Meinung Opinion Bernadette Wagenseil Redakteurin Editor Deutschland – Lohnsklavenland? Germany – wage slave country? Sie leben in alten Kasernen dicht auf dicht gedrängt hinter Stacheldraht, erbringen bis zu 16 Stunden am Tag Höchstleistung und wenn man sie sucht, verschwinden sie ganz schnell wieder. Osteuropäische Leiharbeiter – meist aus Rumänien – werden mittlerweile in großem Stil in Reisebussen nach Deutschland gekarrt, um dort zu einem Dumpingpreis den zu teuer gewordenen einheimischen Arbeitnehmer abzulösen. Sie schaffen ein immenses Arbeitspensum, wollen etwas Geld verdienen, um nicht mehr am Hungertuch nagen zu müssen und sind dazu noch äußerst anspruchslos. „Verliehen“ werden diese „Lohnsklaven“ über Subunternehmer, die aus dem Lebensum-stand dieser Menschen großen Profit schlagen. Denn häufig wird ihnen ein monatliches Gehalt von rund 2.000 Euro bei kostenfreier Unterkunft versprochen. In der Realität liegt der Verdienst weit unter 1.000 Euro, wovon dann auch noch die Mietkosten für ein Bett abgezogen werden, das meist im Schichtbetrieb mit einem anderen zu teilen ist. Wer aufmuckt, wird durch Drohungen mundtot gemacht. Auch wenn diese Praktik massiv an unserem sauberen Image kratzt, gewinnt sie im Rahmen der EU-Erweiterung mehr und mehr an Popularität – zumindest bei einigen Unternehmen. Gerade in deutschen Schlachthöfen und Fleischbetrieben sollen Leiharbeiter-Kolonnen systematisch beschäftigt worden sein. Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass mit dieser Methode Steuern und Sozialabgaben in Millionenhöhe hinterzogen wurden. Wie und ob der Subunternehmer diese Arbeitskräfte als solche beim Staat angemeldet hat, interessiert viele Auftraggeber nicht – muss es auch nicht. Oder? Aktuell wird gegen 22 Beschuldigte und ein Firmengeflecht von rund zwei Dutzend Unternehmen ermittelt. Die Leiharbeiter-Kolon-nen haben die Stammbelegschaften der Schlachthöfe vielerorts nicht nur massiv dezimiert, sondern sorgen zwischenzeitlich auch international für Ärger. So hat sich die belgische Regierung schon bei der EU-Kommission über Sozialdumping und Wettbewerbsverzerrung in Deutschland beschwert, da diese Billigkonkurrenz nun auch den belgischen Fleischverarbeitern zu schaffen macht. Sicher klingeln zunächst die Kassen, denn niedrige Personal-kosten bleiben in der Unternehmensbilanz nicht unbemerkt. Auf Dauer aber ruinieren solche Praktiken nicht nur das Ansehen aller deutscher Arbeitgeber, sondern schaffen auch ein Ungleich-gewicht auf unserem Arbeitsmarkt. Gehen Sie liebe(r) Leser(in) darum mit gutem Beispiel voran und beweisen Sie, dass der Begriff „soziale Verantwortung“ auch in unserer Branche seine Daseinsberechtigung nicht verloren hat. They are housed in old barracks, tightly packed behind razor wire, they work hard up to 16 hours per day and if you look for them, they quickly vanish again. Contract workers from East Europe – mostly from Romania. Many of them are brought to Germany in coaches as cheap replacements for local workers, who have become too expensive. One thing is for sure: These workers accomplish a huge workload, they are happy with small wages that help them make a living and they are very modest. These so called cheap labour workers are „hired“ by subcontractors that make a lot of profit out of the dire situation of these people. They are often promised monthly wages of about € 2,000, including free accommodation. In reality they are wage slaves who are paid less than € 1,000 per month minus the rent they have to pay for their accommodation, which they probably share with a co-worker on a rotating basis. Those who complain are threatened and muzzled. Although this practice damages our good reputation, it‘s been getting more and more popular – at least amongst a few companies – since the eastward expansion of the EU. Particularly German abattoirs and meat processing companies are said to employ large numbers of contract workers on a regular basis. Investigators have been looking into this accusations, which also involve evasion of taxes and social security contributions in the millions. Many contractees don‘t care whether the sub-contractors have registered their employees with the government authorities – and why should they? Or should they? Currently 22 individuals and a network of around two dozen companies are being under investigation. The massive numbers of contract workers have not only been decimat-ing the core workforce in many abattoirs, this issue has also caused irritation on an international level. The Belgian government has already filed a complaint with the European Commission, accusing German companies of social dump-ing and unfair competition, since the cheap competition has been a source of trouble for the Belgian meat industry. Sure. At first the cash tills ring. Low labour costs have a positive effect on the balance sheets. On the long run however, such practices will not only damage the reputation of all German employers, but will also cause an imbalance on our labour market. So, dear reader, please set a good example and prove to the world that social responsibility hasn‘t lost its raison d‘être in our industry. 4/2013 3
FT_04_2013
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