Mobile Wows? Herr Altewischer, der Wellnessbereich war vor zehn, 15 Jahren der Shootingstar der Hotellerie. Fulminante Sauna- und Treatment-Areale zogen vielerorts ein, und so mancher versucht mit Schmalspurangeboten mitzuschwimmen. Geht heute Hotel noch ohne Wellness? Wenn ich auf die 1990er Jahre zurückblicke, da sind wir mit unserem Wellnessfokus für eine Sekte gehalten worden. Heute sagen valide Studien, dass Wellness in der Gesellschaftsmitte angekommen ist. Der Hotelgast erwartet sogar Spa-Angebote. Wer sie mit Know-how ins Konzept einbaut, hat weiter Erfolg. So gesehen wird es immer Trittbrettfahrer geben, aber sie scheitern oft schon an ihren Preisen, da Dumping und Wellness als 1:1-Situation nicht zusammengehen. Gerade für künftige Wellnesskonzepte wird es entscheidend, dass die Häuser wieder mehr eigene Neuheiten implementieren, statt nur imitieren. Hier sollte unsere Branche weniger getrieben agieren und mit Innovationen einen Sog erzeugen. Inwiefern ließen sich Wellnessangebote z. B. auch auf andere Hotelbereiche ausweiten? Wir diskutieren das derzeit intensiv bei den Partnertreffen. Denn wo wir vor Jahren noch gemeint haben, dass Wellness nur Landsache ist, zeigt uns der Markt, dass es auch anderswo funktioniert. In vielen Thermen wiederum suchen die Gäste die große, effektreiche Tagesflucht – ohne Blick auf den Preis. In puncto Day Spa haben sich mancherorts Fitness- und Saunaclubs zusammengetan, um alles aus einer Hand zu bieten. Für uns geht es mehr denn je darum, den Nutzen für den Gast Foto: © Alliance – Fotolia.com über den Hotelbesuch hinaus herauszustellen – vor allem durch ein „zeigefingerfreies“ F&B-Konzept, intensiveres Storytelling sowie eine ganzheitliche Regionalisierung. Hier berät derzeit eine Professorin unsere Wellnesshotels intensiv darin, wie sie u. a. ihre regionalen Naturheilverfahren in den Alltag der Gäste transferieren. Wie sie z. B. das Thema Schlafen befördern, mit den Gästen über die Ernährung, Lebensstilgewohnheiten sprechen – ihnen einen echten Nutzen mitgeben, der bis zum nächsten Besuch bei unseren Mitgliedshotels anhält. Welches Potenzial sehen Sie für Wellnesshotels, Leistungen in stationären u. mobilen City-Spas z. B. für Firmen vor Ort anzubieten? Das Interesse ist da, blickt man auf Großstädte, wo viele Konzerne den Mitarbeitern regelmäßig Gratis-Massagen bieten. Fraglich ist, ob sich dies mittelständische Unternehmen leisten und hier ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen. Für etliche wird dies zu viel Zeit und Ressourcen fressen. Ist das nicht die Chance für die Hotellerie? Nein, weil es gegenwärtig nicht gegenfinanzierbar ist. Die Hotels müssten dafür mit ihrem Team hinaus in die Unternehmen gehen, und hier dauerhaft glaubwürdig und hochwertig dezentrale Leistungen anbieten – eine Nische in der Nische. Das sagen uns z. B. die Fitnessstudios, die seit langem Verträge mit Unternehmen haben. Ich glaube dennoch, dass das Thema mobil zunehmen wird. Aber nicht aus der stationären Hotellerie heraus, sondern freiberuflich in Netzwerken. Die Deutsche Bahn z. B. hat gerade eine Massageaktion in einem Zug getestet. Die Flughäfen wollen Wellnesszonen ausbauen, und einige Airlines überlegen, im Sollte die Wellnessidee in alle Bereiche und zu den Kunden vor Ort ausschwärmen? Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts, über den richtigen Zeitpunkt, City-Spas und die Innovationsfähigkeit der Branche. Kompendium 2015
FT_04_2015
To see the actual publication please follow the link above