Bundesminister Julia Klöckner und Jens Spahn fordern, den Einsatz von Reserveantibiotika signifikant zurückzufahren.
Um die Antibiotika-Mengen in der Tierhaltung zu reduzieren und so auch der Resistenzbildung entgegenzuwirken, wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2014 ein nationales Antibiotikaminimierungskonzept für Masttiere eingeführt. Dessen Evaluierung hatte die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, Mitte Juni 2019 im Bundeskabinett vorgestellt.
Demnach ist die Gesamtverbrauchsmenge an Antibiotika bei allen sechs Nutztierarten (Mastferkel, Mastschweine, Masthühner, Mastputen, Mastkälber, Mastrinder) im Zeitraum von 2014 bis 2017 um über 30 Prozent gesunken. Lediglich der Einsatz von Antibiotika bei Masthühnern und Mastputen blieb nahezu unverändert. Er lag bei minus 4 bzw. minus einem Prozent. Zudem lag der Anteil von Reserveantibiotika bei diesen beiden Nutztierarten bei etwa der Hälfte der Verbrauchsmenge – bei Schweinen und Rindern sind es weniger als 10 Prozent.
Zahlen sind nicht akzeptabel
Bereits bei der Vorstellung des Berichts hatte Ministerin Klöckner diese Zahlen als „nicht akzeptabel“ bezeichnet. Resistente Bakterien aus der Tierhaltung haben auch Auswirkungen auf den Menschen. Daher hatte die Ministerin Vertreter der Geflügelwirtschaft zu einem Gespräch eingeladen, an dem das Bundesministerium für Gesundheit teilnahm.
Dazu Bundesministerin Julia Klöckner: „Jede Anwendung von Antibiotika kann die Entwicklung von Resistenzen nach sich ziehen. Den Einsatz bei Mensch und Tier müssen wir auf das absolut notwendige Maß reduzieren. Nicht hinnehmbar ist deshalb, dass diese Wirkstoffe in der Geflügelmast so extensiv eingesetzt werden. Das kann schwerwiegende Auswirkungen auch auf die Humanmedizin haben .“
„Nicht hinnehmbar ist, dass diese Wirkstoffe in der Geflügelmast so extensiv eingesetzt werden.“ Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
An die Geflügelwirtschaft habe sie daher gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die klare Erwartung, die Tiergesundheit in den Ställen so zu verbessern, dass mehrheitlich keine antibiotische Behandlung mehr notwendig ist. Fragen der Zucht, der Haltungsdichte, der Hygiene und vor allem des Betriebsmanagements spielten hier eine entscheidende Rolle.
Der Evaluierungsbericht zum Antibiotikaeinsatz in der Tiermast zeige, dass in Deutschland Geflügelmastbetriebe dauerhaft ohne Antibiotika auskommen. Die Vereinbarung, bis September einen ambitionierten Stufenplan zum Abbau der hohen Reserveantibiotikamengen vorzulegen, sei ein erster wichtiger Schritt.
Es geht ohne Antibiotika – auch dauerhaft
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Antibiotikaresistente Bakterien können vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Daher ist es unabdingbar, dass in der Tierzucht der Gebrauch von Antibiotika weiter reduziert wird. Hier besteht in einigen Bereichen Nachholbedarf.“
Die Beteiligten vereinbarten verbindlich, dass die Geflügelwirtschaft dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den kommenden zwei Monaten eine Strategie vorlegt. Fachleute beider Ministerien werden die Vorschläge dann bewerten und auf ihre Wirksamkeit prüfen.