VEgie-Produkte Top-Thema Tiefgreifender Wandel Vegane und vegetarische Produkte haben in Deutschland ihr Nischendasein verlassen. Eine zunehmende Zahl der Bevölkerung verzichtet mittlerweile komplett auf Fleisch. Noch stärker wächst die Gruppe der Flexitarier, die ihren Fleischkonsum bewusst einschränken. Aus dem „Trendreport Food 2017“ des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts You Gov geht hervor, dass praktisch alle Deutschen wissen, was eine vegane (96 Prozent) und vegetarische (92 Prozent) Ernährungsweise bedeutet. Allerdings kann sich nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent) mit Veganismus als Ernährungstrend identifizieren. Jeder zweite Deutsche (48 Prozent) lehnt vegane Lebensmittel sogar ab. Beim Thema Vegetarismus halten sich Befürworter des Trends (29 Prozent) und Ablehner (32 Prozent) in etwa die Waage. Eine Studie zu den Veränderungen der Nahrungsmittelindustrie durch Fleischersatzprodukte und den daraus entstehenden Wachstumschancen veröffentlichte kürzlich die Munich Strategy Group (MSG). Die Unternehmensberater kommen zu dem Schluss, dass durch die steigende Transparenz der Wertschöpfungskette zunehmend normative Kaufentscheidungskriterien der Konsumenten eine Rolle spielen. Damit einher geht die Forderung nach Nahrungsmitteln, die „gut für mich und gut für den Planeten“ sind. Dies führt dazu, dass die technologische Entwicklung intensiviert wird und Produkte auf den Markt kommen, die immer schwerer von echten Fleisch- und Wurstwaren zu unterscheiden sind. Anzeichen einer Trendwende Die Fleisch- und Wurstwarenindustrie ist daher bedeutenden Veränderungen ausgesetzt: Der Konsum von Fleisch- und Wurstwaren werde in den nächsten 20 Jahren um bis zu 40 Prozent abnehmen, wird in der Studie prognostiziert. Gewinner dieser Entwicklung sind Hersteller regionaler, hochwertiger Fleisch- und Wurstwaren, aber vor allem auch die Anbieter von Fleischersatzprodukten. War dieses Segment vor wenigen Jahren fast ausschließlich als Alternative für Veganer und Vegetarier zu verstehen, sind heute bereits Hamburger, Aufschnitt oder Grillwürste ohne Fleisch zu Massenmarktprodukten aufgestiegen. Die großen, gesellschaftlichen Trends und die technologische Entwicklung haben dies ermöglicht. Neben den damit einher- gehenden Absatzminderungen birgt diese Entwicklung der Fleischersatzprodukte aber auch neue Wachstums- und Er- tragschancen für die Fleisch- und Wurstwarenindustrie. Die Munich Strategy Group glaubt, dass durch die neue Dynamik Der Handel hat auf den Wandel reagiert: Vegane Produkte werden vermehrt angeboten – auch als Fleischersatzstoffe. Potentiale entstehen – sowohl mit Fleisch- als auch Fleischersatzformaten im Markt. Dass diese Prognose sich bewahrheitet, ist allerdings nicht sicher, denn Ende vergangenen Jahres überraschte das Marktforschungsunternehmen GfK, als es „Anzeichen einer Trendwende“ erkannte. Zwar sei das Segment der Fleischersatzprodukte im Wert und in der Menge 2016 noch gewachsen, aber die Steigerungsraten seien kontinuierlich zurückgegangen, erklärte Helmut Hübsch, Director GfK Panel Services Deutschland, beim Deutschen Fleischkongress. So notierten die Marktforscher im Dezember 2015 ein Plus in der Einkaufsmenge von 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, während es im Mai 2016 noch 11 Prozent und im Juni nur noch 2 Prozent waren. Besonders das größte Teilsegment bei Fleischersatz, der Wurst-Aufschnitt, der ein Fünftel der Gesamtmenge ausmacht, sei unter Druck geraten, hieß es weiter. So habe der Absatz von Januar bis August 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 3 Prozent zugelegt. Als mögliche Gründe für diese Entwicklung wurde ein Rückgang der Probierkäufe genannt. Überdies würde inzwischen kritischer hinterfragt, was in den Produkten stecke. Die GfK ließ trotz der präsentierten Zahlen allerdings keine Zweifel zu, dass die „vegetarische Ernährung“ ein wichtiges Trendthema bleibt. 3/2017 Fleisch-Marketing 19 Illustration Blatt S. 19-23: Colourbox.com
Fleisch-Marketing_03_2017
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