Seit Ende Juli ruft die Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks in einer Online-Petition dazu auf, Regionen zu stärken und Benachteiligungen für das Handwerk zu beseitigen. Die Petition kann noch bis zum Ende 2020 unterzeichnet werden. Auch einige Fleischerei-Fachgeschäfte haben sich die Unterlagen ausgedruckt und sammeln bei ihren Kunden Unterschriften für dieses Anliegen. Bisher sind über 19.000 Unterschriften zusammengekommen – nötig sind 50.000 Unterschriften. Hier geht es zur Online-Petition.
Zahlreiche Benachteligungen
Die regionale und handwerkliche Produktion soll stärker gefördert werden. Das bekennt auch die Politik. Die tatsächlichen Gesetze und Vorschriften bewirken aber oft genau das Gegenteil. Kleine Unternehmen werden gegenüber großen an vielen Stellen benachteiligt. Das gilt für staatliche Gebühren, Energiekosten und technische und bürokratische Auflagen, die für Handwerksbetriebe mehr Kosten und Arbeit bedeuten. Das alles ist durch konkrete politische Entscheidungen so gemacht. „Will man tatsächlich ein Gegengewicht zur industrialisierten Land- und Ernährungswirtschaft erhalten, müssen diese Benachteiligungen beseitigt werden“, heißt es in der Online-Petition.
Drei Beispiele
Die Politik beteuert, diese Ziele zu verfolgen. Die Bedeutung von Handwerk und Mittelstand werden immer wieder betont. Trotzdem wird das Fleischerhandwerk in vielen Punkten durch Gesetze und Vorschriften stärker belastet als große Fleisch-Industriebetriebe.
Beispiel Gebühren: Gebühren für die vorgeschriebenen Fleischuntersuchung oder für die Abfallentsorgung werden staatlich oder von öffentlichen Trägern festgesetzt. Dabei gibt es meist Staffelgebühren, d. h., der Preis sinkt, wenn die Menge wächst. Das führt dazu, dass ein Handwerksbetrieb ein Vielfaches dessen bezahlt, was ein Industriegigant entrichtet. Das fördert die Konzentration zu immer größeren Unternehmen.
Beispiel Energiekosten: Große, international operierende Unternehmen können sich von der Abgabe für erneuerbare Energien befreien lassen. Kleine können das nicht. In der Folge haben Handwerksbetriebe bezogen auf die hergestellte Menge eine viel höhere Kostenbelastung.
Beispiel Bürokratie: Es ist ein Unterschied, ob ein Industriebetrieb mit tausenden Mitarbeitern aus dem In- und Ausland arbeitet oder ein Handwerksbetrieb mit fest angestellten Mitarbeitern, die seit Jahren zum Betrieb gehören und in der Region wohnen. Dieser Unterschied macht auch andere Vorschriften möglich. Werden nun dieselben Gesetze für alle Unternehmensgrößen gemacht, dann führt das zwangsläufig zu stärkeren Belastungen bei den Kleinen. Das gilt zum Beispiel für Auflagen hinsichtlich der Arbeitszeitdokumentation oder auch für die Dokumentation von Warenströmen. Die sind im Handwerksbetrieb mit einfachen Mitteln zu bewerkstelligen. Werden aber aufwändige elektronische Aufzeichnungssysteme gefordert, bedeutet das für einen Industriebetrieb eine sehr geringe Investition, für einen Handwerksbetrieb aber eine schwerwiegende Belastung.