Die Umweltorganisation Greenpeace startete ein Meldeportal, mit dem sich Verstöße gegen die gesetzliche Mehrweg-Angebotspflicht für Plastik-Einwegverpackungen direkt an verantwortliche Landesbehörden melden lassen. Mit einer bundesweiten Recherche belegte Greenpeace im Januar, dass etwa die Hälfte (52 %) von 687 stichprobenartig getesteten Gastronomie-Betrieben keine Mehrweg-Alternativen für das Mitnehmen von Speisen und Getränken anboten. Damit verstießen sie gegen die für sie seit Jahresbeginn geltende entsprechende Pflicht.
Zuständige Behörden tatenlos
„Mit dem Meldeportal geht Greenpeace gegen die Ignoranz der Take-away-Branche vor, damit die gesetzliche Mehrweg-Angebotspflicht endlich umgesetzt wird. Die zuständigen Behörden sind auch ein Vierteljahr nach Inkrafttreten des Gesetzes weitestgehend tatenlos, das können wir so nicht mehr hinnehmen. Endliche Ressourcen wie Öl und Gas dürfen nicht länger für Wegwerf-Verpackungen verschwendet werden”,, sagt Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz von Greenpeace. Fast-Food-Ketten und Lieferdienste fielen bei der Greenpeace-Recherche besonders negativ auf. Verstößt ein Gastronomie-Betrieb gegen die Mehrweg-Pflicht und wird gemeldet, sind die Behörden in der Verantwortung, sich der gemeldeten Ordnungswidrigkeit anzunehmen. Ein Gesetzesverstoß kann mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro geahndet werden.
Flächendeckende Mehrweg-Pflicht gefordert
Die Angebotspflicht von Mehrweg-Alternativen für Plastik-Einwegverpackungen sieht Greenpeace nur als ersten Schritt. In ihrer aktuellen Form kann sie nicht ausreichend vermeiden, dass Rohstoffe verschwendet werden und der Müll durch Einwegverpackungen zunimmt: Zahlreiche Take-Away-Betriebe tauschen schon jetzt das Plastik der Einwegverpackungen gegen andere Materialien aus und umgehen somit das Gesetz. In Deutschland entstehen laut Verbraucherzentrale Berlin täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll durch Mitnahme-Verpackungen für Speisen und Getränke.
Um die deutschen Ziele zum Ressourcenschutz zu erreichen, hält Greenpeace ein Verbot für alle Einwegverpackungen für dringend nötig. Schon jetzt verursachen die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen laut Weltressourcenrat etwa die Hälfte aller globalen Treibhausgasemissionen sowie 90 % des Artensterbens. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigte an, dass durch eine Strategie zur Kreislaufwirtschaft der Rohstoffverbrauch Deutschlands deutlich gesenkt werden soll. „Wir brauchen von Steffi Lemke statt eines nett gemeinten Mehrweg-Angebots eine effiziente und flächendeckende Mehrweg-Pflicht für alle Einwegverpackungen. Das Einweg-Zeitalter muss endlich beendet werden“, ergänzt Viola Wohlgemuth.