Klimaschutz als langfristiger Marktvorteil: Verlustarme Technologien und Arbeitsprozesse sind auf der SÜFFA 2023 in Stuttgart im Oktober ein wichtiges Thema. Von der Kostenspirale sind vor allem das produzierende Gewerbe und mittelständische Handwerksbetriebe betroffen – etwa Metzgereien, die in der Regel einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes für Energie aufwenden müssen. Die SÜFFA bietet vom 21. bis 23. Oktober 2023 eine Fülle von Informationen über energieeffiziente Technologien, Anregungen und Impulse für Investitionen sowie viel Gelegenheit zum fachlich-kollegialen Austausch.
Teure Wärme und Kälte
„Der Energiespargedanke ist in der Branche längst angekommen“, sagt Wolfgang Herbst, stv. Landesinnungsmeister für das Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg. „Es wurde in letzter Zeit viel von Bäckereien geredet, aber Fleischereibetriebe sind eigentlich noch energieintensiver. Von der Theke bis zum Kühlfahrzeug ist deshalb alles, was man reduzieren kann, wichtig.“ Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Nach Erhebungen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz wird über die Hälfte der im Betrieb verbrauchten Energie zur Erzeugung von Prozess- und Heizwärme aufgewendet. Mit einem Anteil am Gesamtwärmeverbrauch von rund 50 % zählen Kochen, Garen und Backen dabei zu den besonders energieintensiven Arbeitsgängen, dicht gefolgt von Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung. Der übrige Energiebedarf im Rahmen von Kälteerzeugung, Verarbeitungsprozessen und Versorgungstechnik wird meist mit Strom gedeckt. Hier ist die Kühlung für die Hälfte des Bedarfs verantwortlich.
Verschiedene Ansatzpunkte
Energieeffizient arbeiten Betriebe, deren durchschnittlicher Gesamtenergieeinsatz pro verarbeiteter Tonne Rohware unter 1-500 kWh liegt – dies veranschaulicht eine gern herangezogene Grafik des Wiener Energieinstituts der Wirtschaft. Doch wie gelangt man in diesen „grünen Bereich“? Die Kunst des Energiesparens besteht darin, verschiedene Ansatzpunkte gleichzeitig im Auge zu behalten. So lässt sich bei der Wärmeversorgung eine Reduzierung von bis zu 25 % erreichen, indem etwa bei der Kühlung anfallende Abwärme für Gebäudeheizung oder Aufbereitung für Warmwasser genutzt wird. Die Kühlprozesse selbst bieten ein Einsparpotenzial von bis zu 15 %. Nicht vergessen werden darf die Gebäudehülle: Eine Reduzierung der Wärme- und Lüftungsverluste spart bis zu 40 % der aufgewendeten Energie.
Stellschrauben mit enormem Potenzial
Häufgt müsse man schlicht umdenken, mahnt Wolfgang Herbst. Das Einsparpotenzial sei „insgesamt enorm“, und mit gezielter Planung lasse sich sehr viel erreichen. „Man kann Arbeitsabläufe optimieren, die Anlagen möglichst auslasten. Es hat keinen Sinn, für 30 Weißwürste 300 Liter Wasser zu erhitzen.“ Die meisten Kollegen verfügten über Wärmerückgewinnungssysteme, doch gebe es auch „viele kleine Stellschrauben, wo es niemandem weh tut, wenn man daran dreht“. Beispiel Beleuchtung: „Früher kam es oft vor, dass man mit einer Kiste in beiden Händen den Kühlraum verließ und dabei vergaß, das Licht auszuschalten. Die Lampe verbrauchte nicht nur unnötig Strom, sondern verströmte zusätzlich Wärme, sodass stärker gekühlt werden musste. Dafür gibt es heute eine LED-Beleuchtung mit Bewegungsmelder. Türe zu, Licht aus“, betont er.
Klimaneutrale Fleischerei
Ein durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums gefördertes Projekt zeigt, wie wirtschaftliche und ökologische Vorteile optimal ineinandergreifen können: Dank Wärmerückgewinnung und Photovoltaikanlagen ist das „Genusszentrum“ der in Oberjettingen ansässigen Metzgerei Klink fast klimaneutral. „Je mehr Energie man selbst wiederverwenden kann, desto wirtschaftlicher kann man arbeiten“, sagt der stv. Geschäftsführer Max Klink (links im Bild). Zudem seien Umwelt- und Klimaschutz ein handfester Marktvorteil. „Unsere Kundinnen und Kunden legen generell großen Wert auf Nachhaltigkeit. Wir haben unsere Philosophie offengelegt, was bei unserer Kundschaft sehr gut angekommen ist. Das betrifft neben der Energieeffizienz auch viele andere Aspekte der Nachhaltigkeit – z. B. biologisch abbaubare Verpackungen für unsere Tagesgerichte.“ Bis sich das Ganze rechnerisch amortisiere, werde zwar einige Zeit vergehen, doch seien die finanziellen Erwägungen nicht allein ausschlaggebend gewesen: „Man muss auch ideell dahinter stehen!“
Was technologisch heute möglich ist, sieht, hört und erfährt man auf der SÜFFA. „Wir haben die Messe in den letzten Jahren regelmäßig besucht und dort viele wertvolle Informationen erhalten, vor allem zur Maschinenausstattung“, sagt Max Klink. Mit Angebotsschwerpunkten wie Energie- und Versorgungswirtschaft, Kälte- und Klimatechnik, Beleuchtungstechnik oder Betriebsplanung sei die Messe gerade in Fragen von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bestens aufgestellt, bestätigt auch Wolfgang Herbst. „Innerhalb der Branche herrscht eine hohe Investitionsbereitschaft, da es um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der Betriebe geht. In die Energieeffizienz zu investieren ist eine Investition in die Zukunft!“