„Es genügt nicht Fleisch mit V zu schreiben“ AVE (Absolute Vegan Empire) ist seit mehr als zehn Jahren im Bereich Vegan Food & Vegan Category Management tätig. John Gahlert, Geschäftsführer von AVE, äußert sich zum Vegan-Trend und dem Engagement der Fleischindustrie auf diesem Markt. FLEISCH-MARKETING: Wie stehen Sie als Unternehmen, das seit über 14 Jahren vegane Produkte vertreibt, zu der Entwicklung, dass immer mehr Unternehmen, darunter auch die Fleischindustrie, den veganen Markt entdecken? GAHLERT: Prinzipiell sehen wir den Lobby Vormarsch des Veganismus als eine positive und notwendige Entwicklung, da er so aus der teilweise belächelten „Hardcore“ Ecke in die Mitte der Gesellschaft wandert, wo er unserer Meinung nach auch hingehört. Trotzdem ist das neu entflammte Engagement einiger Unternehmen für vegane Produkte, besonders der Fleisch- und Wurstindustrie, sicherlich mit Vorsicht zu genießen – gerade aus Sicht der Verbraucher. Dass es allen Produzenten um den respektvollen und wertschätzenden Umgang mit Mensch und Natur geht, was unserer Meinung nach Veganismus bedeutet, wagen wir zu bezweifeln. Es scheint vielmehr so, als wollen nun alle ein Stück von dem veganen Kuchen abhaben, der zumindest den Anschein macht, als sei er besonders profitabel. Da stellt sich dem Verbraucher und auch uns die Frage nach Authentizität. FLEISCH-MARKETING: Haben Sie Bedenken, dass die Fleischindustrie Ihnen sprichwörtlich die vegane Wurst vom Teller nimmt? GAHLERT: Es geht nicht nur um die Fleischindustrie, sondern generell um aktuell agierende Trittbrettfahrer und selbsternannte Vegan-Gurus, die auf den Vegan-Zug aufspringen – ohne jeglichen Hintergrund. Von Anfang an war undogmatischer Veganismus ohne erhobenen Zeigefinger die ethische Motivation hinter AVE. Unserer Meinung nach genügt es nicht, Fleisch mit V zu schreiben, man muss es auch mit Leben füllen. Veganismus bedeutet für uns einen respektvollen und wertschätzenden Umgang mit allen Lebewesen. Und das leben wir jeden Tag – im Umgang mit unseren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. FLEISCH-MARKETING: Wie erklären Sie sich den derzeitigen Hype um die vegane Ernährung? GAHLERT: Vegan Food ist mehr als ein kurzfristiger Trend. Der zunehmende Verzicht auf tierische Produkte – ob aus gesundheitlichen oder moralischen Gründen – ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Die Zahl derer, die sich vegan ernähren, wächst laut VEBU derzeit sogar schneller als die der Vegetarier. Auch für die zunehmende Zahl an Allergikern und Menschen mit Unverträglichkeiten stellen vegane Lebensmittel eine wichtige Erleichterung für ihren Alltag dar. Menschen hinterfragen zudem zunehmend kritisch ihren Konsum – zum Beispiel in Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte. geschweige denn sexy war“, wie der heutige Geschäftsführer John Gahlert berichtet. Damals hätten Veganer ihren „Käse“ noch selbst aus Öl, Senf und Hefe hergestellt, sagt Gahlert. AVE-Gründer Tobias Graf wollte mehr Alternativen zu Fleisch-, Milch- und Ei-Produkten bieten, um vielen Menschen eine seiner Überzeugung nach ethischere Ernährungsform zu ermöglichen. Offiziell gegründet wurde AVE – in Anlehnung an den Namen der Tierrechtsgruppe „Absolute!“ – im Jahr 2001. Damals begann Graf erste vegane Produkte zu vertreiben, angefangen mit zwei Regalen in einer kleinen Wohnung in Schwarzenfeld 50 Kilometer nördlich von Regensburg. Damit bereitete er in Deutschland den Weg für eine Ernährungsweise, die damals als Ideologie fernab von ökonomischen Erfolgen gelebt wurde und die keine 15 Jahre später im Trend liegt – wie das Angebot von Ave zeigt. „Wir haben als Großhändler ein Vollsortiment von mehr als 800 Artikeln für den Handel und mehr als 1200 Produkten für den Endverbraucher in unserem Online-Shop Alles-vegetarisch.de“, berichtet Gahlert. Foto: Unilever Food Solutions Vegane Gerichte sind bunt und abwechslungsreich – wie der Club-Sandwich mit Chips. 1-2/2016 · Fleisch-Marketing 17
Fleisch-Marketing_01_02_2016
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