UNTERNEHMEN & KONZEPTE - Schwarzwald Schinken feilt am Image

Fleisch-Marketing_08_2016

ANTIBIOTIKA-MINIMIERUNG Die dänische Landwirtschaft minimiert ihren Antibiotika-Verbrauch seit mehr als 20 Jahren. Den Anfang machte 1994 die strikte Trennung der Veterinärberatung vom Antibiotika-Verkauf. Seit der Jahrtausendwende wird der Verbrauch aller Bestände vom Vetstat-Programm erfasst. So erhält man präzise Verbrauchsdaten nach Betrieb, Tierart, Altersgruppe und Diagnose. Ein entscheidender Faktor ist auch der seit vielen Jahren hohe Stellenwert vorbeugender Maßnahmen im dänischen SPF-System (Specific Pathogen Free): Gesunde Tiere brauchen keine Antibiotika. Cephalosporine und Fluorchinolone werden – wegen ihrer für die Humanmedizin wichtigen Rolle als Reserveantibiotika – in der Nutztierproduktion nicht mehr eingesetzt. Seit 2010 definieren Grenzwerte den akzeptablen Einsatz von Antibiotika. Bei deren Überschreitung ist mit Auflagen zur Senkung des Verbrauchs zu rechnen: von zusätzlicher Beratung bis zu Produktionseinschränkungen. Im Ergebnis haben all diese Maßnahmen bewirkt, dass Dänemark in der Nutztierproduktion zu den bedeutenden Erzeugerländern mit den niedrigsten Antibiotika-Verbrauch gehört. FREILAUFHALTUNG Bis 2021 soll in Dänemark die Freilaufhaltung für mindestens zehn Prozent der säugenden Sauen umgesetzt sein. Damit wird die Zahl der Bewegungsbuchten von derzeit 4000 auf 25.000 bis 30.000 erhöht. Der Bau von Freilauf-Ställen ist für die Landwirte eine weitreichende und riskante Entscheidung, da er mit erhöhten Investitionen und möglicherweise reduzierter Produktivität einhergeht, die nicht durch eine Preisgarantie kompensiert werden. Andererseits gilt Freilaufhaltung als zukunftweisend, so dass viele Landwirte sich für diesen Weg entscheiden. Eine gleichermaßen auf die Bedürfnisse der Sauen, der Ferkel, des Personals und die Finanzen des Landwirts abgestimmte Buchtengestaltung stellt die Branche vor große Herausforderungen. In Dänemark und anderen Ländern versucht man, robuste Haltungssysteme zu entwickeln. SCHLACHTBETRIEB DER ZUKUNFT Angesichts des hohen Kostenniveaus in Dänemark erscheinen die weltweiten Erfolge der dänischen Schweinebranche nicht naturgegeben. Ein entscheidender Teil des Erfolgsrezepts liegt in den massiven Innovationsinvestitionen der gesamten Wertschöpfungskette. Seit Jahrzehnten erhöhen die dänischen Landwirte durch intensive Entwicklungsprogramme die Wertschöpfung der Zucht und Mast von Schweinen. So nimmt die dänische Schweineproduktion bei der Erschließung neuer Erkenntnisse und Technologien seit langem eine Vorreiterrolle ein, und ihre Betriebe zählen zu den modernsten der globalen Branche. Derzeit erobern High-Tech-Verfahren wie Augmented Reality beziehungsweise Erweiterte Realität, Fertigungszellen, Roboter oder hoch entwickelte Datenanalyseverfahren die Produktionsbetriebe und verbessern nicht nur die Erträge und die Kosteneffizienz, sondern auch den Arbeitsschutz und die Produktqualität. Verarbeitungsbetriebe und ihre Kunden kommen sich immer näher, da moderne Technologien für stets komplexere Ansprüche maßgeschneiderte Lösungen und punktgenaue Einhaltung aller Vorgaben ermöglichen. ANTONIUS-KONZEPT Auf seinem Hof Tilsbækgård im Norden der Insel Seeland betreibt Michael Nielsen Schweineproduktion nach dem Antonius-Konzept, das erhöhte Anforderungen in den Bereichen Tierschutz und Qualität beinhaltet. Innovativ und zukunftsorientiert setzt er auf ein besonders hohes Maß an Tierschutz. Dazu gehört ein Abferkelstall für die durchgängige Freilaufhaltung trächtiger und säugender Sauen. Außerdem haben seine Antonius-Schweine mehr Platz und ungekürzte Ringelschwänze. In seinem Betrieb erzeugen 850 Muttertiere jährlich 25.000 Ferkel, die mit einem Gewicht von 30 Kilogramm verkauft werden. Ein Video über Michael Nielsens Schweineproduktion ist zu sehen unter: www.fachinfoschwein. de/aktuelles/news/2016/maj/video-zukunftweisende-schweinehaltung. Jan Dahl ist Chefberater und Fachtierarzt beim DFLE. Vivi Aarestrup Moustsen ist Forschungsleiterin im Seges Pig Research Centre. Dr. Lars Hinrichsen ist Geschäftsführer des Danish Meat Research Institute (DMRI). Michael Nielsen ist Landwirt und Schweineproduzent. 8/2016 · Fleisch-Marketing 39


Fleisch-Marketing_08_2016
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