Klimakiller Getreide?
SPÜRBARGRÜN
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er sich einschlägige Bü-cher,
Zeitschriften, Talk-shows,
Dokumentationen
und nicht zuletzt auch
YouTube-Videos anschaut,
mag aktuell den Eindruck gewinnen, dass der
Weltuntergang kurz bevorstünde. Nicht, dass
es Zweifel an der Realität des Klimawandels
gäbe und welche Konsequenzen daraus für
Natur, Mensch und Wirtschaft entstehen: Ein
steigender Gehalt an Kohlenstoffdioxid und
anderer Treibhausgase in der Atmosphäre för-dert
die Erderwärmung. Daran lässt sich nicht
rütteln. Doch: Wie immer in Zeiten großer
Unsicherheiten hilft es, zwischendurch ein-mal
eine Bestandsaufnahme zu machen.
Ob es weitere Faktoren gibt, die uns heute
noch unbekannt sind, darüber ist das letzte
Wort noch nicht gesprochen. Im Juni 2020
veröffentlichte eine Forschergruppe im aner-kannten
Wissenschaftsmagazin Nature, dass
die Eisschmelze am Südpol nicht allein durch
die Erderwärmung erklärbar sei. Auch der
bekannte Meeresforscher Stefan Rahmstorf
spricht in seinen Beiträgen bei Spiegel Online
offen über die Schwächen von Klimamodel-len.
Neben annahmebedingten Unsicherhei-ten
können die Resultate der Modellberech-nungen
zudem nur so gut sein, wie die Daten,
mit denen sie gefüttert wurden. Letztlich exis-tiert
immer ein Bereich letzter Unsicherheit,
selbst die Wettervorhersage vor der eigenen
Haustür ist nicht vor Überraschungen sicher.
Das hält uns aber nicht davon ab, unser Le-ben
weiter zu planen und dort für Sicherheit
zu sorgen, wo wir selbst einen Unterschied
machen können. Wo wäre das besser möglich
als bei unserer Ernährung? Aber was ist denn
überhaupt eine „klimafreundliche“ und nach-haltige
Ernährung? Muss es vegan sein oder
ist vegetarisch, vielleicht sogar ein bisschen
Fleisch, auch in Ordnung?
Die tägliche Ernährung
Sich zu ernähren ist eigentlich keine große
Sache. Wir können täglich entscheiden, was
wir essen, wie viel und wie oft. Letztlich ist
es jedem Menschen bei vollem Verstand und
Bewusstsein selbst überlassen, was er in sei-nen
Körper hineinsteckt. So ist es auch nicht
verwunderlich, dass bestimmte Essensregeln
oder -vorschriften mancher Ernährungswei-sen
oder -ratschläge schnell auf Widerstand
stoßen. Die persönliche Entscheidungsfrei-heit,
essen zu können, was man will, ist mög-licherweise
noch eine der letzten Quellen für
das Gefühl der Selbstbestimmtheit, die uns
geblieben ist. Ein „Veggie-Day“ in der Kantine
oder eine Preiserhöhung auf Fleisch kann die
Gemüter da schon einmal erhitzen.
Trotzdem werden die Stimmen nicht lei-ser,
die eben genau das fordern, weil wir
offenkundig
nicht in der Lage sind, uns selbst
einzuschränken. Übergewicht, Diabetes und
Ressourcenverschwendung sind die sicht-baren
Zeugen eines Konsumverhaltens, das
zumindest
in Schwellen- und Industrielän-dern
zu beobachten ist. Eine klare Orien-tierung
ist offensichtlich gewollt, wenn sie
nicht zu dogmatisch daherkommt. Welche
Einschränkungen lassen sich also noch hin-nehmen?
Oder müssen wir alle Veganer wer-den,
wie es von manchen Aktivisten gefordert
wird? Nein, denn ein Blick auf den Status quo
gibt einen ersten Aufschluss darüber, was wir
ändern können.
Es kommt immer auf die Menge an
Sicher haben Sie auch schon gehört, dass
Fleisch der größte Umweltsünder ist. Schaut
man sich den Land- und Energieverbrauch
an sowie die Treibhausgasentstehung ist das
mit Sicherheit richtig. Abgesehen davon, dass
Fleisch aber auch ein kulinarisch und ernäh-rungsphysiologisch
wertvolles Lebensmittel
ist, folgen auf den Plätzen zwei und drei jedoch
zwei pflanzliche Lebensmittelgruppen. Das
Thünen-Institut, eine Bundesforschungsein-richtung,
hat die tatsächlich verzehrten Le-bensmittelmengen
in Deutschland einer Öko-bilanzierung
unterzogen und dabei landeten
Getränke (kein Leitungswasser) auf dem zwei-ten
Platz und Getreide sowie Getreideprodukte
auf dem dritten Platz. Beides verzehren wir
täglich in großen Mengen und sie verursachen
so in Summe auch mehr Treibhausgase als etwa
Milch und Milchprodukte. Diese folgen bei den
Treibhausgasen und dem Energieverbrauch
erst auf dem vierten Platz und beim Landver-brauch
sogar erst auf dem sechsten Platz nach
Obst und Kartoffeln (s. Grafik S. 90).
Eier teilen sich mit Ölen und Fetten (dazu
zählt auch Butter) übrigens immer den letz-ten
und vorletzten Platz der Bilanzierung.
Ein Frühstücksei ist also immer noch kein
Umweltproblem.
Fisch, Gemüse und Obst
W
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