Fünf Fakten zum sinkenden Antibiotikaverbrauch in der dänischen Schweineproduktion
Als verschreibungspflichtige Medikamente kommen Antibiotika in der dänischen Schweineproduktion nur zur Behandlung von diagnostizierten Krankheiten zum Einsatz. Sämtliche Vorgänge werden in der VETSTAT-Datenbank registriert. Die Daten dokumentieren einen seit 20 Jahren sinkenden Antibiotikaverbrauch – bei gleichzeitig steigendem Produktionsvolumen.
Das sind die fünf zentralen Fakten
(1) VETSTAT – Erfassung des Verbrauchs
Die von den dänischen Aufsichtsbehörden betriebene Datenbank zur Erfassung des Antibiotikaverbrauchs in der dänischen Nutztierproduktion liefert Verbrauchsstatistiken nach Tierart, Altersgruppe, Diagnose und Behandlung. Die erfassten Daten dienen als Dokumentation und Entscheidungsgrundlage.
(2) Gelbe Karte begrenzt den Verbrauch
Das dänische Veterinär- und Lebensmitteldirektorat hat die ‚Gelbe Karte‘ 2010 zur Begrenzung des Arzneimittel- bzw. Antibiotikaverbrauchs eingeführt. Sie beinhaltet für betroffene Betriebe Auflagen zur Reduzierung des Verbrauchs sowie zu weiteren Einschränkungen und Maßnahmen. So gut wie alle betroffenen Betriebe konnten auf diese Weise ihren Verbrauch reduzieren.
(3) Antibiotikaverbrauch im internationalen Vergleich
Im Vergleich zu anderen Ländern liegt der Antibiotikaverbrauch der dänischen Nutztierproduktion auf einem niedrigen Niveau. Der Einsatz von Reserveantibiotika wie Cephalosporinen und Fluorchinolonen unterliegt strengen Restriktionen und kommt in der Schweineproduktion so gut wie nicht vor.
(4) Senkung des Antibiotikaverbrauchs in der dänischen Schweineproduktion
Seit 20 Jahren sinkt der Antibiotikaverbrauch in der dänischen Schweineproduktion. Zahlen aus dem Jahr 2021 belegen rückläufige Verbrauchszahlen trotz steigender Produktion. Waren es etwa 2005 noch rund 90.000 Kilogramm des Medikaments, die verbraucht wurden, lag diese Zahl 2021 bei deutlich weniger als 80.000 Kilogramm. Die Zahl der produzierten Schweine stieg von 2005 bis 2020 von 27 auf 33 Millionen.
(5) Bedeutung der neuen EU-Vorgaben für den dänischen Antibiotikaverbrauch
Anfang 2022 erschienen neue EU-Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierproduktion. Demnach müssen Tierärzte sich bei Dosierung und Behandlungsdauer künftig strikt nach den Hersteller- bzw. Zulassungsangaben richten, dürfen also keine niedrigere Dosierung bzw. kürzere Behandlungsdauer anordnen.
Dies stellt insbesondere in den nordischen Ländern – wo Antibiotika nach der Devise „So wenig wie möglich und so viel wie nötig“ verschrieben werden – eine große Herausforderung dar. Denn die Zulassung stammt oft aus einer Zeit, als Resistenzen noch kein Thema waren und wurde seither auch nicht an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen angepasst. So können die neuen EU-Vorgaben zu einer Zunahme des Antibiotikaverbrauchs führen, was nicht im Sinne des EU-Ziels einer generellen Senkung des Antibiotikaverbrauchs ist.
Der Dänische Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft setzt sich gemeinsam mit dem dänischen Tierärzteverband bei den dänischen Behörden für eine Auslegung der Vorgaben im Einklang mit dem nordischen Gebrauch von Antibiotika ein. In Schweden und Finnland haben die nationalen Behörden eine Lösung gefunden, die es Tierärzten erlaubt, von den Hersteller- bzw. Zulassungsangaben abzuweichen, um Resistenzen vorzubeugen und optimales Tierwohl mit einer Senkung des Antibiotikaverbrauchs in Einklang zu bringen.
Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die dänische Nutztier- und damit auch die Schweineproduktion intensiv an der Reduzierung von Antibiotikagaben und Resistenzen. Durch Gesetzesvorgaben und Kontrollmaßnahmen sowie Einigkeit und Einsatz auf der ganzen Linie konnte von 1994 auf 2021 der Gesamtverbrauch in der Schweineproduktion um 52 % reduziert werden.