Spezialitätenfleischerei blickt genüsslich zurück nach vorn
Wer aus Oldenburg kommt, kennt den kräftigen roten Schriftzug an der Fassade in der Alexanderstraße seit Kindertagen. Seit inzwischen 120 Jahren steht der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Name Meerpohl für Genuss, Handwerkstradition und inzwischen auch für eine Familiengeschichte voller Unternehmergeist.
Auch wenn der Gebäudekomplex der Meerpohl Spezialitätenfleischerei heute das Bild der Alexanderstraße prägen: Angefangen hat alles viel kleiner und ganz woanders. 1903 gründete Friedrich Meerpohl am anderen Ende der Huntestadt sein Fleischereifachgeschäft. Dass er damit den Grundstein für eine inzwischen fünf Familiengenerationen umfassende Erfolgsgeschichte legen würde, war ihm damals sicher nicht bewusst.
Innerhalb der zurückliegenden 120 Jahre hat sich viel verändert. Der hohe Anspruch, den das Familienunternehmen an seine Produkte stellt, gehört nicht dazu. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die zu verarbeitenden Tiere von Landwirten aus dem Umland aufgezogen und mit Pferdekarren angeliefert. Sie stammen sie auch heute noch aus der Region. „Natürlich hat sich bei den Transport- und Verarbeitungsstandards viel getan, aber uns und meinen Vorgängern war es immer wichtig, genau zu wissen, wo unsere Rohstoffe herkommen,“ sagt Geschäftsführer Andreas Meerpohl.
Wirtschaften hat bei Meerpohl Familientradition
Das Umfeld der Fleischbranche ist sensibel. „Nachhaltigkeit, Tierwohl und Respekt vor dem Lebewesen sind für uns keine neuzeitlichen Ansprüche“, sagt Sabine Meerpohl, die sich die Verantwortung über die Traditionsfirma mit ihrem Mann teilt. „Das Schweinefleisch, das wir im Laden und auf den Wochenmärkten anbieten, stammt aus regionaler Offenstallhaltung mit der Haltungsstufe 4. Damit erfüllen wir höchste Standards“, ergänzt sie.
Auch an die Vermarktung ihrer Produkte stellt die Familie hohe Ansprüche. Die neue Submarke für mehr Nachhaltigkeit, Transparenz und Tierwohl hört in Anlehnung an den Familiennamen auf den kreativen Namen „Meerwohl“.
Die Rechnung geht auf – die Spezialitätenfleischerei zählt heute 85 Angestellte. Nicht zuletzt, weil sich ein wirtschaftliches Feingefühl durch die Familiengeschichte zu ziehen scheint. Neben dem Verkauf im eigenen Ladengeschäft gibt es inzwischen weitere Standbeine: Als Event-Caterer mit Großküche beweist sich die Familie bereits seit 1970. Deutlich neuer sind dagegen die Grillfleischautomaten der Fleischerei, die einen 24-Stunden-Service anbieten, sowie die Listung in lokalen Filialen großer Supermarktketten.
Nächste Generation übernimmt Verantwortung
Der viel diskutierten CO2-Bilanz ihrer Branche ist sich die Geschäftsführung, seit diesem Jahr um die nächste Generation ergänzt, durchaus bewusst: „Wir versuchen den Nachhaltigkeitsaspekt bei allem, was wir tun, mitzudenken. Das ist inzwischen auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, erklärt Philip Meerpohl, „unsere Firmengebäude verfügen über eine große Photovoltaikanlage sowie zwei effiziente Blockheizkraftwerke. Darüber hinaus nutzen wir, wo immer es geht, Mehrweggeschirr oder nachhaltige Verpackungsmaterialien aus Papier.“
Auch vor dem Produktsortiment mache der Nachhaltigkeitsgedanke nicht Halt: „Sowohl im Catering-Bereich als auch in unserer Auslage und in regionalen Supermärkten finden sich inzwischen zahlreiche fleischfreie Produkte der Marke Meerpohl.“
Im Bild oben (von li.): Philip, Andreas und Sabine Meerpohl erhalten von Eckhard Stein, Präsident der Handwerkskammer Oldenburg, und Klaus Sünkler, Obermeister der Fleischer-Innung Oldenburg, eine Goldene Ehrenurkunde.