender Gesellschafter der Digital-
agentur Markenkonstrukt. Mit dem Markenrebell Podcast stiftet
der Strategieexperte, Coach, Berater und Buchautor („Digitale
Brandstiftung“ ab Frühjahr 2018) dazu an, die eigenen Potenziale
als Persönlichkeitsmarke zu entfalten und die Auswirkungen der
Digitalisierung als Chance zu begreifen. www.markenrebell.de