Meinung Opinion Bernadette Wagenseil Redakteurin Editor Der Mann im Schwein Of pigs and men In die deutschen Schlacht- und Fleischbetriebe hält seit Kurzem die Ebermast Einzug. Tönnies, Vion, Westfleisch und Ulmer Fleisch rüsten sich damit schon für das Gesetz, welches 2018 in Kraft tritt und europaweit die Kastration von männlichen Ferkeln verbieten wird. Gegenwärtig werden im Jahr deutsch-landweit rund 25 Mio. Tiere dieser schmerzhaften Tortur unterzogen. Diese Vorgehensweise wird stark kritisiert – sowohl von den Tierschützern als auch den Verbrau-chern. Andererseits unterbindet sie den „Ebergeruch“, den einige Tiere vor der Schlachtreife entwickeln würden und vom Verbraucher als äußerst unange-nehm empfunden wird. Etwa 75 % können ihn bei der Zubereitung und dem Verzehr wahrnehmen. Ob mit der Ebermast das Problem gelöst wird, ist mehr als fraglich. Erfahrungen von diversen Schlachtbetrieben und Fleischverarbeitern haben gezeigt, dass doch ein relativ großer Anteil der Schlachtkörper geruchsauffällig bis stark stinkend ist. Rund 1 % müssen über die Tierkör-perbeseitigungsanstalt entsorgt werden! Neben dem hohen Aufwand, der sich durch die zusätzlichen Kont-rollen ergibt, ist der wirtschaftliche Schaden durch den Ausfall, hochgerechnet auf alle Schlachteber, nicht zu unterschätzen. Auch kann man sich die Frage stellen, ob es ethisch vertretbar ist, dass Schlachtkörper ein-fach so in den „Müll geschmissen“ werden – nur, weil der natürliche Geruch dem menschlichen Gusto nicht gerecht wird. Und selbst wenn der Verbraucher den unangenehmen Beigeschmack seines Schnitzels zum Wohle des Schweins klaglos in Kauf nimmt, stehen wir vor einem neuen Tierschutzproblem. Der hormonbepackte Eber kann nämlich ganz schön aggressiv werden. Da sind Rangordnungskämpfe und sexuell gesteuerte Verhal-tensweisen, die nicht selten mit Becken- und Knochen-brüchen oder im besten Fall mit Biss- und Trittverlet-zungen enden, an der Tagesordnung. Man sollte sich doch mehr mit der Improvac-Impfung auseinandersetzen. Sie würde all die Probleme mit einem Nadelstich lösen. Recently the issue of boar fattening has arrived in German slaughterhouses and meat proces-sing companies. Tönnies, Vion, Westfleisch and Ulmer Fleisch have already prepared themselves for the new legislation, which in 2018 will come into force and is going to prohibit the castration of male piglets. Currently about 25 million animals are subject to this brutal treatment in Germany every year. This procedure is strongly criticised both by animal rights activists and the majority of consumers. On the other hand, castra-tion helps to suppress the so called „smell of boar“, which some of the animals would develop and that is perceived as unpleasant by many consumers. Approx. 75% are able to smell and taste it after preparation. It‘s more than uncertain that boar fattening is going to solve this problem. Ulmer Fleisch recently published initial experiences the company made in the course of its boar project on the internet site of the specialised magazine „Schweine-zucht und Scheinemast“ (pig breeding and fattening): Until now data about approx. 28,000 slaughtered boars have been made available. The pigs originate from farms applying different husbandry approaches. Between 3 to 5% of the slaughtered animals develop a noticeable odour. Approx. 0.5 to 1% of the animals must be disposed due to the extent of the odour. Apart from the additional efforts involved in the controls of every single boar, the economic damage caused by the product loss mustn‘t be underestimated. Even if the consumers would be ready to ignore the unpleasant taste of their pork chop for the sake of the animals, we are still facing a new animal welfare issue. A boar controlled by his hormones can get quite aggressive. Hierarchy conflicts and sexually induced behaviours happen on a daily basis and often lead to pelvic fractures and broken bones or at best to injuries caused by bites and kicking. Maybe we should seriously consider the alternative of Improvac vaccination. It could solve both issues by just one injection. 1/2013 3
FT_01_2013
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