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FT_04_2015

food_trend Warum lassen es sich die meisten Männer nicht nehmen, selbst als Grillmaster hinter dem Rost zu stehen? Den Grill umweht ein Hauch von Freiheit und Abenteuer. Der Grillakt an sich ist symbolisch aufgeladen mit dem Bild eines Mannes, der Grenzen überschreiten kann. Saftige Steaks, Saucen und zwei, drei Bier gehören natürlich dazu. Jedoch haben sich Männer den Grill erst erobert: Als die Emanzipationswelle in den 60ern aufkam, wurden den Herren vermeintlich ange-stammte Machtdomänen streitig gemacht. In dieser Zeit haben sich Lebenswelten ordentlich durchmischt. Das führte zu Gegenbewegungen und auch zu Stresssituationen… Gestresste Männer flüchteten an den Rost? Neben verschiedenen Sportarten war der Grill einer der wenigen Plätze, an denen Männer ihre Männlichkeit spielerisch umsetzen konnten. Am Rost waren sie Herr über Feuer und Glut, Ernäh-rer und hatten alles im Griff. Aus ihnen erwuchs der Typus des funktionalen Grillers. Männer mögen Fleisch, je dicker das Steak, umso besser. Stimmt diese These? Von Natur aus mag jeder Fleisch, das liegt in un-seren Genen. Begründet ist dies mit der fünften Qualität unseres Geschmackssinns Umami. Der vollmundige Geschmack wird durch die Ami-nosäure Glutamin hervorgerufen, die in prote-inhaltiger Nahrung wie Fleisch enthalten ist. Menschen brauchen Eiweiß, um zu überleben. Welchen Einfluss haben Bildungsstatus und soziale Zugehörigkeit? Das Grillen ist der kleinste gemeinsame Nenner, der alle Schichten eint. Die Bratwurst ist anti-elitär und wird quer durch alle Bevölkerungs-schichten geliebt. Lässt sich die Vorliebe der meisten Menschen fürs Grillen in der Gastronomie und Gemein-schaftsverpflegung zunutze machen? Oder funktioniert das nicht, weil die Leidenschaft der Menschen vielmehr dem Drumherum gilt? Natürlich lässt sich das Grillen mit einem Teil sei-ner Symbolik auch im gastronomischen Bereich erfolgreich umsetzen. Einige Restaurants und Hotels laden ja auch zu Grillevents und auch in vielen Seniorenheimen glühen im Sommer die Roste, um den Bewohnern etwas Besonderes zu bieten. In den Mitarbeiterrestaurants dagegen wird das Gemeinschaftserlebnis noch immer zu wenig betont. Dabei ist gemeinsames Essen identitätsstiftend. Wir sollten uns ein Beispiel an der Google-Kantine in den USA nehmen. Ein bunter Erlebnisraum, in dem Gäste gerne zu-sammen kommen und Kraft tanken. Stress und Hektik bleiben außen vor. Ein Grill-Event ist in ei-ner solchen Atmosphäre zusätzlich bereichernd. Wer braucht im Restaurant noch Grillsteaks, wenn in privaten Gärten die Roste glühen? Der Bedarf ist da, denn es gibt eine breite Schicht in der Bevölkerung, die privat kaum Ge-legenheit zum Grillen hat. Menschen, die keinen Garten haben sowie Pendler, Angestellte und Arbeiter, die in anstrengenden Phasen stecken, viele Überstunden leisten oder Schichtdienst tun. All diese Leute freuen sich über Grill-Events. Herr Hirschfelder, herzlichen Dank für das Gespräch! Cornelia Liederbach „Grillen ist antielitär und eint alle Bevölkerungsschichten.“ Gunther Hirschfelder ANZEIGE 32


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