Eine besondere Geschichte birgt nicht nur der Werdegang von Gunnar Flessa, sondern auch manch Einrichtungsstück seines Ladens MasterButcher. Produziert wird fast wie früher – komplett ohne Zusatzstoffe.
Es klingt paradox: Wäre das billige Hackfleisch im Discounter nicht gewesen, wäre das Fleischerhandwerk heute um einen motivierten jungen Metzgermeister ärmer. Für Gunnar Flessa war das Fleisch im Discounter die Initialzündung, sein Jurastudium kurz vor dem ersten Staatsexamen an den Nagel zu hängen. Die Preise im Supermarkt machten den Jura-Studenten, der sich selbst versorgte, stutzig und er beschäftigte sich bewusster damit. Seine Eltern haben ihn dabei unterstützt und in Kontakt mit dem Coburger Innenstadtmetzger Frank Fechter von der Fleischerei Fischer gebracht.
Zunächst Vorurteile
„Meinen Eltern war es immer das Wichtigste, dass ihre Kinder glücklich sind bei dem, was sie machen“, erzählt Gunnar Flessa, der nach einem Praktikum in der Neustadter Fleischerei Luther die Entscheidung fällte, Metzger zu werden und ebendort eine Ausbildung begann. Der Kontakt zu vielen Kommilitonen brach im Anschluss ab. „Der Metzgerberuf wird leider immer ein bisschen belächelt. Ich hatte mit vielen Vorurteilen zu kämpfen“, berichtet der 29-Jährige, der seinen Weg unbeirrt fortsetzte. „Ich glaube, nur das, was man gerne macht, macht man auch gut und bringt darin Leistung – die am Ende des Tages honoriert wird.“ Sein Lohn ließ nicht lange auf sich warten: Er wurde Kammersieger der Handwerkskammer Oberfranken und Vizemeister der bayerischen Metzgergesellen, absolvierte die Meisterschule und wurde ausgewählt als Teammitglied des Butcher Wolfpack.
Chance auf eigenen Laden
Nach einer Stippvisite im Einzelhandel, um auch „die andere Seite kennenzulernen“, bot sich die Chance auf einen eigenen Laden. Das Konzept hatte er schon länger im Kopf, die Lage war perfekt – mitten in der Fußgängerzone und damit „am Puls von Coburg“ – doch es gab eine große Hürde: die Bank. „Im Alter von 27 Jahren und mit eher geringen Rücklagen an einen Kredit zu kommen, war eine große Herausforderung.“ Die Verhandlungen dauerten über ein Jahr. „Aber wir haben es geschafft, denn wir waren und sind überzeugt von dem Konzept“, betont Gunnar Flessa, der dabei seine Eltern miteinschließt. Sie standen ihm weiterhin zur Seite, seine Mutter übernahm gar die komplette Inneneinrichtung des Ladens mit Einzelstücken wie einem Texas Longhorn-Schädel.
Ohne Zusatzstoffe
Das Faible Gunnar Flessas für die Zeit des 19. Jahrhunderts, das sich konsequent vom Logo des „Masterbutcher“ über die Kasse bis hin zur Arbeitskleidung – Lederschütze, Leinenhemd, Old Style-Hose und Melone – durchzieht, passt – wie die Coburger Bratwurst zum Kiefernzapfen – zu seiner Philosophie. Denn seine Produkte entstehen fast wie früher. Er verzichtet komplett auf Zusatzstoffe wie Phosphate und Geschmacksverstärker. Kochpökelwaren und -wurst kauft er…
Text: Claudia Kirchner
Die ganze Reportage lesen können Sie hier in FH Fleischer-Handwerk 3/2023: https://blmedien.aflip.in/FH_Fleischer_Handwerk_03_23.html#page/30