Meinung/ Opinion - Ein Pyrrhussieg/ A pyrrhic victory

FT_01_2017

Foto: Thorsten Neidlein Meinung Opinion Christian Blümel Redakteur Editor 1/2017 3 Ein Pyrrhussieg A pyrrhic victory Staatlich anerkanntes Tierwohl – das klingt eigentlich gar nicht schlecht. Mit viel Tamtam hat Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) das staatliche Tierwohlsiegel auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt. Mit 70 Mio. € Werbeetat soll es in den kommenden Wochen und Monaten bekannt gemacht werden. 2019 soll dann entsprechend zertifiziertes Fleisch in die Läden kommen und die Verbraucher zu Konsum mit gutem Gewissen animieren. Nach dem Willen des Ministers soll es kein elitäres Nischen-Luxus-Label werden und auf keinen Fall das Schicksal etwa des Siegels „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes erleiden. Schon seit 2013 gibt es dieses Tierwohllabel. Aber – Hand auf's Herz – haben Sie schon einmal ein Stück Fleisch mit diesem Siegel ge-kauft? Nein? Wäre auch schwierig geworden, denn gerade einmal 74 Erzeugerbetriebe sind entsprechend zertifiziert – nach entsprechend gekennzeichnetem Schweine- oder Geflügelfleisch müssen Sie beim Einkauf also mit der Lupe suchen. Andere Bemühungen für mehr Tier-wohl sind meist überaus ehrenhaft, sorgen aber mehrheitlich eher für Verwirrung bei den Verbrauchern oder zerlegen sich gar gegenseitig. Auch beim staatlichen Tierwohllabel stehen die Zeichen alles andere als gut. Denn Christian Schmidt ist der Konfrontation mit den Fleisch-erzeugern und Lobbyisten aus dem Weg gegangen und setzt auf Freiwilligkeit. Eine gute Nachricht ist das nur für die Ewiggestrigen in unserer Branche, die weiterhin an prekär beschäftigten Lohnschläch-tern und Billigfleisch im Supermarkt festhalten wollen. Für alle anderen – gerade in der Fleischindustrie – war der Startschuss für das staatliche Tierschutzsiegel eher ein Trauerspiel oder letzte Etappe auf dem Weg zu einem Pyrrhussieg. Denn einmal mehr liefert ein derartige freiwillige Selbstverpflichtung nur noch mehr Wasser auf die Mühlen von Veganern und Vegetariern. Freiwillig heißt, dass auch in Zukunft immer wieder skandalöse Bilder und Geschichten von Tierleid und gefährlichen Keimen in deutschen Betrieben durch die Medien geistern werden. Besondere Schlaumeier mögen einwenden, dass es sich bei den Veggie-Aktivisten nach wie vor um eine verschwindende Minderheit handelt, die man gut und gerne vernachlässigen oder gar ignorieren kann. Kann man nicht, denn auch ein Spitzenfunktionär der deut-schen Fleischbranche wie DFV-Präsident Herbert Dohrmann hat längst erkannt: „Sie mögen nicht viele sein, aber dafür sind sie umso lauter.“ Vertrauen ins gute Fleischprodukt kann nur mit Verbindlichkeit zurückgewonnen werden. Nicht mit freiwilligen Selbstverpflichtungen, sondern mit gesetzlichen Regeln, die den schwarzen Schafen das Leben schwer machen. Eines der wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche Fleisch- und Lebensmittelproduktion ist eine einwandfreie Hygiene. In diesem Heft haben wir diesem Thema deshalb reichlich Raum eingeräumt. Wir beleuchten Wege zu einem nachhaltigen Hygienemanagement, zeigen außerdem, dass Händewaschen nicht gleich Händewaschen ist, und stellen aktuelle Lösungen vor. State-approved animal welfare - that sounds really not bad at all. The German agricultural minister Christian Schmidt (CSU) presented the government animal welfare seal at the Green Week in Berlin with a great ballyhoo. in the forthcoming weeks and months € 70 million are invested in an advertis-ing campaign, which is supposed to ensure that the new seal becomes well known. In 2019 certified meat is to be brought into the shops encouraging consumers to buy with a good conscience. According to the will of the minister, it shall not be an elite niche luxury label and shouldn‘t share the fate of the seal „For more animal welfare“ of the German animal welfare association in any case. This animal welfare label exists since 2013. But - hand on heart - have you ever bought a piece of meat with this seal? No? It would have been rather difficult for you, because only 74 establishments of production are certified according to its requirements - so you have to look for such pigs or poultry meat with a magnifying glass. Other efforts for more animal welfare are usually extremely honorable, but they tend to create more confusion among the consumers or even destroy each other. The signs for the state animal welfare label are also anything but good. For Christian Schmidt has avoided the confrontation with the meat producers and lobbyists and relies on voluntary action. Good news is this only for the notorious eternals in our industry, who want to continue with precariously employed wage slaughters and cheap meat products in the super- markets. For everyone else - especially in the meat industry - the starting shot for the state animal protection seal was more of a tragedy or the final chapter on the way to a Pyrrhic victory. Once again, such a voluntary self-obligation will only provide more water to the mills of vegans and vegetarians. Voluntarity means that in the future scandalous pictures and stories of animal suffering and dangerous germs in German companies will continue their way through media. Some blokes may argue that the Veggie activists are still a dis-appearing minority that can be neglected or ignored. They can‘t. Even a top gun of the meat business as Herbert Dohrmann, president of the DFV, has realized: „They may not be many, but they are all the louder“ Confidence in the good meat product can only be regained with commitment. Not with voluntary self-commitments, but with legal rules that make life difficult for the black sheep. One of the most important criteria for a successful meat and food production is an impeccable hygiene. In this issue, we have given plenty of space to this topic. We highlight ways to achieve sustainable hygiene management, also show that hand washing is not the same as hand washing, and present current solutions.


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