Westfleisch hat das laut Finanzvorstand Carsten Schruck das „herausfordernde Jahr 2020 ordentlich gemeistert”. Im Vergleich zu 2019 stieg der Jahresumsatz um 1,3 % auf 2,83 Mrd. Euro. „2020 war vor allem wegen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest ein äußerst herausforderndes Jahr“, erklärte er. „Umso mehr freuen wir uns darüber, dass wir ordentlich abgeschnitten haben und unseren über 4.200 landwirtschaftlichen Mitgliedern auch diesmal neben der attraktiven Dividende in Höhe von 4,2 % auf ihr Geschäftsguthaben weitere Sonderboni auszahlen können.“ Der Jahresüberschuss sank vor allem aufgrund der zusätzlichen Kosten im Zuge der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest um 2,6 Mio. Euro auf 8,1 Mio. Euro. Zudem zahlt die Genossenschaft Sonderboni über alle Tierarten in Höhe von rund 2,4 Mio. Euro an die Vertragslandwirte aus.
Hohe Corona-Kosten
Nach der vorübergehenden Schließung des Standortes Coesfeld erarbeiteten Experten für alle Produktionsstätten ein erweitertes Hygienekonzept, um die Mitarbeitenden zu schützen und den Betrieb trotz Corona aufrecht zu erhalten. So wurde etwa eine engmaschige Teststrategie installiert, eine Million PCR-Tests durchgeführt und zwei Millionen OP-Masken eingekauft. Diese Maßnahmen kosteten über 22 Mio. Euro. Weiterhin testet Westfleisch jeden Tag alle Produktionsmitarbeiter an allen Standorten. Auch der Vormarsch von ASP in Deutschland stellte den Fleischvermarkter vor Probleme. Da China alle Importe stoppte, mussten Warenbestände in nennenswerter Größenordnung abgewertet werden.
Starke Verbraucher-Nachfrage
Dem gegenüber stehen die positiven Entwicklungen im Einzelhandel. Dabei unterstützten etwa die „Hamsterkäufe“ der Verbraucher die Geschäftsentwicklung im Bereich Wurst-, Convenience- und SB-Waren, berichtete Johannes Steinhoff, Vorstand Weiterverarbeitung und Technik. So stieg der Umsatz bei der Westfleisch-Tochter Westfalenland um 19,9 % auf 770 Mio. Euro. Der Absatz war mit 148.000 t um 14,7 % höher als in 2019 und legte so stärker zu als der Gesamtmarkt (+4,2 %). Positiv entwickelte sich auch das Geschäft bei Gustoland. Hier erreichte das Unternehmen einen Absatz von 41.000 t und so ein Plus von 7,1 % zum Vorjahr. „Die Bedeutung von Produkten regionaler Herkunft nimmt immer mehr zu, außerdem steigt die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel“, sagte Johannes Steinhoff und ergänzte: „Die Zahl der Verbraucher, die auf den Preis achten müssen, ist spürbar gestiegen.“
Schlachtungen
Gut 7,5 Mio Schweine (inklusive Sauen) schlachtete das Unternehmen im vergangenen Jahr – ein leichtes Minus von 3 %. Damit fiel der Rückgang etwas niedriger aus als im Gesamtmarkt (-3,5 %), sagte Steen Sönnichsen, Vorstand für die Bereiche Produktion, Vertrieb, Export und Einkauf Landwirtschaft. Bei den Großviehschlachtungen liege man bei fast gleichbleibender Schlachtzahl deutlich über dem Branchentrend. Die Genossenschaft schlachtete im vergangenen Jahr mit rund 436.000 Rinder 0,6 % mehr als 2019. Der Gesamtmarkt in Deutschland verlor hingegen 4,2 %. Positiv habe sich dagegen der „ordentliche Einzelhandelsabsatz bei Hackfleisch und Steaks” sowie die hohe Nachfrage der Verbraucher in der Weihnachtszeit ausgewirkt.